Carlos Alcaraz und Jannik Sinner fielen sich nach dem Spiel in die Arme. Foto: AFP/MATTHEW STOCKMAN

Carlos Alcaraz trennen nach einem sensationellen Comeback-Sieg im Viertelfinale der US Open nur noch zwei Erfolge von seinem ersten Grand-Slam-Coup.

Was war das für ein Match! Die beiden Tennis-Jungstars Carlos Alcaraz und Jannik Sinner lieferten sich im Viertelfinale der US Open einen epischen Tennis-Krimi. Als um 2.50 Uhr Ortszeit auch das späteste Spiel der US-Open-Geschichte ein Ende gefunden hatte, fielen sich die beiden Tennis-Gladiatoren völlig entkräftet in die Arme.

Von den Fans im Arthur Ashe Stadium, die zuvor in 5:15 Stunden komplett auf ihre Kosten gekommen waren, gab es Standing Ovations. Das dramatische Viertelfinalspiel in der Nacht zu Donnerstag beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres wird nicht nur wegen seiner späten Uhrzeit unvergessen bleiben.

Standing Ovations für beide

Die beiden Jungstars lieferten sich einen finalwürdigen, ja fast schon epischen Schlagabtausch mit vielen brillanten Ballwechseln und großer Spannung. Am Ende zwang der 19 Jahre alte Spanier Alcaraz den zwei Jahre älteren Italiener Sinner mit 6:3, 6:7 (7:9), 6:7 (0:7), 7:5 und 6:3 in die Knie. Riesigen Applaus bekamen aber beide.

„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich das geschafft habe“, sagte Alcaraz nach seinem ersten Halbfinaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier, für den er extrem viel aufwenden und sogar einen Matchball gegen sich abwehren musste: „Du musst immer an dich selbst glauben. Die Hoffnung darf man immer erst als Letztes verlieren.“ Alcaraz lobte in seiner Siegesrede auf dem Platz, die ihm nach dem Kraftakt sichtlich schwer fiel, auch Gegner Sinner für den packenden, aber stets fairen Kampf: „Er ist ein großartiger Spieler, sein Level ist einfach unglaublich.“

Auf den Spuren von Nadal

Den niedergeschlagenen Südtiroler konnte das wenig trösten. „Ich hatte schon ein paar schwere Niederlagen, aber das kommt nach ganz oben auf die Liste“, sagte Sinner traurig, „ich denke, das wird eine Weile wehtun.“

Alcaraz, der erst um 3.45 Uhr nach dem Ende der Pressekonferenz zurück ins Hotel fahren konnte, ist damit jüngster Grand-Slam-Halbfinalist seit Landsmann Rafael Nadal (2005 bei den French Open). Zudem wahrte er die Chance, nach dem Turnier die Führung in der Weltrangliste zu übernehmen.

Nun wartet Publikumsliebling Tiafoe

Alcaraz trifft im Halbfinale am Freitag auf Frances Tiafoe. Der 24-Jährige gewann 7:6 (7:3), 7:6 (7:0), 6:4 gegen den keineswegs enttäuschenden Russen Andrej Rubljow und zog beim Heimturnier als erster US-Amerikaner seit Andy Roddick 2006 in die Runde der besten Vier ein.

„Er hat viel Selbstvertrauen im Moment, und der Ort ist für ihn auch ein besonderer“, sagte Alcaraz über den US-Amerikaner Tiafoe. Er erwarte ein „Top-Match“ - doch sein Viertelfinale gegen Sinner wird nur schwer zu toppen sein.