Im Namen der Cybersicherheit: Das Landgericht hat einen Computer-Betrüger verurteilt. Foto: picture alliance / /Ralf Hirschberger

Wenn der heimische Rechner plötzlich blockiert ist: Das Stuttgarter Landgericht verurteilt das Mitglied einer Betrügerbande aus Kiew, die mit Trojanern Millionenschaden angerichtet haben dürfte.

Stuttgart - Die Bande hat gut 500 Computerbesitzer in und um Stuttgart abgezockt. Insgesamt 4000 sollen es in ganz Deutschland sein, unzählige weltweit – der Schaden wird auf gut acht Millionen Euro geschätzt. Jetzt ist ein Mitglied einer ukrainischen Bande von Computer-Erpressern vom Stuttgarter Landgericht zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 36-Jährige aus Kiew soll Administrator und technischer Berater der Gruppierung gewesen sein.

Mit dem Urteil ist der Cybercrime-Abteilung des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg ein Schlag gegen international agierende Banden im Internet gelungen – und hat überdies den Beweis geliefert, dass auch Täter, die fernab und anonym im Netz agieren, erwischt werden können. Die Masche der Täter war und ist stets dieselbe: Per Mail wurden sogenannte Trojaner mit Schadprogrammenverschickt – und wer auf die fingierte behördliche „Anzeige wegen Computersabotage“ klickte, saß schon in der Falle. Ein Sperrbildschirm blockierte den Rechner und behauptete wahrheitswidrig, man habe Kinderpornos oder illegale Dateien geladen.

Die erste Spur schon Ende 2012

Doch warum haben ausgerechnet Stuttgarter Ermittler die Trojaner aus der Ukraine ins Visier genommen? „Ein Betroffener aus einer Nachbarstadt Stuttgarts hatte Ende 2012 Anzeige erstattet“, sagt LKA-Sprecher Jürgen Glodek, „und unsere neue Cybercrime-Abteilung hatte als erste einen Ermittlungsansatz.“ Auf dem Rechner des Opfers fanden sich digitale Spuren zu einem Netzwerk, das in ganz Deutschland Unheil anrichtete. Die Betroffenen sollten über den Kauf von Paysafekarten 100 Euro Gebühr an die Erpresser zahlen, um ihren Rechner auszulösen. „In der Regel wurden die dennoch nicht freigeschaltet“, sagt Glodek. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft übernahm die zentralen Ermittlungen.

Verhängnisvoller Flug nach Wien

Die Computerspezialisten spürten einen Mann aus dem ukrainischen Kiew auf, der für eine Welle von Trojanerangriffen zwischen 2013 und 2015 mit gesorgt haben soll. Der Verdächtige blieb lange unbehelligt – bis er im März 2020 nach Wien flog. Am dortigen Flughafen wurde er mit internationalem Haftbefehl festgenommen und ausgeliefert. Die 14. Strafkammer des Landgerichts verurteilte ihn nun wegen Beihilfe zu bandenmäßiger Erpressung und Computersabotage. Die Drahtzieher werden noch gesucht.