Eine der wenigen Touristinnen dieser Tage in Stuttgart? Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Herbstferien haben begonnen, doch steigende Infektionszahlen und verschärfte Reisebestimmungen stellen so manchen Urlaubsplan auf den Kopf. Wie verbringen die Stuttgarter ihre Ferien in Zeiten von Corona? Wir haben in der Innenstadt nachgefragt.

Stuttgart - Wie schön es doch wäre, die Koffer zu packen und für ein paar Tage dem kalten Herbstwetter zu entfliehen. Gerade in diesem Jahr ist der Urlaubsbedarf sicher bei vielen groß. Schon in den Sommerferien waren nicht nur viele Bürger aus der Landeshauptstadt zu Hause geblieben. Nun steigen die Corona-Fallzahlen stetig. Wie gestalten die Stuttgarter ihre Herbstferien in Corona-Zeiten? Und was denken sie über die strengeren Maßnahmen?

Am Montagmittag ist, trotz des regnerischen Herbstwetters, viel los in der Stuttgarter Innenstadt. Während die einen nach ihrer Mittagspause auf dem Rückweg zur Arbeit sind, genießen die anderen bereits ihren ersten Ferientag. Eberhard Löffler, ein Passant auf der Königstraße, meint auf die Frage, was er für die Herbstferien geplant habe: „Mal schauen, vielleicht besuche ich meine Enkel auf der Schwäbischen Alb. Abgesehen davon bleibe ich zu 99 Prozent zu Hause“. Er kann die coronabedingten Einschränkungen nachvollziehen: „Das Virus kriegen wir halt anders nicht so schnell weg“.

Großeltern aus Niedersachsen kommen aus Angst vor Corona nicht

Auch die Passanten Viktor und Lubow Schlecht halten die Maßnahmen für absolut gerechtfertigt und sinnvoll. Obwohl er für sein erstes Jahr in Rente große Reisepläne hatte, die nun ins Wasser fallen, beschwert sich Viktor Schlecht nicht. „So ist es eben. Das sind die Regeln, an die sich alle halten müssen. Anders geht es nun mal nicht“.

Während es sich die einen trotz der Komplikationen nicht nehmen lassen, die Verwandtschaft zu besuchen, bleiben andere freiwillig daheim. Eine Familie berichtet, dass die Fahrt zu Oma und Opa in den Schwarzwald ausfällt. Eine andere erzählt, dass die Großeltern aus Angst zu Hause in Niedersachsen bleiben. „Wir hatten unseren Sohn nicht im Hort angemeldet – zum Glück gibt es Homeoffice“, sagt die 44 Jahre alte Mutter eines Neunjährigen. „Ich habe zwar keine Kinder, aber ich bleib’ zu Hause“, berichtet auch der Passant Patric Metzger. Auf die Frage, ob er Verständnis für die Regelungen habe, sagt er: „Definitiv! Meiner Ansicht nach geht es in dieser Hinsicht nicht weit genug. Aber darauf habe ich ja keinen Einfluss“.

Gemischte Gefühle über Corona-Maßnahmen

Kritischer schätzt Bernhard Hilpert die verschärften Maßnahmen ein. Obwohl seine Frau Maj-Britt und er berufsbedingt keine Herbstferien haben, wirken sich die Einschränkungen natürlich auch auf ihren Alltag aus. „Die meisten Regelungen finde ich nachvollziehbar, andere nicht“, so Hilpert. Er hält die Regeln für nicht einheitlich genug, vor allem, was die Beschränkungen bei Sportveranstaltungen betrifft. Ähnlich gemischte Gefühle hat Thamina Polat. In ihren Augen sind einige Maßnahmen übertrieben und nicht richtig durchdacht. „Als Lehrkraft habe ich natürlich noch mit ganz anderen Einschränkungen zu kämpfen“, sagt die Stuttgarterin, die ebenfalls ihre Herbstferien zu Hause verbringt. Das tut auch eine weitere Passantin, die anonym bleiben will. Sie erzählt, dass sie gerade auf Amrum war – bevor Stuttgart zum Risikogebiet erklärt wurde. Nach ihrer Rückkehr habe sie einen Corona-Test am Flughafen gemacht. Das habe problemlos funktioniert.

Studenten haben Probleme, nach Hause zu fahren

Die strengeren Maßnahmen wirken sich aber nicht nur auf die Reiseplanung aus, sondern auch auf die generelle Gestaltung des Alltags. Für diejenigen, die ihre Herbstferien in Stuttgart verbringen, was auf einen Großteil der Befragten zutrifft, stellt sich nun die Frage, was man in den nächsten Tagen trotz Corona eigentlich unternehmen kann. Die Schülerinnen Nikah Stahl und Leah Faber haben vor, ins Kino oder auf Veranstaltungen zu gehen. Selbst das sei jedoch in Zeiten von Corona recht schwierig. „Man kann halt nichts kurzfristig machen. Fast immer muss man weit im Voraus reservieren“, sagen sie.

Die Studenten Tilmann Becker und Florian Lampel, die aus dem Saarland stammen, haben ein anderes Problem: Die beiden 18-Jährigen können zwar die Reise-Einschränkungen nachvollziehen, allerdings ist es nun komplizierter für sie, nach Hause zur Familie zu fahren. „Nach 72 Stunden im Risikogebiet müssen wir in Quarantäne“. Insgesamt sind die beiden, wie manch anderer auch, ein wenig überfordert hinsichtlich der sich ständig ändernden Corona-Regeln. Tilmann Becker fasst das folgendermaßen zusammen: „Ich blick da nicht ganz durch“.