Bereits Anfang September war ein großer Bohrer auf dem SGU-Gelände im Einsatz. Damals wurde Beton in einen Hohlraum gefüllt. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Seit September ruhen die Arbeiten am Untertürkheimer Tunnel für das Bahnprojekt Stuttgart 21. Nachdem bereits Anfang September Grundwasser in die Röhre eingedrungen war, wurden nun weitere Hohlräume in dem Bereich entdeckt. Diese müssen nun mithilfe von Bohrungen über Tage mit Beton verfüllt werden. Daher muss das SGU-Sportgelände über Monate hinweg gesperrt werden. Die Vereinsleitung sucht zusammen mit dem Sportamt nun nach Ausweichmöglichkeiten für den Spielbetrieb.

Das Ausmaß der Probleme ist deutlich größer, als es die Verantwortlichen der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH zunächst angenommen hatten. Am 3. September war in dem Untertürkheimer Tunnel auf Höhe der Albert-Dulk-Straße Grundwasser eingedrungen - zehn Liter pro Sekunde. Zwar wurde der Hohlraum im Anschluss über eine Bohrung von der Erdoberfläche aus mit Beton verfüllt, doch bislang ruhen die Arbeiten am Tunnel weiterhin (wir berichteten). Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass sich in der ausgelaugten Gipskeuperschicht noch weitere Hohlräume befinden. „Wenn die Arbeiter bei der bergmännischen Vortriebsweise auf eine solche Wasserblase stoßen, besteht eine große Gefahr für Leib und Leben“, sagt Projektsprecher Jörg Hamann.

Deshalb müsse man nun zu der unpopulären Maßnahme greifen. „Diese ist absolut unausweichlich“, betont Hamann. Die Hohlräume müssen mittels Bohrungen an der Oberfläche sozusagen injiziert werden. Dabei wird eine Zementpaste eingefüllt, um den Untergrund zu verfestigen. Auf einem circa 40 Meter breiten Korridor müssen über den gesamten Kunstrasenplatz und den angrenzenden Tennisanlagen im Abschnitt von circa fünf Metern Löcher in den Boden gebohrt werden. Der Tunnel befindet sich in diesem Bereich in 18 Metern Tiefe. Im weiteren Verlauf zum Bahnhof Obertürkheim, wo die Röhre an den bestehenden Gleisen wieder an die Oberfläche kommt, „können wir die Abdichtung wieder direkt unter Tage verrichten“, ist Hamann überzeugt.

In Absprache mit Verein und Sportamt will die Bahn zeitnah mit den Bohrungen im Bereich der Tennisplätze beginnen, schließlich ist die Freiluftsaison bereits beendet. Erst in der Winterpause soll dann auch auf dem Kunstrasenplatz begonnen werden. Ziel ist es, dass zum Saisonbeginn im April die Tennisanlage wieder nutzbar ist. Der Fußballplatz soll dann zum für den Verein wichtigen internationalen Jugendturnier am 24. und 25. Juni 2017 zur Verfügung stehen.

Durch die Baumaßnahmen werden beide Sportstätten komplett zerstört. Die Bahn habe sich aber verpflichtet, beide wieder komplett herzurichten - und das mindestens auf dem jetzige Niveau. „Das wird vertraglich zwischen Stadt und Bahn abgesichert“, sagt Sportamt-Leiter Günther Kuhnigk. Grundsätzlich stellt die Bautätigkeit die Stadt vor große Probleme. „Wir wollen die SGU nicht alleine lassen“, sieht sich das Amt in der Moderatoren-Rolle auf der schwierigen Suche nach Ausweichmöglichkeiten. Aber alle Trainingszeiten eins zu eins zu ersetzen, werde fast unmöglich, weiß Kuhnigk.

Immerhin müssen für ein knappes halbes Jahr nach der Winterpause bis Juni 2017 Trainings- und Spielmöglichkeiten für die elf Fußballteams gefunden werden. „Das ist für uns das Hauptaugenmerk“, sagt der 1. Vorsitzende der SGU, Hilmar Meier. Schließlich sollen vor allem die zahlreichen Kinder der neun Jugendteams weiter ihrem Sport nachgehen können. Eine Alternative blieb dem Verein nicht. Als Pächter des Geländes habe die Stadt klar mitgeteilt, dass es keine andere Lösung als die Baustelle gebe. „Nun müssen wir eben das Beste daraus machen“, sagt Meier zu der für alle Seiten misslichen Lage. Derzeit laufen die Gespräche der Stadt mit den benachbarten Vereinen. „Grundsätzlich wollen wir schnell eine Lösung festlegen, damit alle eine Planungssicherheit haben“, sagt Meier. Das Sportamt hat neben den Nachbarvereinen auch die Bezirksportanlage an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt im Visier. Die Deutsche Bahn habe bereits einen eventuellen Bus-Shuttle-Service in Erwägung gezogen. „Wir werden die nötigen Lösungen finden“, gibt sich Meier zuversichtlich. Den Schritt gehe man nicht gerne, aber die Sicherheit stünde im Vordergrund. „Wir wollen nicht, dass irgend ein Bergmann unter unserem Vereinsgelände zu Schaden kommt.“ Deshalb wird der SGU-Sportplatz vorübergehend zur Baustelle.