Der Esoteriker und Dauerkandidat Thomas Hornauer erreicht mit seinen Livestreams Tausende. Inzwischen gibt es deutliche Kritik an den scheinbar harmlosen Tanzvideos von „King Thomas“.
Längere Zeit war es recht still geworden um Thomas Hornauer, den schillernden Unternehmer und Ex-BTV-Chef aus Plüderhausen. Nun ist der selbst ernannte König jedoch zurück – und zwar auf der Videoplattform Tiktok. Der 62-Jährige erreicht dort mit seinen Videos Tausende, die Zahl der „Gefällt mir“-Angaben für seine Filmchen geht sogar in die Millionen. Sein Erfolgsrezept: der sogenannte „Tam-Dance“. Zu Hornauers selbst komponierter Musik schalten sich die Nutzer in den Video-Livestream ein und tanzen gemeinsam.
Dass die Musik, die Hornauer dabei auf seinem Keyboard spielt, dort teilweise als „blutleeres Gedudel“ bezeichnet wird, stört ihn nicht. Er erklärt, er habe die Musik und den Tanz entwickelt, da sie „ideal auch für die Technik des Zeitgeistes“ seien. Der Name, so Hornauer wörtlich, stehe für „Transzendentale Aktiv-Mediation“. Er wolle Menschen „aller Rassen, Nationen und Kulturen“ ermöglichen, in Frieden gemeinsam zu meditieren und kulturschaffend miteinander zu wirken. Der Tanz an sich ist recht simpel: Die Teilnehmer seiner zweistündigen Sessions hüpfen mit unterschiedlich ausgeprägtem Elan von einem Bein aufs andere. „Meine Königskinder“, nennt Hornauer sie, in den Videos tritt er entweder in prächtigen Gewändern oder im quietschbunten Hippie-Shirt auf.
Telefonsex, Bürgermeisterwahlen und Querdenken-Demos
Dass der bärtige Mann mit den lustigen Klamotten auch ganz anders kann, hat er in der Vergangenheit mehrfach gezeigt. Auch wenn er es stets dementiert hat: Reich geworden ist Hornauer mit Telefonsex-Hotlines, später kaufte er den privaten regionalen Fernsehsender B.TV, den er zur esoterischen Beratungsplattform „Kanal Telemedial“ umbaute, bis er die Lizenz verlor.
Ende der 2010er-Jahre kandidierte Hornauer bei etlichen Bürgermeisterwahlen im Rems-Murr-Kreis, stets erfolglos. „Ich werde das Image des Herrn Schaffer so zerlegen, dass es nicht mehr heilbar ist“, kündigte er etwa 2018 im Plüderhausener Wahlkampf an. Für Auftritte im Wahlkampf-Leserforum der Lokalzeitung forderte er zigtausende Euro Honorar – natürlich vergeblich, trotz gerichtlicher Auseinandersetzung. Mit dem Aufkommen der Querdenken-Bewegung erlebte Hornauer ein Comeback. Auf mehreren Demos der Bewegung war er anzutreffen – und mit von der Partie, als im November 2020 in Welzheim ein Fotograf unserer Zeitung als angebliches Antifa-Mitglied eingekesselt und verbal angegangen wurde.
Auch auf Tiktok bekommen Zuschauer hin und wieder zu spüren, dass der König eine bissige Seite hat: „Und jetzt für alle, die zu fett sind“, tönt Hornauer etwa ins Mikrofon, während seine Follower für ihn tanzen – und im Bild auch ein übergewichtiger Tänzer zu sehen ist. „Räum’ mal da auf, wie es bei dir aussieht, Lukas – mach’ es richtig, Mann!“, weist er einen anderen zurecht, weil im Hintergrund von dessen Videofenster eine herumliegende Decke zu sehen ist.
Beliebtes Ziel seiner Kritik war immer wieder ein Nutzer namens „Freddisson“, der in Hornauers Augen zu übertrieben tanzte. Seine Mahnung „Keine Show, Freddy“ ist inzwischen bei den Zuschauern regelrecht Kult. Andere Nutzer hingegen hat Hornauer ganz offensichtlich ins Herz geschlossen. „Du bist für mich die Korea-Königin des vereinten Heiligen Deutschen Königreichs“, schnurrt er einer jungen Tänzerin mit asiatischem Aussehen zu. „Bist du von Nord- oder Südkorea?“ Woraufhin sie ihm erklärt, sie sei Vietnamesin.
Der König auf Tiktok gefällt nicht jedem
Inzwischen mehren sich auch auf Tiktok die Stimmen jener, die Hornauers Verhalten in dem sozialen Netzwerk kritisch sehen. Immerhin streicht dieser jede Menge virtueller Geschenke ein – eine Funktion von Tiktok, die Präsente lassen sich in virtuelle Diamanten und damit in echtes Geld umwandeln. Sein Kokettieren mit deutlich jüngeren Nutzerinnen wird oft als anstößig empfunden – wie auch seine Art, andere zu beschimpfen und zurechtzuweisen. „Achtet wirklich keiner auf seine Vergangenheit?“, schreibt jemand. „Wie kann man dieses perverse Dreckschwein noch unterstützen“, findet eine andere Tiktok-Userin. Eine andere vermutet gar Gehirnwäsche unter den Fans des „Königs“.
„Freddy, keine Show“: Ein junger Rapper wird durch Hornauer bekannt
Auch der Medienblogger Philipp Walulis, der Hornauer schon öfter aufs Korn genommen und parodiert hat, hat sich Hornauers Tiktok-Account schon vorgenommen. Er überschrieb sein Video zum Thema mit dem Titel „Der Herr ohne Sinne – die Rückkehr des Königs“. „Auf Tiktok wirkt Hornauer wie ein netter Woodstock-DJ auf Valium“, meint er. Der Beliebtheit von Hornauers Tanzvideos dürfte das keinen Abbruch tun – auch wenn man angesichts der Kommentare vermuten kann, dass die Huldigung des Königs bei vielen ironisch gemeint ist.
„Freddisson“, der Nutzer mit „zu viel Show“, erstellt selbst Tiktok-Videos und veröffentlicht auf Spotify Hip-Hop-Songs. Er hat von Hornauers Schelte sogar profitiert. Nachdem das Video mit Hornauers Ermahnung viral gegangen war, meldeten sich laut einem seiner Videos Partyorganisatoren, er wurde für einen Festivalauftritt gebucht und die Reichweite von seinen Kanälen explodierte förmlich. Er will dies nun nutzen, um seine eigene Musikkarriere voranzutreiben.