Auf der Wiese sollen nun sechs statt zehn Wohnblöcke mit Modulbauten entstehen. Foto: /Matthias Kuhn

Die Stadt plant weitere Unterkünfte für Flüchtlinge. Nach dem massiven Protest der Anwohner wird die Zahl der Bauten auf dem Vereinsgelände in Hedelfingen deutlich verringert. Die Sportstätten bleiben somit erhalten.

Dem großen Aufschrei folgt das Entgegenkommen der Stadt. Gemeint ist die geplante Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände der SportKultur Stuttgart (SKS) in Hedelfingen. Auf Vorschlag des Bezirksbeirats geht die Stadt einen Kompromiss ein und halbiert die geplante Anzahl der Modulbauten und Plätze nahezu. Damit blieben die wichtigen Sport- und Spielstätten erhalten.

Nur noch 92 statt 156 Plätze

„Ganz darauf verzichten können wir aber nicht“, machte Alexandra Sußmann deutlich. Aufgrund des enormen Widerstands war die Sozialbürgermeisterin am Dienstagabend mit Vertretern von gleich sechs Ämtern in die Bezirksbeiratssitzung nach Hedelfingen gekommen. Denn nicht weniger als 100 Beschwerdebriefe waren bei der Verwaltung seit dem Bekanntwerden der Pläne für das Vereinsgelände an der Rohrackerstraße 171 eingegangen. Im Rahmen der Sitzung übergab Sandra Heske, die Initiatorin der eigens gegründeten Zweckgemeinschaft von Anwohnern, mehr als 1300 Unterschriften.

Im Gepäck hatte Sußmann daher ein Zugeständnis in Form einer Verringerung der geplanten Kapazität. Anstatt der zunächst geplanten zehn Bauten mit insgesamt 40 Modulbauten soll die Anzahl auf sechs Bauten mit 24 Modulen verringert werden. „Die Gebäude werden sich auf der Ostseite des Geländes, der Festwiese, aneinanderreihen“, betonte Sußmann. Durch eine Begrünung sollen sich diese zusätzlich optisch abgrenzen. Der offizielle Zugang könnte anstatt über das Sportgelände direkt über die Rohrackerstraße erfolgen, versprach die Stadtverwaltung auf Wunsch der Lokalpolitiker. So sollen laut Verwaltung nun 92 anstatt ursprünglich 156 Plätze geschaffen werden.

Sandra Heske (rechts) übergibt die Unterschriften an Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann. Foto: Alexander Müller

Der Vorteil: Die eigentlichen Sport- und Freizeitanlagen auf dem 2800 Quadratmeter großen Areal blieben unangetastet. Sowohl der Bolz- und der Kinderspielplatz als auch das Beachvolleyballfeld, für das laut Sportamt lediglich auf der anderen Neckarseite in Obertürkheim hätte ein Ersatzstandort gefunden werden können, können bleiben.

Zunächst auf drei Jahre ausgelegt, könnte eine Verlängerung um weitere drei Jahre erfolgen. Allerdings endet die derzeit von der Bundesregierung erteilte Ausnahmegenehmigung nach jetzigem Stand im Jahr 2030. Eine klare Zusage, dass spätestens dann die Modulbauten auf dem Sportgelände zurückgebaut werden, wollte Sußmann aber nicht geben. „Ich kann nicht in der Glaskugel lesen, wie sich der Zustrom an Flüchtlingen entwickeln wird.“

Auf dem Gelände sollen sechs Wohnblöcke entstehen. Teile der Sportfläche bleiben erhalten. Foto: Stadt Stuttgart

Denn die Stadt steht unter Druck. Mehr als 10 000 geflüchtete Menschen leben derzeit in Stuttgart, mehr als 2000 Asylsuchende sind in Hotels untergebracht. Das ist nicht nur eine unbefriedigende Lösung für die Menschen, sondern auch sehr teuer für die Stadt. Neben der Rohrackerstraße sollen drei weitere Unterkünfte an der Lenbachstraße in Feuerbach (76 Plätze), der Möhringer Landstraße in Vaihingen (92) und der Kirchheimer Straße in Sillenbuch (92) entstehen. Zudem sollen bereits beschlossene Standorte ausgebaut und Bestandsgebäude wie das ehemalige Stadtbad in Bad Cannstatt umgerüstet werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 30 Millionen Euro.

Letztlich stimmte der Bezirksbeirat der „bitteren Pille“ fast einstimmig zu, aber nicht, ohne Vorgaben zu machen. So soll die Unterkunft auf die nun geplante Fläche begrenzt bleiben, eine Erweiterung ausgeschlossen sein. Zudem soll die Standdauer der Modulbauten bis maximal 2030 gehen.