Auf dem Parkplatz am Ostfilderfriedhof will die Stadt 24 Wohnmodule für etwa 100 geflüchtete Menschen aufstellen. Foto: Holowiecki

Auf dem Parkplatz am Ostfilderfriedhof in Sillenbuch will die Stadt 24 Wohnmodule für nahezu 100 Geflüchtete aufstellen. Das Ganze soll befristet sein, dennoch gibt es im Bezirksbeirat Vorbehalte, denn die Fläche ist eigentlich verplant.

Es ist eine undankbare Aufgabe. Aktuell ist die Stadtverwaltung damit beschäftigt, durch mehrere Bezirksbeiräte zu ziehen und dort vorzustellen, wo neue Unterkünfte für Geflüchtete vorgesehen sind. In Hedelfingen, wo auf einem Sportgelände an der Rohrackerstraße die Unterbringung von bis zu 156 Menschen geplant ist, schlägt das Ganze bereits hohe Wellen. Nun haben diese Wellen auch Sillenbuch erreicht, denn auch dort sieht die Verwaltung die Unterbringung von Geflüchteten vor.

Am Ostfilderfriedhof sollen einmal 92 Menschen wohnen

Konkret geht es um den Parkplatz am Ostfilderfriedhof. 23 Wohnmodule à jeweils 42 Quadratmeter plus ein Büromodul sollen dort Wohnraum für 92 Menschen liefern – befristet auf drei Jahre. Gesamtkosten: 6,4 Millionen Euro, „davon sind 4,6 Millionen nachhaltig“, sagte Daniel Benneweg aus dem Sozialamt im Bezirksbeirat, denn Stuttgart arbeitet mit wiederverwendbaren Wohnmodulen. Alles soll flott gehen. Anfang 2026 bereits soll die Anlage in Betrieb gehen. Entsprechend der Bevölkerungszahl muss Stuttgart derzeit 6,75 Prozent der nach Baden-Württemberg zugewiesenen Geflüchteten aufnehmen. Allein 2549 Personen aus Notunterkünften ohne Möglichkeit zur Selbstversorgung müssen derzeit schnellstmöglich umgesiedelt werden. „Es gibt keinen Standort, an dem nicht irgendeiner sagt, der Standort ist nicht gut“, betonte Benneweg.

Bezirksbeirat kritisiert Kommunikation der Verwaltung

Wie in Hedelfingen hat die Stadt auch in Sillenbuch ein deutliches Nein kassiert. Der Bezirksbeirat ist verstimmt. Nicht wegen der Aufnahme von Geflüchteten an sich, zu dieser Verpflichtung haben sich in der Sitzung mehrere Mitglieder eindeutig bekannt. Vielmehr wurden unter anderem von Philipp Kordowich (CDU) ein „dilettantisches Vorgehen“ und eine „unterirdische Kommunikation“ der Verwaltung kritisiert, denn dass der Parkplatz am Höhenringweg belegt werden soll, habe man aus der Zeitung erfahren. Vorbehalte gegen den Standort gibt es sowohl im Gremium als auch in der zahlreich zur Sitzung erschienenen Nachbarschaft. Zum einen geht es um den fehlenden Lärmschutz, ebenso um die Frage, wo die mitunter sehr vielen Besucher des Friedhofs stattdessen parken sollen.

Den größten Schmerz hat das Gremium mit der Tatsache, dass die Fläche eigentlich verplant ist. Der Standort ist für den Neubau der Feuerwache vorgesehen. Der soll im Herbst 2028 starten. Wenige Meter entfernt, auf dem P+R-Parkplatz an der Haltestelle Schemppstraße, soll zudem ab 2027 das Bürgerzentrum gebaut werden, samt riesiger Baustelleneinrichtung. Lokalpolitiker befürchten hier terminliche Kollisionen.

Es werden mehr Geflüchtete in Sillenbuch untergebracht

Fakt ist: Derzeit leben verhältnismäßig wenige Geflüchtete im Bezirk Sillenbuch. Während es im stadtweiten Schnitt laut Daniel Benneweg 21 Personen pro 1000 Einwohner sind, kommt Sillenbuch nur auf 13. Das ändert sich jedoch aktuell. Auf Höhe der Haltestelle Bockelstraße im Stadtteil Heumaden sind in der jüngsten Vergangenheit neue Wohncontainer neben dem bestehenden Asyldorf aufgebaut worden, das wiederum aus acht großen Doppelhaushälften besteht. Im Sommer sollen sie bezugsfertig sein. Dann kann der Abriss nebenan starten. Sechs der teils maroden Doppelhaushälften kommen weg, sie gehören zu den ältesten in ganz Stuttgart und stammen zum Teil aus der Zeit der Jugoslawienkriege. Sobald die Fläche frei ist, kommen auch dort Modulbauten hin. In Summe werden es am Schluss zwei Büro- und 72 Wohnmodule mit 280 Plätzen sein; 148 mehr als es jetzt vor Ort gibt. Kosten: nahezu 20 Millionen Euro.

Der Gemeinderat tagt am 27. März

Und nun? Entscheiden wird über den Standort am Höhenringweg der Gemeinderat. Er hätte eigentlich am 27. März abschließend beraten sollen, doch das Thema wurde abgesetzt. Dieser Tage soll es noch in anderen Bezirksbeiräten vorgestellt werden, denn auch in Feuerbach an der Lenbachstraße und in Vaihingen an der Möhringer Landstraße sind neue Modulbauten vorgesehen.