Christel Wolf (Katja Riemann) will ihren Enkel (Damian Hardung) als Nachfolger im Familienunternehmen. Foto: ARD/WDR/Martin Valentin Menke

Die Fortsetzung der erfolgreichen ARD-Serie „Unsere wunderbaren Jahre“ um die Unternehmerfamilie Wolf will zu viel – und kommt deshalb nicht an die Qualität der ersten Staffel heran.

Die erste Staffel von „Unsere wunderbaren Jahre“ zeigte am Beispiel der Unternehmerfamilie Wolf den Neuanfang der Nachkriegsgesellschaft und lief 2020 in der ARD äußerst erfolgreich. Die zweite Staffel, die ebenfalls auf dem gleichnamigen Roman von Peter Prange basiert, macht einen Zeitsprung in die späten 1960er Jahre. In sechs Folgen gibt es ein Wiedersehen mit vielen Charakteren aus der vergangenen Staffel, die auch dieses Mal mit einigen namhaften Schauspielern besetzt wurden. Schauplätze sind wieder das sauerländische Altena und die Metallwerke der Familie Wolf. Was sollte also schief gehen?

Leider reicht die Fortsetzung dennoch nicht an die Qualität der ersten Staffel heran. Während in der ersten Staffel die Eltern und ihre drei Töchter im Mittelpunkt standen, zerfasert die Handlung nun in viele Nebenschauplätze, die sich jedoch zu keinem harmonischen Bild zusammenfügen lassen.

Mit harter Hand führt Christel Wolf (Katja Riemann) nach dem Tod ihres Mannes das Familienunternehmen weiter und muss sich in einer von Männern geprägten Geschäftswelt behaupten. Auch ihre Töchter Margot und Gundel leben noch in Altena. Die von Elisa Schlott gespielte jüngste Tochter Ulla, die in der ersten Staffel noch die Hauptrolle spielte und mit ein Grund für Erfolg der Serie war, taucht leider nur für wenige Minuten auf.

Margot (Anna-Maria Mühe) arbeitet an der Seite ihrer Mutter im Familienunternehmen, während Gundel (Vanessa Loibl) mit ihrem Ehemann eine eigene Familie gegründet hat. Margots Sohn Winne Wolf (Damian Hardung) steht inzwischen an der Schwelle zum Erwachsenwerden und hadert mit seiner reichen Herkunft. Er kritisiert die aus seiner Sicht kapitalistische Ausrichtung in seiner Familie.

Überfrachtete Serie mit zahlreichen Nebenschauplätzen

Ausreichend Stoff würde der Konflikt des Enkels mit seiner Familie vor dem Hintergrund des Umbruchs der späten 60er Jahre bieten. Sehenswert ist auch die Situation der einsamen, alleinerziehenden Mutter Margot mit stets perfekt sitzender Frisur, die in einem ständigen Spannungsverhältnis zu ihrer eigenen Mutter und ihrem Sohn steht. Anna-Maria Mühe spielt die gebrochene Frau glaubhaft und sorgt damit für schauspielerische Glanzpunkte in der Serie. Auch Vanessa Loibl als Gundel verkörpert überzeugend eine Frau, die von ihrer Rolle als Mutter überfordert ist und fürchtet, das eigene Kind nicht lieben zu können.

Leider räumt die Regisseurin Mira Thiel diesen Charakteren zu wenig Raum in der überfrachteten Serie ein. Denn auch die Schicksale einer iranischen Familie, einer jungen Frau, die aus Argentinien flüchtet, und die der Gastarbeiter in Deutschland müssen noch untergebracht werden. Weitere Randfiguren wie die Bürgermeisterfamilie sind dabei völlig überzeichnet und tragen nicht zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei.

Als roter Faden dient die Patriarchin Christel Wolf, die den Erfolg ihres Unternehmens über alles stellt und sich dabei von ihren Kindern entfremdet. In seltsamen Kontrast steht dazu eine Szene, in der sie gemeinsam mit ihrem Enkel im Auto kifft. Auch den plötzlichen Wandel hin zu einer verständnisvollen Mutter nimmt man Katja Riemann nicht ab.

Die Fortsetzung von „Unsere wunderbaren Jahre“ beginnt am Samstag, 11. März, um 20.15 Uhr in der ARD.