Viele Frauen sähen sich derzeit gezwungen, ihr Pensum zu reduzieren oder zeitweise auszusteigen - mit langfristigen Folgen. Foto: dpa/Britta Pedersen

Die Corona-Pandemie hat schwere Folgen auch für viele, die gesund bleiben. Auf dem Arbeitsmarkt trifft es besonders Frauen. Die Ursachen dafür liegen in der Berufsauswahl und in der Rolle, die Frauen in der Familie oft ausfüllen.

München/Rom - Die Corona-Pandemie macht Fortschritte bei der beruflichen Gleichstellung zunichte. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Unternehmensberatung PwC. In Deutschland wie in den meisten anderen OECD-Ländern seien Frauen von Arbeitslosigkeit stärker betroffen gewesen als Männer. „Bis Ende 2021 wird die Situation von berufstätigen Frauen voraussichtlich auf das Niveau von 2017 abfallen“, heißt es in der PwC-Studie zum Internationalen Frauentag am Montag.

Zum einen seien Frauen häufiger im Hotel- und Gaststättengewerbe oder im Einzelhandel beschäftigt - Branchen also, in denen durch die Lockdowns viele Stellen verloren gingen. Zum anderen leisteten Frauen schon bisher „rund sechs Stunden pro Woche mehr als Männer für unbezahlte Sorgearbeit. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich dieser Graben auf knapp acht Stunden vergrößert.“ Die Krise mit Schul- und Kitaschließungen treffe Frauen besonders und drohe „die hart erkämpften Errungenschaften bei der Förderung von Frauen in der Arbeitswelt zunichte zu machen“, sagte PwC-Expertin Petra Raspels.

Schlechteres Gehalt

Viele Frauen sähen sich derzeit gezwungen, ihr Pensum zu reduzieren oder zeitweise auszusteigen - mit langfristigen Folgen: „Frauen laufen Gefahr, für ein schlechteres Gehalt und in einer weniger qualifizierten Position wieder einzusteigen“, sagte Raspels.

Als auffälliges Beispiel für den Rückschlag, den Frauen im Arbeitsleben hinnehmen müssen, gilt Italien. Dort gingen im Dezember während der zweiten Corona-Welle gut 100 000 Jobs im Vergleich zum Vormonat verloren - und mehr als 90 Prozent davon gehörten Frauen. Im Vergleich zum Dezember 2019 sank die Beschäftigung in Italien bis Ende 2020 um rund 444 000 Stellen - und rund 70 Prozent davon waren Arbeitsplätze von Frauen. Seit das Statistikamt in Rom diese Zahlen im Februar genannt hat, diskutiert das Land über die Ursachen.

Strukturschwächen und das Fehlen wirksamer Frauenförderung wirkten in der Virus-Krise noch stärker, sagte die Gleichstellungsrätin der Provinz Bozen in Südtirol, Michela Morandini. Schon vorher war nur eine von zwei Italienerinnen offiziell beruflich tätig. Frauen hätten zudem häufiger befristete Verträge, erläuterte Morandini. Sie arbeiteten häufiger in Teilzeit als Männer, seien stärker in prekären Arbeitsverhältnissen tätig und zudem in jenen Sektoren aktiv, die von Corona stark betroffen seien wie Tourismus, Reinigungsgewerbe, Handel und Dienstleistung.

Abstand bei den Löhnen

Die Industrieländer insgesamt haben nach Beobachtung von PwC in den vergangenen Jahren Fortschritte bei der Gleichberechtigung im Arbeitsmarkt gemacht. Die Corona-Krise kehre diesen Trend nun um: Der „Women in Work Index“, mit dem PwC jährlich die berufliche Situation von Frauen in den 33 OECD-Ländern analysiert, falle zwischen 2019 und 2021 voraussichtlich um 2,1 Punkte auf unter 62,4 Punkte, dem Stand von 2017. PwC verglich dafür unter anderem Berufstätigkeit, Arbeitszeiten, Löhne und Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen.

Unter den 33 OECD-Staaten schnitten die nordeuropäischen Länder und Neuseeland am besten ab, Deutschland komme aktuell auf Platz 19. Ein wesentlicher Grund sei der Abstand bei den Löhnen von hierzulande „21 Prozent, während Arbeitnehmerinnen in Schweden nur 12 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen“.