Das Musikfestival „Umsonst & Draußen“ ist nach der Coronapause zurück. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Nach zwei Coronajahren Pause findet das „Umsonst & Draußen“-Festival in Vaihingen wieder statt. Familien, Camper und Musikfans freuen sich gleichermaßen. Einige Höhepunkte kommen erst noch.

Am Freitag ist alle Last von Roland Brömmel abgefallen. Noch während des Aufbaus zum alternativen Musikfestival „Umsonst & Draußen“ sei ihm und seinen Mitstreitern klar gewesen: Das wird was. „Beim Aufbau waren wir sehr, sehr positiv überrascht“, sagt der Sprecher und Organisator. Denn da seien die Freiwilligen herbeigeströmt, um anzupacken. „Es war nicht klar, ob wir genügend Helfer zusammenkriegen“, erklärt er. Und überhaupt sei er unsicher gewesen, „ob’s die Leute noch mal annehmen“.

Die Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. Die traditionsreiche Drei-Tages-Veranstaltung auf der Uni-Wiese in Vaihingen hat eine zähe Zeit hinter sich. 2019 fand noch die 40. Ausgabe statt, dann war erst mal Pause – Corona. „Ich denke, dass die Menschen ausgehungert sind und sich nach Konzerten und Festivals sehnen und im nächsten Jahr alle wiederkommen“, hatte Roland Brömmel vor einem Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Doch die Voraussetzungen waren auch heuer nicht ideal. Zwei Bands mussten kurzfristig wegen Krankheit absagen, und dann ist da noch die Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke, die die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschwert.

1500 Musikfans am Freitagabend

Doch die Sorgen des veranstaltenden Vereins haben sich nicht bestätigt. Schon am Freitagabend, trotz des Dauer-Blitzens von Gewittern in der Ferne, kamen laut Roland Brömmel an die 1500 Musikfans, und auch am Samstagnachmittag füllt sich das Gelände schnell.

Eltern spielen mit ihren Kindern auf der Wiese Badminton, während von der Open-Air-Bühne Punkmusik schallt. Besucher schlendern an den vielen Infoständen von diversen Organisationen vorbei oder decken sich an den Essensbuden ein. Viele Neulinge sind darunter, etwa Madlen Schoch aus Esslingen. „Es ist mal was anderes“, sagt sie, und sie freue sich, dass nach den Corona-Entbehrungen wieder mehr geboten sei.

„Es hat was, alle sind freundlich zueinander“, sagt Daniela Richter. Die Leonbergerin ist mit Mann, Tochter, deren Freundin und dem Familienhund gekommen, um drei Tage lang hier zu campen und Musik zu hören. „So lernt man neue Bands kennen“, sagt sie.

Pussy Riot tritt am Sonntag auf

Tatsächlich ist das „Umsonst & Draußen“ für seine gelungene Bandauswahl bekannt. Im ersten Jahr nach der Pandemiepause kann man denn auch gleich mit einem Knaller aufwarten: Das russische Protestkunst-Kollektiv Pussy Riot tritt am Sonntagabend auf. Außerdem werden Bands wie Grindhouse aus Australien und Akne Kid Joe spielen. An diesem Samstag sind noch unter anderem No Sports, Call Me Brutus und Gomo Park dabei. An einem starken Abend tummeln sich laut Roland Brömmel auf dem Gelände 3000 bis 3500 Leute.

Wie der Name es sagt: Der Besuch von „Umsonst & Draußen“ kostet nichts. „Alles finanziert sich durch den Verkauf von Essen und Getränken“, sagt Brömmel, die Buden würden daher weitgehend in Eigenregie betrieben. Das Besondere: In diesem Jahr haben die Veranstalter die Getränkepreise nicht erhöht, sondern setzen nach dem Motto „Solidarität vs. Inflation“ darauf, dass die Gäste einen freiwilligen Soli zahlen. „Das wird praktiziert, ich habe sehr positives Feedback erhalten. Wir haben ein entsprechendes Publikum, das dafür sensibel ist“, sagt Roland Brömmel. Am Samstagnachmittag schaut er sich zufrieden auf dem Gelände um. „Wir sind mega happy. Es war wie ein Heimkommen auf die Wiese.“