Der Liter Sonnenblumenöl kostet beim Edeka derzeit rund fünf Euro. Foto: Redaktion

Der Ukraine-Krieg sorgt für einen Mangel an Sonnenblumenöl. Dadurch steigen die Preise für das Speiseöl. Eine Edeka-Filiale in Hessen stellt deswegen den Verkauf ein. So gehen die Filialen und Kunden in Stuttgart mit der Knappheit um.

Vor wenigen Tagen sorgte eine Edeka-Filiale in der nordhessischen Kleinstadt Trendelburg für Aufsehen. Der Grund: Die Filiale hatte sich dazu entschieden, den Verkauf von Sonnenblumenöl einzustellen. „Sonnenblumenöl für 4,99 Euro pro Liter werden wir nicht verkaufen! Wir distanzieren uns von diesen Preisen und werden Ihnen kein Sonnenblumenöl anbieten. Es gibt Grenzen!“, lautete die Begründung, die auf einem Zettel stand, der am Speiseölregal klebte. Einen Verkaufsstopp gibt es bei den Stuttgarter Edeka-Filialen zwar nicht. Günstiger ist das Speiseöl aber auch in der Landeshauptstadt nicht. Dass Sonnenblumenöl gerade so teuer ist, hat vielerlei Gründe: Lieferengpässe durch die Coronapandemie, schlechte Ernten sowie Hamsterkäufe tragen allesamt zur Knappheit des Lebensmittels bei. Der Hauptgrund für die hohen Preise ist aber ein anderer: der Krieg in der Ukraine.

Denn die Kriegsparteien Ukraine und Russland sind die größten Exporteure von Sonnenblumenöl. Nach Angaben von Maik Heunsch, Sprecher des Verbandes der ölsaatverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid), mache allein die Ukraine 51 Prozent der weltweiten Exporte an Sonnenblumenöl aus, Russland käme auf 27 Prozent. Und weil Deutschland laut Ovid 94 Prozent seines Bedarfs durch Importe decke, ist das Land besonders von den ausbleibenden Speiseöllieferungen aus Osteuropa betroffen.

Verkäufer profitieren nicht von Preisanstiegen

In dem Wissen hatte der Verband bereits Anfang März gewarnt, dass es mittelfristig zu Problemen bei der Versorgung Deutschlands mit Speiseöl kommen würde. Keine zwei Monate später hat sich die Befürchtung Ovids bewahrheitet. Die Vorräte vieler Filialen sind aufgebraucht – und nachkommen würden laut Lukas Gutzeit, stellvertretender Marktleiter der Stuttgarter Edeka-Filiale Fleck, auch kaum noch Flaschen: „In den letzten zwei Wochen ist nie mehr als ein Karton Sonnenblumenöl geliefert worden.“ Bei der Edeka-Filiale Jäger in Degerloch sieht die Lage nicht viel anders aus, wie der stellvertretende Marktleiter, Joao Pinto, verrät: „An Sonnenblumenöl ist gar nichts mehr da, auch Rapsöl gibt es kaum noch.“ Man rate den Kunden dazu, mit Butter zu kochen.

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Neben der Menge an Speiseölflaschen haben sich auch deren Preise in diesem Jahr nach und nach verändert. Im Gegensatz zum Bestand, der stetig abgenommen hat, sind die Preise kontinuierlich gestiegen. Wie stark die Preise für Sonnenblumenöl und andere Öle gestiegen sind, wird beim Blick in die Regale deutlich. So kostet der Liter Sonnenblumenöl nicht nur beim Edeka in Trendelburg, sondern auch in den Stuttgarter Filialen mittlerweile 4,99 Euro. Pinto verteidigt die mehrfachen Preisanstiege über die letzten Monate: „Die Kosten für den Einkauf sind um mehr als 100 Prozent gestiegen.“ Und die Gewinnmarge sei trotz der Preissteigerung nicht gewachsen.

Kunden zeigen Verständnis für hohe Preise

Gesunken sei die Nachfrage nach dem Speiseöl trotz der mehrmaligen Preiserhöhungen laut Pinto nicht. Der stellvertretende Filialleiter erklärt: „Wenn wir Sonnenblumenöl geliefert bekommen, kommen wir nicht einmal dazu, die Flaschen in die Regale zu räumen.“ Das Speiseöl sei sofort vergriffen. Und das, obwohl bei ihnen keine Hamsterkäufe möglich sind. So dürfen die Kunden in Pintos Filiale pro Einkauf nicht mehr als eine Flasche Öl kaufen.

Wenngleich Sonnenblumenöl weiterhin stark nachgefragt wird, ist nicht jeder Kunde bereit, fünf Euro pro Liter zu bezahlen. Beispielsweise Nicola Marino aus Vaihingen. „Ich bevorzuge zum Kochen Olivenöl“, begründet Marino seinen Verzicht auf den Kauf von Sonnenblumenöl. Dem schließt sich ein weiterer Kunde an. Obwohl Marino vom Kauf von Sonnenblumenöl absieht, hat er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine Verständnis für die derzeitigen Preise. Auch die Kundin Brigitte Kallenborn weiß die Preise angesichts des aktuellen Weltgeschehens einzuordnen. Dennoch dürften sich die beiden wie alle anderen Kundinnen und Kunden über baldige Preissenkungen freuen. Denn das würde bedeuten, dass wieder literweise Speiseöl aus Osteuropa nach Deutschland fließt – und damit wohl auch der Krieg in der Ukraine zu Ende wäre.

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