Corona und kein Ende: Auch bei einer Straßenumfrage ergibt sich kein einheitliches Stimmungsbild. Viele plädieren jedoch für die Impfung.
Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, da waren sich die meisten Experten einig, dass es ungerecht sei, alle Bürgerinnen und Bürger weiterhin für Corona-Tests von Erwachsenen aufkommen zu lassen, die sich nicht impfen lassen wollen. Die teuren Tests sollten auch ein Anreiz sein, vielleicht doch noch den einen oder die andere zur Impfung zu bewegen. Das Ende der Kostenübernahme für die Bürgertests hat aber nicht dazu geführt, Impfunwillige zu motivieren. In dieser Woche mehren sich die Stimmen, die sich für kostenlose Corona-Tests für alle einsetzen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sind aktuell noch 54 Prozent der Bevölkerung gegen die kostenlose Testung – aber wenn die Zahlen der Infizierten weiter steigen, dürften sich auch die Umfragewerte ändern.
Dieser Trend bestätigt sich auch bei einer Straßenumfrage unter Passantinnen und Passanten in Stuttgart. Vier von sechs Befragten sprechen sich dabei dafür aus, dass der Staat wieder kostenlose Coronatests anbieten soll. Ursula Stelker, (83) aus Winnenden steht diesem Vorschlag jedoch skeptisch gegenüber. „Wir kommen nur wirklich weiter, wenn sich jeder impfen lässt oder zumindest Berufsgruppen, die im ständigen Kontakt mit Menschen sind“, sagt die Rentnerin. Weil man auf die Ergebnisse von Tests bis zu zwei Tage warten müsse, führe das auch nicht zu mehr Sicherheit. Sie selbst erhält in drei Tagen die dritte Impfung. Unterstützung erhält die ältere Dame von einer Anwältin aus Köln, die anonym bleiben will. „Ich stehe dazu, dass ich inzwischen Null Toleranz für Ungeimpfte habe. Das klingt hart. Ist aber so“, sagt sie und deshalb fände sie es gut, wenn die aktuelle Regierung an ihrem Kurs festhalten würde, um die Impfgegner doch noch zu bekehren.
„Ein Stück Freiheit zurückerkämpft“
Anders sieht das Lisa Schneider (31) aus Köngen. Die Area-Managerin befürwortet, dass wieder kostenlose Tests angeboten werden. „Dann testen sich auch wieder mehr Menschen und das gibt dann allen ein Gefühl von mehr Sicherheit“, sagt sie. Auch Tessa Barschat (25) aus Stuttgart ist für eine Rückkehr zu kostenlosen Tests, die aber auch von Geimpften in Anspruch genommen werden sollten. „Wir haben uns ein Stück Freiheit zurückerkämpft – jetzt müssen wir schauen, dass wir gut durch den Winter kommen und nicht wieder alles umsonst war.“ Wenn sich jetzt möglichst viele Menschen testen lassen, ließen sich die Infektionsketten besser unterbrechen. Michael Appelt, der auf dem Wochenmarkt Kaffeespezialitäten verkauft, fürchtet eine hohe Dunkelziffer an unentdeckten Corona-Fällen. „Ich wünsche mir, dass sich nicht nur Ungeimpfte, sondern auch Geimpfte regelmäßig testen lassen“, sagt der 56-Jährige. Da auch Geimpfte erkranken und das Virus übertragen können, würden sich viele in einer trügerischen Sicherheit wiegen. Auch Klaus Heinrich (78) aus Schopfloch ist dagegen, dass man die Tests als Bestrafung oder Druckmittel für Ungeimpfte ausübt: „Für mich steht dabei das Thema Sicherheit im Vordergrund, denn umso mehr Menschen kontrolliert werden – auch Geimpfte – umso schneller werden wir diese Pandemie los.“