Viele zieht es im Winter in den Süden – trotz Pandemie. Foto: Lichtgut//Achim Zweygarth

Kurz vor Weihnachten geht es am Flughafen mit entspannter Betriebsamkeit zu. Auch mit Corona und Omikron. Wer derzeit in den Urlaub fliegt, fühlt sich offenbar hinreichend geschützt. Und vertraut auf die Vorsicht anderer.

Stuttgart - Viele sind entschlossen, sich durch die Pandemie das Fliegen nicht vermiesen zu lassen. Am Mittwoch hat es auf dem Stuttgarter Flughafen 132 Abflüge und Landungen gegeben – nicht so viele wie vor Corona, aber knapp ein Drittel mehr als während der vergangenen Tage. „Viele zieht es der Kälte wegen in den Süden. Nach Spanien oder in die Türkei. Alles läuft normal. Aber für die Kontrolle der Formulare ist mit etwas längeren Wartezeiten zu rechnen“, sagt Pressesprecherin Beate Schleicher.

Kein Problem für Geimpfte

„Wir haben das Einreiseformular zusammen mit unseren Impfnachweisen vorgezeigt. Das war’s auch schon“, sagt Michèle Kieber, 22 Jahre, Bankkauffrau. Sie unternimmt mit ihrer Mutter einen weihnachtlichen Kurztrip nach Palma de Mallorca. Beide sind geimpft. „Ich möchte dort mit Mama über die Weihnachtsmärkte schlendern.“ Auch die Rückreise hält die junge Frau für unproblematisch: „Mallorca ist kein Virusvariantengebiet. Bis Montag dürfte sich nichts Entscheidendes ändern.“

Harald Brück, 77 Jahre, Rentner, zieht es nach Teneriffa, wo seine Schwester lebt. Zum allerersten Mal besucht er sie dort. Er scheint über den aktuellen Stand auf der Kanareninsel informiert. „Vieles findet im Freien statt, und ich bin ja ohnehin privat untergebracht“, erklärt er. Auf die Frage, ob er keine Angst habe, sich mit Omikron anzustecken, sagt er: „Ich habe bereits vor sechs Wochen gebucht. Anfang November war ich vierzehn Tage in Ägypten. Ohne Probleme. Im Flieger ist die Durchlüftung gut, alle tragen Masken. Damit fühle ich mich halbwegs sicher.“

Vertrauen in Mitreisende

Ein robuster Optimismus scheint Grundvoraussetzung unter Fliegenden zu sein. Steffen Wehinger, 53 Jahre, Kaufmann, reist mit Frau und Tochter. Alle sind geimpft, die Tochter zudem genesen. „Wir haben das Nötige getan.“ Ansonsten vertraut er auf die Umsicht seiner Mitmenschen. „Ich gehe davon aus, dass hier alle geimpft sind“, sagt er.

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Eva Randova hat mit dem Online-Anmeldeformular zu kämpfen. Sie ist 85 Jahre alt. „Aber ich habe es geschafft“, sagt sie stolz. Die ehemalige Kammersängerin verreist mit ihrem Mann – natürlich geimpft. Drei Monate im Norden von Teneriffa sind geplant. Beruflich war sie immer viel auf Reisen. „Ich bin an der Met aufgetreten. Aber auch heute noch bin ich für meine Seminare unterwegs.“

Nicht gefährlicher als an der Schule

„Gut aufgehoben“ fühlt sich auch Sabine Graf, 41 Jahre, Lehrerin. Sie will in die Wärme. Nur für eine Woche. Und allein. „Bedenken habe ich keine. Ich bin dreimal geimpft und frisch getestet“, sagt sie. „Ich kann mir jeden Tag in der Schule etwas einfangen. Corona ist in meiner Klasse bereits mehrfach aufgetaucht. Wenn ich es jetzt abkriege, dann soll es eben so sein.“

Eine kleine Auszeit im Süden möchten sich auch Irina Renner, 35 Jahre, ihr Mann und die beiden Töchter gönnen. Alle vier hatten schon Corona, sagt die Mutter und verweist auf ihr Formular. „Außerdem sind wir alle vier frisch getestet“, sagt sie. Impfgegner seien sie nicht. „Wenn im März neuer Impfstoff verfügbar ist, suchen wir uns das Passende aus.“