Winnenden feiert seine neue, 9,7 Millionen Euro teure Ortsdurchfahrt. Es ist dort heller, grüner und sicherer geworden. Das findet viel Zuspruch bei den Bürgern.
Laut und fröhlich singen die Kinder der Kastenschule zur Feier des Tages und helfen mit, das rote Band zu durchschneiden – es ist vollbracht: Die neu gestaltete Ortsdurchfahrt durch Winnenden ist offiziell eröffnet. Endlich. Knapp drei Jahre hat’s gedauert, doch jetzt ist klar: schöner, sicherer, besser als vorher ist es geworden. Das fanden am Samstag beim Eröffnungsfest am Kronenplatz wohl alle.
Mehr Sicherheit durch neue Blitzer und Fahrradwege
Die nun 1400 Meter lange neugestaltete Strecke in der Ortsmitte, auf der Trasse der ehemaligen B 14, bringt vor allem mehr Sicherheit: breite Gehwege, Fahrradschutzstreifen auf der Fahrbahn und neue Blitzer (ab sofort in Betrieb!) entlang der Waiblinger Straße sollen für ein geordnetes Miteinander sorgen und dort die Einhaltung von Tempo 50 überwachen.
Auf dem besonders sensiblen Abschnitt am Kronenplatz wurde Tempo 30 eingeführt. Fußgänger können die Straße dort nun auf einem breiten Abschnitt einfacher überqueren, erklärte Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Dadurch werde die Verbindung zur Innenstadt und der Bahnhofsvorstadt verbessert. Und wer sich unsicher fühlt, kann dennoch eine Ampel nutzen. Diese befindet sich die meiste Zeit in „Schlafendschaltung“ und leuchtet erst auf Knopfdruck.
Erster Bürgermeister Norbert Sailer betonte die unsichtbaren Fortschritte: 34 500 Meter Leer- und Kabelschutzrohre wurden verlegt, um künftige Bauarbeiten zu erleichtern. Zudem wurden Wasserleitungen auf 1200 Metern sowie ein Abwasserkanal auf 200 Metern erneuert. Aber auch die Oberfläche wurde umfassend neu gemacht: 13 000 Quadratmeter Asphalt und 7500 Quadratmeter Pflaster kamen neu hinzu.
9,7 Millionen Euro in die Ortsmitte Winnenden investiert
Insgesamt investierte die Stadt 9,7 Millionen Euro, davon kamen 4,29 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt und rund 680 000 Euro aus der Städtebauförderung. Christoph Erdmenger, Abteilungsleiter für nachhaltige Mobilität im Landesverkehrsministerium, lobte Winnenden ausdrücklich als Vorreiter: Die Stadt nutze als eine der ersten Kommunen die neue Landesförderung für Ortsmitten.
„Die Anforderungen an die Ortsmitte haben sich stark verändert“, sagte OB Holzwarth. Mehr Raum für Rad- und Fußverkehr, begrünte Mittelstreifen und 61 neu gepflanzte Bäume sollen die Aufenthaltsqualität erhöhen und das Mikroklima verbessern.
Wie anspruchsvoll die Umsetzung auf engem Raum war, schilderte Planer Jürgen Karajan vom gleichnamigen Ingenieurbüro, das die Maßnahme gemeinsam mit dem städtischen Bauamt begleitete. Zeitweise mussten Fahrspuren gesperrt, Zugänge zu Geschäften verlegt und Baustellenlärm in Kauf genommen werden. Dennoch sei der Bau insgesamt im Zeit- und Kostenrahmen geblieben. Durch die abschnittsweise Vorgehensweise konnten größere Beeinträchtigungen für Anlieger und Gewerbe reduziert werden.
Neugestaltung steigert Winnendens Lebensqualität
OB Holzwarth betonte: „Wir haben uns früh entschieden, nicht nur oberflächlich zu gestalten, sondern die ganze Infrastruktur mit anzupacken.“ Besonders für die Gewerbetreibenden in der Innenstadt sei der nun entstandene Rahmen ein Gewinn. Die Aufenthaltsqualität habe deutlich zugenommen, das Stadtbild wirke aufgeräumter und zugleich grüner. Der Oberbürgermeister dankte allen Beteiligten – besonders den Anwohnerinnen und Anwohnern für ihre Geduld während der Bauzeit.
Bei den Menschen kommt der neue Verkehrsraum kommt an: „Das gefällt mir viel besser als vorher, ich fühle mich dadurch als Radfahrerin auch sicherer“, sagte die Winnenderin Ursula Leonhard. Für einen komplett abgegrenzten Radfahrstreifen habe der Platz gefehlt, erklären die Planer. Leonhard ist froh, „dass nun auch weniger Autos durch die Stadtmitte fahren“.
Das ist schon länger so. Denn die ehemalige B 14 wurde im Jahr 2009 durch die neue Westumfahrung über die Zipfelbachtalbrücke und den Leutenbacher Tunnel entlastet. Waren früher rund 30 000 Autos am Tag in der Stadt unterwegs, sind es heute durchschnittlich nur etwa 8000.
Weniger Verkehr, mehr Lebensqualität: Winnendens neue Mitte
„Ich hätte mir noch mehr Grün gewünscht, aber die Straße ist jetzt auf jeden Fall viel heller und einladender“, sagt Klaus Späth von der Bäckerei Weber. Weniger Verkehr, schönere Gestaltung – die Innenstadt werde dadurch lebenswerter.
Und es soll weitergehen: In den kommenden Jahren sollen angrenzende Bereiche schrittweise ebenfalls aufgewertet werden. Unter anderem auch am Kronenplatz selbst: Dort soll ein städtebaulicher Solitär entstehen – ein modernes Wohn- und Geschäftshaus als städtebauliches Bindeglied zwischen Bahnhofsvorstadt und Innenstadt.