Martin Scheidt (links) kümmert sich um die ukrainischen Familien – und ist mit ihnen auch aufs Frühlingsfest gegangen. Anna (vorne links) und ihr Mann Serhii (mit Sohn auf dem Arm) haben anderen die Flucht mit ermöglicht. Foto: Nikolauspflege/Martin Scheidt

Die Nikolauspflege hat mehrere ukrainische Familien mit sehbehinderten Kindern bei sich untergebracht. Darunter sind auch ein Ehepaar aus Charkiw und ihr kleiner Sohn. Das Paar hat zahlreiche Menschen mit Behinderung über die Grenze begleitet.

Anna bittet, sie nach 15 Uhr anzurufen– aus gutem Grund. Davor ist sie für ihre Schülerinnen und Schüler da. Von Stuttgart aus hält sie Kontakt: in die Schweiz, nach Italien, nach Polen – und nach Charkiw. Einige ihrer Schüler seien dort geblieben. „Sie sind immer noch in Gefahr“, sagt die 34-jährige Ukrainerin. Sie verfolgten den Unterricht aus der U-Bahn-Station – wenn das Internet funktioniert. „Die Einheiten mit mir sind eher therapeutisch“, sagt die Sonderpädagogin, die mit ihrem Ehemann Serhii und ihrem vierjährigen Sohn Ivan am 25. März in Stuttgart angekommen ist. Sie sind eine von vier Familien mit sehbehinderten Kindern, die die Stuttgarter Nikolauspflege bei sich aufgenommen hat und die von dieser auch betreut werden. Das Ungewöhnliche bei Anna und Serhii: Sie haben auch anderen zur Flucht verholfen. Menschen, die alleine nicht hätten fliehen können.