Jeden Sonntag wird gegen den Angriffskrieg Russlands demonstriert. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Bei einer Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine erzählt eine Frau von ihren Erlebnissen.

Die Frau aus Mariupol kämpft immer wieder mit den Tränen, als sie am Sonntag von den Kriegswochen in der einst so wichtigen Hafen- und Universitätsstadt in der Ukraine erzählt. Mit ihr weinen am Rand des Stuttgarter Schlossplatzes einige der mehreren hundert Teilnehmer an der Kundgebung gegen den Krieg in ihrer Heimat. Es sind überwiegend Frauen, oft mit Kindern oder Jugendlichen, aus der Ukraine, die sich jeden Sonntag um 14 Uhr auf dem Wilhelmsplatz in der City treffen und dort zu einem kurzen Protestmarsch durch die Stuttgarter Innenstadt starten. Ihr Anliegen: „Dort ist Krieg, da gibt es keine Pause.“

An diesem Sonntag führt der Demonstrationszug durch die Eberhardstraße am Marktplatz und Dorotheenquartier vorbei über die Planie zum Schlossplatz. Viele haben gelbe T-Shirts mit der Aufschrift „Get out Russia“ an. Auch eine Fahne der in der Ukraine selbst umstrittenen Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) wird von einem der wenigen Männer mitgetragen.

Viele Geflüchtete sagen „Danke“

Es wird überwiegend Ukrainisch gesprochen, Englisch oder Deutsch lernen die vor dem Krieg nach Deutschland geflüchteten Menschen zum Teil gerade erst. Auch die Frau aus Mariupol erzählt ihre Geschichte voller Angst und Schrecken in ihrer Muttersprache. Am 24. Februar begann der brutale Angriffskrieg Russlands, am 5. März traf eine russische Bombe ihr Haus in Mariupol. Von dem Tag an lebte sie zusammen mit 50 anderen Erwachsenen und Kindern im Keller. Bei jedem Flugzeuggeräusch bangten sie um ihr Leben. Die Versorgungslage wurde immer schwieriger. Irgendwann schaffte sie es mit Teilen ihrer Familie in einen der viel zu wenigen Evakuierungskonvois. Neun Tage war sie unterwegs, bevor sie die sichere Zuflucht hier erreichte.

Sie sagt Deutschland Danke dafür, ebenso wie andere, die Plakate mit Aufschriften wie „Dankeschön für die Hilfe“ oder „Thank you world“ tragen. Rund zwei Stunden dauern der Protestmarsch und die Kundgebung an diesem Sonntag, an dem schon überall im Stadtzentrum weiße Pavillons und andere Dinge für den am 25. Mai beginnenden Deutschen Katholikentag aufgebaut werden. In den Veranstaltungen dort wird der Krieg immer wieder Thema sein, unter anderem bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Die Ukraine - Europas klaffende Wunde. Putins Angriffskrieg und die Folgen“ am Samstag, 28. Mai, um 11 Uhr in der Liederhalle.