Ein Eurofighter hebt von der Luftwaffenbasis Neuburg an der Donau ab. Foto: IMAGO/Jan Huebner

Egal ob Kampfjet, Hubschrauber oder Transporter: Wenn das Militär im Tiefflug über die Region Stuttgart dröhnt, ist die Aufregung groß. Wir erklären, warum Piloten dies trainieren.

Ein gewaltiges Dröhnen lässt die Luft erzittern. Nur kurz ist das große graue Flugzeug über dem Schwäbischen Wald zu sehen, dann ist es den Blicken vom Boden schon wieder entschwunden. Ein A400M der Luftwaffe, unterwegs auf einem Übungsflug von Niedersachsen aus durch die halbe Bundesrepublik, Flughöhe: rund 200 Meter über Grund. Diese Beobachtung haben am Montag etliche Menschen in der Region Stuttgart gemacht – und nicht wenige davon stellen sich nun die Frage, warum die Bundeswehr derartige Flüge überhaupt trainiert.

Aus welchem Grund fliegt die Luftwaffe oft so tief?

Ein Transporter vom Typ A400M Foto: imago images/Steve Bauerschmidt

Der wohl wichtigste Grund für Tiefflüge für das Militär ist es, möglichst lange unentdeckt zu bleiben. Fliegt ein Flugzeug oder ein Hubschrauber dicht über dem Grund, kann es von Radarstationen auf dem Boden, aber auch von feindlichen Luftfahrzeugen nur schwer entdeckt – im Militärjargon „aufgeklärt“ – werden.

Für Soldaten am Boden, die mit Feuerwaffen oder infrarotgelenkten Flugabwehrraketen ausgerüstet sein können, ist ein tief fliegendes Luftfahrzeug ebenfalls erst spät zu sehen. Entsprechend kurz ist das Zeitfenster, das ihnen bleibt, um es zu beschießen – auch bei einem großen Flugzeug wie einer A400M.

Das Gelände verhindert zudem die Ausbreitung von Schallwellen. Fliegt beispielsweise ein bekanntermaßen lauter Hubschrauber sein Ziel extrem tief an, maskiert er durch das Gelände seine Position und verringert die Gefahr, ausgemacht und beschossen zu werden.

Auch aus anderen Gründen kann es für das Militär nötig sein, tief zu fliegen. Wenn eine Landung nicht möglich ist oder Lasten beim Abwurf aus größerer Höhe vom Wind abgetrieben werden könnten, werfen Transportflugzeuge wie der A400M ihre Ladung manchmal aus extrem geringer Höhe ab. Auch die Bekämpfung von Waldbränden klappt nur im Tiefflug.

Tiefflug über Deutschland – was ist erlaubt?

Innenansicht eines CH-53-Helikopters Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen

Wie tief ein militärisches Luftfahrzeug laut Gesetz fliegen darf, hängt von seiner Art ab – und vom Gelände, über dem es sich befindet. Dies wird aus einer Broschüre der Bundeswehr deutlich.

  • Propellergetriebene Transporter dürfen bis auf 500 Fuß (rund 150 Meter) über Grund heruntergehen
  • Für Kampfjets gilt eine Mindesthöhe von 1000 Fuß (rund 300 Meter) – Ausnahmen sind aber möglich
  • Militärhubschrauber dürfen sogar in nur zehn Fuß Höhe über Grund fliegen

Auch in Deutschland wird Tiefflug geübt

Die praktische Ausbildung der deutschen Luftwaffe findet zu großen Teilen in den USA statt – nach Möglichkeit wird auch dort der Tiefflug geübt. Doch da im Ernstfall die Piloten auch mit dem Gelände in Deutschland vertraut sein müssen, kommt das Militär nicht umhin, den Tiefflug auch hierzulande zu üben.

Die Luftwaffe betont dabei, sie versuche, die Belastung für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten. „Wir streuen den Flugbetrieb möglichst breit, um die Lärmbelastung auf alle Schultern der Bevölkerung zu verteilen“, zitiert sie auf ihrer Webseite einen Oberstleutnant.