Damit Christbäume so schön grün sind, werden Pestizide verwendet. Foto: dpa/Marijan Murat

In Deutschland werden jedes Jahr rund 29 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. 90 Prozent davon stammen aus riesigen Plantagen, wo viel gespritzt wird. Gibt es umweltfreundlichere Alternativen?

Stuttgart - Hast du schon einen Weihnachtsbaum? Nein? Aber planst du, dir noch einen zu kaufen? Prima. Dann habe ich ein paar Tipps, wie du das machen kannst - und dabei ein gutes Gewissen behalten kannst. Denn die meisten Tannenbäume, die es zurzeit vor Supermärkten und auf Parkplätzen zu kaufen gibt, sind nicht optimal für unser Klima. Doch man muss deshalb nicht verzichten auf das stimmungsvolle Ambiente, das eine schön geschmückte Tanne in der Adventszeit bietet.

Das Hauptproblem beim Christbaumkauf ist unser eigener Anspruch. Die Tanne sollte so aussehen, wie wir uns das gesamte Weihnachtsfest wünschen: perfekt. Das bedeutet aber leider, dass 90 Prozent der rund 29 Millionen in Deutschland verkauften Christbäume, eben nicht aus dem Wald um die Ecke, sondern aus riesigen, extra dafür angelegten Plantagen stammen. Um die zehn Jahre wachsen die Tannen dort, bis sie abgesägt werden.

Damit Tannen perfekt aussehen, braucht es Chemie

Deshalb werden auf diesen Plantagen jede Menge Mineraldünger sowie Herbizide, Insektizide, Rodentizide und Fungizide verteilt. Dadurch bleiben die Tannen gleichmäßig dicht, behalten ihre dunkelgrüne Farbe und werden nicht von Unkraut Pilzen, Insekten oder Nagetieren „verunstaltet“. Diese Herbizide, Insektizide, Rodentizide und Fungizide sickern in den Boden, töten Wasserlebewesen und Bienen, zerstören die Artenvielfalt und landen schlussendlich auch in Wohnungen. *

Doch es gibt Alternativen. Allerdings sind manche besser als andere. Laut dem WWF und dem Naturschutzbund (Nabu) ist eine Kunststofftanne keine gute Alternative. Denn ein Großteil dieser Plastikbäume wird in China produziert, was lange Transportwege bedeutet. Oft werden Giftstoffe bei der Produktion eingesetzt. Und die Qualität ist meist eher gering, wodurch die Kunststoffbäume nicht lange halten. Zudem gelangt immer Mikroplastik in unsere Umwelt.

Wer einen Baum mietet, muss Temperaturwechsel bedenken

Auch Tannenbäume im Topf sowie zur Miete sind laut dem Nabu leider nicht der Weisheit letzter Schluss. Zum einen steckt auch in ihnen meist viel Dünger und sie stammen oft aus Monokulturen. Zum anderen überleben die Bäume den Temperaturwechsel vom Wohnzimmer in die Kälte oftmals nicht. Wer sich dafür entscheidet, sollte den Baum auf jeden Fall im Keller oder in der Garage akklimatisieren, bevor er von draußen nach drinnen und umgekehrt umgezogen wird. Und der Ausflug ins Warme sollte nur kurz dauern.

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Die beste Alternative sind laut den Umweltorganisationen Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft oder aus anerkannt ökologischen Weihnachtsbaumkulturen. Die sind kaum teurer. Bei Bio-Weihnachtsbäumen wird aber auf Chemikalien verzichtet. Dünger und Unkrautvernichter werden beispielsweise durch Schafe ersetzt. Solche Bio-Bäume tragen die Siegel von Naturland, Bioland, Demeter oder FSC.

Wo man Bio-Weihnachtsbäume kaufen kann

Aber wo findet man solche Bio-Weihnachtsbäume? Tatsächlich haben auch immer mehr Baumärkte ökologische Bäume im Sortiment. Und einen umfassenden Überblick liefert die Waldschutzorganisation Robin Wood. Dort sind für Baden-Württemberg derzeit 25 Produzenten von Bio-Weihnachtsbäumen an 102 Verkaufsstellen gelistet - zum Beispiel in Stuttgart-Möhringen, Stuttgart-Untertürkheim, Nagold, Pforzheim oder Freudenstadt.

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Eine weitere gute Alternative sind Bäume aus Durchforstung, die im Wald ohnehin geschlagen werden müssen und von einigen Forstämtern verkauft werden.

Ich persönlich habe einfach meine Zimmerpflanzen weihnachtlich geschmückt. Ein herabgestürzter Ast aus dem Wald oder ein Mistelzweig kann ebenfalls als Deko-Halter dienen. Was neben dem Umweltaspekt dafür spricht: Laut Forschern der Universität Bergen (Norwegen) holt man sich bis zu 25 000 Insekten ins Haus, wenn man einen Weihnachtsbaum kauft. Zecken, Milben, Motten, Läuse und Spinnen - für mich reicht diese Vorstellung völlig aus.

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* Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Textes hieß es „Deshalb wird auf diesen Plantagen jede Menge Mineraldünger verteilt. Dadurch bleiben die Tannen gleichmäßig dicht, behalten ihre dunkelgrüne Farbe und werden nicht von Unkraut Pilzen, Insekten oder Nagetieren „verunstaltet“. Diese Herbizide, Insektizide, Rodentizide und Fungizide sickern in den Boden, töten Wasserlebewesen und Bienen, zerstören die Artenvielfalt und landen schlussendlich auch in Wohnungen.“