Immer mehr Firmen bieten umweltfreundlichere Kondome an, die zudem sozial verträglich hergestellt wurden. Foto: Einhorn

Das Kondom ist eines der am meisten benutzten Verhütungsmittel. Doch wie nachhaltig ist das Gummi, ebenso wie Sextoys und Co., eigentlich? Und gibt es Alternativen? Das Fazit unserer Recherche ist eindeutig: Sicherer und aufregender Sex schließt Umweltschutz nicht aus.

Aufreißen, benutzen und wegschmeißen: Kondome haben eine kurze Lebenszeit – und werden gerne auch mal in aller Hektik benutzt. Dass sie nicht aus nachwachsenden Materialien bestehen und auch die Plastikverpackung unter Nachhaltigkeitsaspekten schlecht da steht, ist keine Überraschung. Sich daher zu fragen, aus welchen Materialien Kondome, Sextoys und Co. bestehen, ist nicht nur wichtig für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit. Schließlich kommen diese Sachen mit den empfindlichsten Stellen des Körpers in Kontakt. Zeit für einen Nachhaltigkeits-Check.

Schaut man auf die Inhaltsstoffe von Kondomen, könnte man die Frage, ob Kondome vegan sind, schnell mit Ja beantworten. Schließlich bestehen konventionelle Kondome vorwiegend aus der Latexmilch des Kautschukbaumes. Allerdings kommt in der Produktion von Latex-Kondomen häufig Kasein zum Einsatz. Kasein ist das Hauptprotein in Milch und somit alles andere als vegan.

Die Latexmilch wird vorrangig in Asien von Kautschukzapfer:innen in einem sehr aufwendigen Prozess geerntet. Die Arbeiter:innen erhalten, ähnlich wie auf Kaffee- oder Baumwollplantagen, oftmals kaum etwas von den Erlösen. Auch der Regenwald ist kein Freund der Kondomproduktion: Denn um Kautschukbäume zu pflanzen, werden teilweise große Flächen Regenwald abgeholzt. Die Anbauweise eines Kautschukbaumes ist im Übrigen für 50 Prozent der Emissionen eines Kondoms verantwortlich. Um die anfälligen Monokulturen dann vor Schädlingen zu schützen, werden zudem noch giftige Pestizide gespritzt. Die Konsequenz: verseuchtes Grundwasser.

Immer mehr Hersteller stellen faire Kondome her

Die Auswahl von fairen und nachhaltigen Kondomen ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Der Latex, der in den Kondomen der Marke Einhorn landet, stammt beispielsweise aus einer Bauernkooperative in Südthailand, die den Kautschuk in regenerativer Landwirtschaft anbaut. 50 Prozent der Gewinne werden laut dem Unternehmen zudem in soziale und nachhaltige Projekte investiert. Derzeit arbeitet Einhorn daran, die Rückverfolgbarkeit des Kautschuks durch die gesamte Lieferkette sicherzustellen.

Der Hersteller Fair Squared verfolgt ähnliche Standards und setzt auf langfristige Verträge und faire Bezahlungen. Bei den Verpackungen werden schwer zu recycelnde Materialien vermieden und auf unnötige Umverpackungen wird verzichtet. Auch der konventionelle Kondom-Hersteller Ritex hat seit Kurzem mit „Pro Nature“ eine umweltverträglichere Kondomvariante auf den Markt gebracht. 

Gleitgels: Manche enthalten Erdöl-Derivate

Gleitgel besteht meist aus Wasser zusammen mit etwas Glycerin. Manche beinhalten aber auch Mineralöle oder Silikone. Immer wieder werden in Tests  gesundheitsschädliche Stoffe wie Erdöl-Derivate entdeckt, die als krebserregend gelten. Außerdem belasten silikonbasierte Gleitmittel die Kläranlagen bei der Filterung, weil sie nicht wasserlöslich sind.

Umweltfreundliches Gleitgel in Bio-Qualität könntest du beispielsweise bei der Berliner Marke Nevernot kaufen. Im Onlineshop von Amorelie gibt es gleich mehrere wasserbasierte Bio-Gele. Wenn du vorhast, Aloe Vera als Gleitgel zu benutzen, solltest du aufpassen: Dieses müsste aus einem frisch abgeschnittenen Blatt stammen oder maximal zwei Tage lang im Eisfach gelegen haben. Zudem solltest du das Gel zuvor auf kleinen Hautstellen testen, denn nicht jeder verträgt es. Das reine Aloe-Vera-Gel ist allerdings nicht mit Latexkondomen kompatibel, da das Gel das Latex angreift – so wie alle fetthaltigen Gleitgele. 

Sexspielzeug: Wie wär’s mit Glas oder Stein? 

Besonders die 25- bis 34-Jährigen sind experimentierfreudig im Bett. 71 Prozent der Befragten innerhalb der Altersgruppe geben an, Sexspielzeug zu verwenden – das zumindest sagt eine Studie des Kondom- und Sexspielzeugherstellers Durex. Viele der Sextoys-Befürworter:innen haben bestimmt noch keine Dildos aus Holz benutzt. Das Unternehmen Wald Michls Holdi aus dem Odenwald vertreibt Sexspielzeuge, die aus zertifiziertem Fichtenholz gefertigt sind und zudem medizinisch geprüft sind. Letzters ist ebenso wie die regelmäßige Reinigung sehr wichtig, um Infektionen mit verschiedensten Erregern zu vermeiden. Und wusstet ihr, dass selbst in den Stuttgarter Wagenhallen nachhaltige Sextoys gefertigt werden? Schönrein gießt hier per Hand Dildos und Anal-Plugs aus veganem Silikon.

Auch Sextoys aus Glas oder Stein, unter anderem erhältlich bei Onna, wären eine Möglichkeit, Schadstoffe zu vermeiden, die laut Ökotest in Penisringen oder Dildos aus Silikon stecken können. Zudem sind den Silikonprodukten oft Weichmacher beigefügt, die noch dazu selten recyclebar sind. Auch könnte man im von zwei Passauer Studentinnen geführten Online-Shop Passion Fruit mal vorbeischauen: Auf unbedenkliche Materialien, kurze Transportwege und faire Produktionsbedingungen wird hier Wert gelegt.

Dessous aus Stoffresten der Modeindustrie

Nach nachhaltiger Reizwäsche muss man in Sexshops meist gar nicht erst suchen. Im Internet gibt es mittlerweile jedoch einige Anbieter, die dir Alternativen aus Naturfasern anbieten. Bieder oder langweilig sieht das nicht aus. Bei Anekdot gibt es Unterwäsche, die aus Produktionsresten der Modeindustrie gefertigt sind. Die Materialien sind vollkommen in Ordnung, wurden aber in einer etwas anderen Farbe, Elastizität und einer Breite hergestellt als vom ursprünglichen Hersteller angefordert. Produziert wird in Berlin und Polen. Auch beim Kölner Modelabel Erlich Textil, bei Opaak oder beim dänischen Label Underprotection wird man fündig.