Elon Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen. Foto: dpa/Jeff Chiu

Ex-US-Präsident Donald Trump war nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 von Twitter verbannt worden – nun lässt der Twitter-Chef Elon Musk die Nutzer über eine Entsperrung von Trumps Profil abstimmen.

Der neue Twitter-Chef Elon Musk hat in dem Online-Netzwerk eine Umfrage zur Entsperrung des Profils von Ex-Präsident Donald Trump gestartet. Trump war nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 von Twitter verbannt worden. Die Zukunft des Online-Dienstes ist aber infolge des Chaos seit der Twitter-Übernahme durch Musk mehr als ungewiss. 

Dass Musk dem Wunsch der Nutzer folgen wird, ist allerdings nicht sicher - auch wenn er der Umfrage den lateinischen Satz „Vox Populi, Vox Dei“ („Die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes“) hinzufügte. Im vergangenen Jahr hatte er die Nutzer in einer ähnlichen Umfrage über einen Verkauf seiner Tesla-Aktien abstimmen lassen. Im Anschluss verkaufte er tatsächlich Anteile im Wert von über einer Milliarde Dollar.

Trump hatte auf Twitter mehr als 88 Millionen Follower. Er hatte allerdings erklärt, nicht auf die Online-Plattform mit dem blauen Vogel zurückkehren zu wollen, sondern lieber bei dem von ihm selbst gegründeten Netzwerk Truth Social zu bleiben. Am Samstagmorgen (Ortszeit) hatten sich bereits faste elf Millionen Nutzer an der Musk-Umfrage beteiligt, wobei eine Mehrheit von gut 52 Prozent eine Rückkehr von Trump zu Twitter befürwortete.

Musk steht politisch den konservativen Republikanern nahe

Musk steht politisch den konservativen Republikanern nahe. Vor den US-Kongress-Zwischenwahlen Anfang November hatte er eine Wahlempfehlung für die Partei ausgesprochen. Im Frühjahr hatte er zudem erklärt, er habe in der Vergangenheit bei Wahlen für die Demokraten gestimmt, werde fortan aber die Republikaner wählen. Die Demokraten seien zur „Partei von Spaltung und Hass“ geworden, begründete er seine Haltung damals.

Kurz vor Beginn der Umfrage hatte Musk verkündet, die Konten der Komikerin Kathy Griffin, des Psychologen Jordan Peterson und der konservativen Parodie-Seite „Babylon Bee“ seien „wieder eingesetzt worden“. Die „Trump-Entscheidung ist noch nicht getroffen worden“, fuhr der High-Tech-Milliardär fort.

„The Babylon Bee“ und Peterson waren im März beziehungsweise August wegen Verstößen gegen die Twitter-Richtlinien gesperrt worden - sie hatten sich über Transgender lustig gemacht. Griffin war erst kürzlich gesperrt worden, nachdem sie die neuen, gelockerten Twitter-Regeln genutzt hatte, um ihren Benutzernamen in „Elon Musk“ zu ändern.

Musk hatte Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar (rund 43 Milliarden Euro) übernommen. Kritiker befürchten, dass er den Kampf gegen die Verbreitung von Hassbotschaften und Falschnachrichten bei Twitter drastisch beschränken könnte.

Inzwischen hat bei dem Konzern ein regelrechter Exodus eingesetzt

Inzwischen hat bei dem Konzern ein regelrechter Exodus eingesetzt. Nachdem Musk rund die Hälfte der Mitarbeiter entlassen und den anderen ein „Hardcore“-Ultimatum gestellt hatte, entschieden sich laut US-Medienberichten und ehemaligen Angestellten mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Unternehmen zu verlassen. Der Milliardär hatte die Twitter-Beschäftigten in einem Memo am Mittwoch aufgefordert, sich zu extremem Arbeitseinsatz zu verpflichten - oder gefeuert zu werden. Der Zugang zu den Büros des Konzerns wurde laut Medienberichten bis Montag gesperrt. 

Zuvor hatte Musk bereits rund die Hälfte der 7500 Angestellten entlassen. Der Abgang der Mitarbeiter schürte Befürchtungen, der Milliardär könnte das Unternehmen zugrunde richten. Gerade dies habe zu rekordverdächtiger Aktivität auf Twitter geführt, erklärte Musk am Freitag. „Eine Rekordzahl von Nutzern loggt sich ein, um zu sehen, ob Twitter tot ist, was es ironischerweise lebendiger macht als je zuvor!“ Der Konzernchef gab sich unbekümmert angesichts des Exodus: „Die besten Leute bleiben, also bin ich nicht super besorgt.“