Jürgen Schweikardt, Trainer und Geschäftsführer des TVB .Jürgen Schweikardt, Trainer und Geschäftsführer des TVB Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

In der Coronapandemie muss auch der TVB Stuttgart ohne Zuschauer auskommen, dafür stimmen aber die Signale der Sponsoren und die TV-Quoten zuversichtlich. Das hat Gründe.

Stuttgart - Als Johannes Bitter kurz vor Weihnachten im „Aktuellen Sportstudio“ saß, verbuchte der Handball-Nationaltorwart zum Abschluss des Abends zwar nur einen Treffer auf die legendäre Torwand – doch das war eher zweitrangig. Für die Sportart im Allgemeinen und für seinen Verein TVB Stuttgart im Besonderen war es so oder so eine Ehre, auf dem Mainzer Lerchenberg live vertreten zu sein. „So etwas ist für uns ein absolutes Highlight“, sagt TVB-Trainer Jürgen Schweikardt (40) vor allem auch in seiner Rolle als Geschäftsführer, der das Große und Ganze des Vereins im Auge behalten muss. Was schon einfacher war als in diesen Coronazeiten. Deshalb lautet sein Credo für 2021 schlicht und einfach: „Wir müssen den TVB so gesund wie möglich durch die Krise bringen – dafür ist uns kein Aufwand zu viel.“

So kann der Verein seinen treuen Fans und auch Sponsoren zwar seit Monaten kein Live-Erlebnis in der Halle mehr anbieten, versucht das aber so gut wie möglich zu kompensieren. Zum Beispiel durch ein Rundum-sorglos-Paket für Sponsoren und VIP-Ticket-Inhaber am Spieltag, auch am Sonntag (16 Uhr) gegen die HSG Wetzlar. Wer will, bekommt vom TVB-Caterer ein Drei-Gänge-Menü heimgeliefert, das per Videoanleitung am eigenen Herd dann frisch zubereitet werden kann; dazu kommen als „Beilage“ die letzten Eindrücke des Trainers zum Spiel und unter Umständen auch mal musikalische Live-Einlagen. Das alles soll dazu führen, die Partner bei der Stange und Laune zu halten.

In dieser Saison ist das bisher ganz ordentlich gelungen, rein quantitativ hat sich an der Zahl der Sponsoren wenig geändert, nur wenige zogen sich zurück. Bei den Zahlungen sieht das aber anders aus: Der eine oder andere musste sein Engagement runterschrauben. „Und wir wissen auch nicht genau, ob und welche Forderungen kommen, wenn wir die ganze Saison bis Ende Juni vollends ohne Zuschauer spielen müssen“, spricht Schweikardt die permanente Ungewissheit an.

Deshalb ist auch gar nicht klar, mit welchem Budget der TVB rechnen kann. Vergangenes Jahr waren es 4,5 Millionen Euro, 20 Prozent weniger scheinen durchaus realistisch. Wobei auch bei den sparsamen Schwaben inzwischen Geld aus dem Rettungsfonds der Regierung eingetroffen ist („Aber weniger als die beim THW Kiel kolportierte eine Million Euro“, betont Schweikardt). Die Stadt steht ebenfalls helfend zur Seite, was sich vor allem bei der Miete in einer leeren Porsche-Arena bemerkbar macht. Dennoch hält Schweikardt Auftritte in der mehr als 6000 Zuschauer fassenden Halle (wenn sie nicht gerade durch das Tennisturnier belegt ist) für sinnvoll – weil man zum einen dem Volleyball-Spielbetrieb von Allianz MTV in der Scharrena aus dem Wege geht und zum anderen auch bessere Möglichkeiten hat, das Hygienekonzept mit mehr Kabinen umzusetzen.

Oder auch dem TV-Sender Sky professionellere Möglichkeiten zu bieten. Der scheint von der Pandemie eher zu profitieren, jedenfalls zeigen die Zahlen beim TVB nach oben, was auch mit den sportlichen Leistungen zu tun haben dürfte, zwischendurch war das Team ja sogar mal Tabellenführer. Das Topspiel danach in Flensburg am 22. November verfolgten jedenfalls mehr als 50 000 Fans, nachdem in der Vergangenheit die Zahl für Einzelspiele oft gerade mal im vierstelligen Bereich verharrte.

Für den Dezember 2020 (das sind die aktuellsten bis jetzt vorliegenden Zahlen) lag die gesamte Reichweite des TVB bei 7,5 Millionen Zusehern, 6,5 Millionen waren es alleine bei den Heimspielen. Wobei eben die Auftritte bei den Öffentlich-Rechtlichen besonders zu Buche schlagen. Zum Vergleich: Im Dezember 2019 waren es 6 Millionen Zuseher, davon 4,8 Millionen bei Heimspielen. „Diese Bekanntheit ist für den Verein extrem wichtig“, sagt Philipp Klaile, Leiter Vertrieb und Kommunikation.

Die TV-Quoten steigen stark

Die Verlängerung der Verträge mit den Topsponsoren Kärcher und Wohninvest war das eine Signal, aber auch die Volksbank Stuttgart oder die Kreissparkasse Waiblingen haben vorzeitig verlängert aus der Gruppe der sogenannten Exklusivpartner des TVB Stuttgart, die mindestens einen sechsstelligen Betrag beisteuern. Das schafft Sicherheit, aber keine Bequemlichkeit. „Unsere Mitarbeiter arbeiten wahrscheinlich mehr, obwohl wir keine Karten verkaufen. Das Geschäft hat sich gewandelt“, sagt Schweikardt.