Zum Fest kippt uns das Fernsehen jede Menge Gaben hin: wie hier in „Löwenzahn“ im ZDF. Foto: ZDF/Andrea Hansen

Zu Weihnachten will das deutsche lineare Fernsehen zeigen, dass es mit den US-Streamingdiensten mithalten kann. Wir haben ein paar Highlights herausgesucht.

Stuttgart - Fast jeder kennt so jemanden: eine sonst vielleicht ganz sympathische Person, die sich dadurch schlau und vornehm vorkommt, dass sie bemerkt, der Fernsehapparat zu Hause werde so gut wie nie benutzt. In Erweiterung dieser Herabsetzung eines verblüffend vielseitigen Mediums zur verdummenden Narrentröte gibt es nun auch noch die Klage, die Regeln und Bitten zwecks Selbstisolation in pandemiegebeutelter Weihnachtszeit führten in die tiefste Unkultur: am Ende müsse man daheim eingesperrt gar noch den TV-Apparat anknipsen.

Dabei ist solcher Dünkel ziemlicher Unfug. Ja, man kann ohne viel Mühe schmerzhaften Blödsinn auf den Bildschirm zaubern. Aber es laufen zu den Festtagen auch wieder viele Programme, die das Hinschauen lohnen. Das ist nicht nur für jene interessant, die ganz alleine sein müssen. Wenn man Fernsehen mal nicht als Berieselungsbrunnen nebenher plätschern lässt, können sich die richtigen Sendungen und die Gespräche darüber als Gemeinschaftserlebnis entpuppen. In unserer Bildergalerie finden Sie einige Wir hätten da einige Tipps.

Vergnügliches für Kleine

Das ZDF ist dieses Jahr an Weihnachten die erste Adresse für Familien mit Kindern. Ein mit 24 Minuten zwar kurzes, aber köstliches Highlight gibt es schon an Heiligabend um 8.30 Uhr: den Animationsfilm „Zogg und die Retter der Lüfte“. Die Buchvorlage zu dieser Geschichte um einen keinen Drachen stammt von Julia Donaldson („Der Grüffelo“). Um 12.20 Uhr folgt in Spielfilmlänge „Löwenzahn – Das Weihnachtsabenteuer“, das wird dann aber noch getoppt von einer neuen Realverfilmung von „Zwerg Nase“ (ZDF, Heiligabend, 16.25 Uhr). Das von Ngo The Chau witzig und zupackend, flott und zärtlich inszenierte Märchen wagt sich mitten hinein in Gefilde, die politisch Überkorrekte scheuen: da ist eine Figur klein, bucklig und hässlich und empfindet das als Strafe. Aber daraus wird eben keine Denunziation des Andersseins, sondern ein humanistisches Lehrstück. Das Erste wiederholt derweil über die Feiertage verstreut einige seiner Märchenauffrischungen aus der Reihe „6 auf einen Streich“ und einige ältere Klassiker, hat aber auch eine neue Produktion. Am ersten Weihnachtsfeiertag um 14.20 Uhr läuft „Der Geist im Glas“ nach Motiven der Brüder Grimm. Und weil’s ohne nicht geht, gibt es vorher, um 9.55 Uhr, im Ersten „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Alle diese Weihnachtsangebote sind auch zu Uhrzeiten eigener Wahl in der Mediathek abrufbar.

Spannendes für Große

Seit Berlin aus Bombentrümmern wieder halbwegs zusammengeleimt wurde, wäre es gerne wieder das wilde Berlin der 1920er Jahre. Der ARD-Sechstteiler „Eldorado KaDeWe“ (am 27. 12. ab 20.15 Uhr in einem Rutsch zu sehen, vorab schon in der Mediathek) setzt frech ins Bild, wie wir uns das Berlin der rauschenden, swingenden 20er gerne vorstellen, rund ums 1907 gegründete Kaufhaus des Westens und um einen Nachtclub namens Eldorado. Die Spaßpartys und Überlebenskämpfe werden ab und an kurzgeschlossen mit dem Berlin von heute. Wer es ruhiger mag, ist wohl beim beliebten Ermittlerteam der Krimireihe „Nord bei Nordwest“ gut aufgehoben. In der Folge „Ho Ho Ho“ (ARD, 1. Weihnachtsfeiertag, 20.15 Uhr) wird zwar unfeinerweise ein Weihnachtsmann erschossen. Der bislang schönste Fall der Reihe hat trotzdem oder deswegen die Chance, ein Weihnachtsklassiker zu werden. Das ZDF räumt zu Weihnachten seine Krimis erst einmal beiseite, damit das „Traumschiff“ tuckern kann: am zweiten Weihnachtsfeiertag ab 20.15 Uhr. Aber am 27. und 28. Dezember zeigt es dann um 20.15 Uhr einen Zweiteiler unter anderem mit Heiner Lauterbach, Matthias Koeberlin und Katharina Lorenz, in dem sich eine Kölner Bauunternehmersippe nicht als Nest der Gemütlichkeit entpuppt: „Mord in der Familie: Der Zauberwürfel“.

Nettes fürs Herz

So schwelgerisch wie stachelig ist die Neuverfilmung von „Sisi“ bei RTL ausgefallen, die am 28., 29. und 30. Dezember jeweils um 20.15 Uhr läuft. Wer die Klassiker mit Romy Schneider als Kaiserin vorzieht, bekommt sie im Ersten zu sehen: an Heiligabend um 20.15 Uhr sowie am ersten und zweiten Feiertag jeweils um 16.40 Uhr. So populär wie Sissi ist nur der gute Geist der Dachbodenentstaubung, Horst Lichter. Sein „Bares für Rares“ gibt es quer durchs Programm sowieso, aber Lichter schwingt sich auch wieder aufs Motorrad. Am ersten Feiertag um 19.25 Uhr führen „Horst Lichters Traumrouten“ im ZDF über die Alpen. Und der nette Bartträger wird plaudern, als sei das ganze Leben ein Kaffeekränzchen unter Freunden zu Weihnachten.