Tobias Moretti in „Das Haus“ Foto: NDR/Andreas Schlieter

Todschick und voller Tücken: Das Smart Home im ARD-Thriller „Das Haus“ (Mittwoch, 15,. Dezember, 20.15 Uhr, ARD) erweist sich als unkontrollierbar. Zuviel Vertrauen in Künstliche Intelligenz, so die Botschaft, kann gefährlich werden.

Stuttgart - Die Staubsaugerroboter säuseln über den edlen Boden, der Badezimmerspiegel liefert den morgendlichen Mineraliencheck. Türen bewegen sich auf Zuruf, der Kühlschrank ordert selbsttätig Lebensmittel nach. So smart ist das todschicke Inseldomizil des Top-Journalisten Johann Hellström (Tobias Moretti) und dessen Frau Lucia in dem KI-Thriller „Das Haus“. „Das hier ist der sicherste Ort der Welt“, sagt Lucia (Valery Tscheplanowa) nach der Ankunft mit dem selbstgesteuerten Wassertaxi. Dass sie sich irrt, macht der Regisseur Rick Ostermann („Wolfskinder“, „Fremder Feind“) mit dem gefährlich roten Auge des alles steuernden Haus-Computers klar, unverkennbar ein Zitat aus dem Kubrick-Klassiker „2001 –Odyssee im Weltraum“.

Selbstgesteuertes Wassertaxi

Man schreibt das Jahr 2029. Populisten sind in Deutschland an der Macht und drohen bei einem Sieg der bevorstehenden Wahl, die Demokratie vollends kalt zu stellen. Bereits abserviert wurde der integre Regierungskritiker Hellström (Tobias Moretti), dem sein Verlagschef Paschke (Hans Jochen Wagner) Schreibverbot erteilt hat, aus fadenscheinigen Gründen. Das einsame Refugium auf einem Ostsee-Eiland soll also Schutz bieten, doch der durchdigitalisierte Luxusschuppen fängt an, rumzuzicken. Erst spinnt die Warmwasserregulierung, dann wird Hellström von sich öffnenden Türen und Schubladen zu einer versteckten Waffe geführt, ebenso zu einem Video, das seine Frau beim Sex mit seinem Chef zeigt. Die Künstliche Intelligenz deckt Geheimnisse auf, sät Misstrauen in der Beziehung. Und dann sperrt das Haus das Paar sogar aus, so dass die beiden für eine Nacht im Insel-Wald notcampieren müssen. Doch das dauerdatensammelnde Smarthome will ihnen gar nichts Böses – es kennt die Bewohner, deren Gedanken und Gefühle, einfach nur viel besser als sie selbst.

Die Übergriffigkeit der Maschine wird monströs

Mit diesem Dreh variiert „Das Haus“, das auf einer Kurzgeschichte des „Spiegel“-Autors Dirk Kurbjuweit beruht, die Genres KI-Science-Fiction und Haunted House originell. Der private Kontrollverlust geht mit dem politischen einher – Ostermann und sein Drehbuchautor Patrick Brunken zeichnen eine nahe Zukunft, in der das Vertrauen in die Digitalisierung zum Einfallstor für Repression und Demokratieverlust wird. Diktatur beginnt mit Kontrolle – und genau die übernehmen in „Das Haus“ die modernen Computertechnologien. Als zwei junge Widerständler auftauchen, die Lucia, die Anwältin ist, hinter Hellströms Rücken unterstützt, wird die Übergriffigkeit und der Machtanspruch der Maschine schließlich monströs.

Ostermanns Inszenierung schwelgt in kühlen, perfekt arrangierten Bildern, raut sie mit subtil-bedrohlicher Akustik auf. Tobias Moretti gibt dem Dissidenten Johann stille Kraft, Valery Tscheplanowa als Lucia weiß ebenfalls, in Nuancen viel Gewicht zu legen.

Eine etwas andere Homestory

Diese Homestory ist eine Mixtur aus Dystopie, Haunted House, Beziehungsdrama, Politthriller. Der Haken; die Genre-Versatzstücke bremsen sich gegenseitig aus.

► Das Haus. Mittwoch, 15. Dezember, 20.15 Uhr, im Ersten – und bereits jetzt in der Mediathek abrufbar.