Annette Frier als Gruppentherapeutin in „Love Addicts“ Foto: WBTV/Gordon Timpen

Nein, das ist nicht die deutsche Antwort auf „Sex Education“! Die Amazon-Prime-Serie „Love Addicts“ tut schrill, ist aber weder witzig noch aufregend.

Zum Therapeuten-Einmaleins gehört, Menschen, denen man helfen will, dazu zu ermuntert, sich nicht mit anderen zu vergleichen: Sei du selbst! Konzentriere dich auf deine Stärken, auf deine eigenen Bedürfnisse! Setze dich nicht unter Druck, indem du versuchst, jemand anders zu sein, jemand anders nachzueifern!

Schmuddelsex-Klamauk

Insofern hat die Werbeabteilung von Amazon Prime alles falsch gemacht. Sie will uns nämlich weismachen, die Comedyserie „Love Addicts“ sei Deutschlands Antwort auf den britischen Netflix-Erfolg „Sex Education“. Doch sosehr sich die Amazon-Eigenproduktion darum bemüht, hip, frech und grell von Liebe und Sex im 21. Jahrhundert zu erzählen, wirkt sie doch wie ein Rückfall in die Zeiten des Schmuddelsex-Klamauks, wie ein unfreiwilliger Ausflug ins Nachtprogramm von RTL in den 1980ern.

Sex am Rhönrad, auf einem Hüpfball und mit Kerzenwachs

„Love Addicts“ erzählt von den vier Hamburger Mittzwanzigern Zoé (Malaya Stern Takeda), Ben (Dimitri Abold), Nele (Magdalena Laubisch) und Dennis (Anselm Bresgott), in deren Liebesleben etwas ziemlich schiefläuft. Beim Versuch, sich einmal mehr über das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit lustig zu machen, gibt es Unfälle beim Sex am Rhönrad, auf einem Hüpfball oder mit einem Kerzenwachsfetischisten.

Ständig müssen die Darstellerinnen und Darsteller „ficken“ und „vögeln“ sagen und verkrampft denglisch sprechen. Die Dialoge sind holprig, der Slapstick hölzern, und die Menschen, die hier in einer Selbsthilfegruppe zusammenfinden, um sich von ihrer Sexbesessenheit oder ihrer Angst vor Intimität heilen zu lassen, taugen bloß als Karikaturen. Lustig ist das nicht – trotz Annette Frier als Therapeutin.

Love Addicts: Die Comedyserie ist von diesem Mittwoch an bei AmazonPrime Video verfügbar.