Hilflos am Spielfeldrand: Liverpools Trainer muss der Demontage seiner Mannschaft bei Aston Villa zusehen, ohne eingreifen zu können. Entsetzen stand Jürgen Klopp im Gesicht. Foto: AP/Laurence Griffiths

Es ging ziemlich rund in der englischen Premier League und der italienischen Serie A. Der FC Liverpool und Manchester United blamieren sich nach Kräften, und in Italien tritt der SSC Neapel nicht an.

Birmingham - Das Schönste, was einem Fan von Aston Villa widerfahren kann, ist ein Erfolg über Stadtrivale Birmingham City; seit 1879 verbindet die Clubs eine traditionsreiche Abneigung. Besonders süß ist die Erinnerung an den 20. April 2008, als die Villains ein 5:1 feierten. Womöglich wird das Datum vom 4. Oktober 2020 abgelöst. An jenem denkwürdigen Sonntag schlug Villa den FC Liverpool, den Champions-League-Sieger 2019, den aktuellen Meister der Premier League – und Aston Villa siegte nicht nur, nein: Der Club vernichtete die Reds mit 7:2. Ein Ergebnis, das man vom FA-Cup kennt, wenn ein Erstligist einen Viert- oder Drittligisten verprügelt.

Jürgen Klopp suchte nicht nach Entschuldigungen. „Nichts, was ich sagen könnte, würde das Ergebnis besser machen“, sagte der FC-Trainer nach der Demütigung im Villa Park. Dabei wirkte der 53-Jährige ziemlich ratlos, aber einigermaßen gelassen. „Warum sollte ich jetzt völlig wütend sein oder so was in der Richtung?“ Gründe für einen göttlichen Zorn biblischen Ausmaßes hätten sich gefunden. Etwa: Weil sein Team als erster englischer Meister seit fast 70 Jahren sieben Gegentore in einem Ligaspiel kassierte. Das letzte Mal widerfuhr das dem FC Arsenal im September 1953 gegen Sunderland, also in einer vorsintflutlichen Fußball-Ära. Oder: Weil es über 50 Jahre her ist, dass Liverpool sieben Gegentore in einem Spiel kassierte: Im April 1963 unterlagen die Reds 2:7 bei Tottenham Hotspur. Ollie Watkins (4./22./39.), Jack Grealish (66./75.), John McGinn (35.) und Ross Barkley (55.) trugen sich für Villa in die Torschützenliste ein. Klopp stand mitunter mit offenem Mund und großen Augen am Spielfeldrand und meinte nach dem Debakel: „Wir haben jeglichen Müll und alle Fehler in ein Spiel gepackt. Die einzig gute Nachricht für uns ist, dass niemand verletzt wurde.“

Manchester United wird ebenfalls gedemütigt

Die Schadenfreude beim nationalen Erzrivalen der Liverpooler, Manchester United, hielt sich in Grenzen. Die Fans von ManU leckten ihre eigenen Wunden. Die Red Devils kamen im eigenen Stadion mit 1:6 unter die Räder von Tottenham Hotspur. Dabei galten zumindest mildernde Umstände – Anthony Martial hatte beim Stand von 1:2 wegen einer Tätlichkeit Rot gesehen (28.). In Unterzahl war es um ManU geschehen, die Spurs machten das halbe Dutzend voll. „Du gewinnst keine Spiele, indem du individuelle Fehler machst und eine solche Leistung zeigst“, knurrte Trainer Ole Gunnar Solskjaer. So hoch hatte United erst einmal in der Premier League verloren: beim 1:6 im November 2011 gegen Man City. In England galt, dass dies ein schwarzer Sonntag für die Roten aus Liverpool und Manchester war.

Juventus Turin tut, als sei nichts gewesen

Auch in Turin war’s ein kurioser Sonntag. Die Unparteiischen und Juventus warteten 45 Minuten auf dem Platz auf den SSC Neapel, dann bat der Schiri in die Kabine. Die Gäste durften nicht reisen, nach zwei Corona-Fällen hatte die Gesundheitsbehörde dem Club Quarantäne auferlegt – es war klar, das der SSC nicht kommt, weshalb man sich wundern darf, warum Juve tat, als würde die Partie der Serie A stattfinden. Sollte das Spiel mit 3:0 für Turin gewertet werden, will der SSC Rechtsmittel einlegen. Italiens Sportminister betonte, dass die Gesundheit Vorrang vor anderen Interessen habe.