Innovatives Projekt: Oberhalb des Egerwegs in Rohracker wird die Netze BW den neuen Trinkwasserbehälter in den Boden einbauen lassen. Foto: Mathias Kuhn

Nach rund vier Jahren Planungen und Vorarbeiten erfolgte gestern der symbolische Spatenstich für den Trinkwasserbehälter oberhalb des Egerwegs. Drei lange Röhren werden in den Boden gelegt.

Rohracker - Was lange währte, wird nun gestartet: Am Dienstagnachmittag erfolgte oberhalb des Egerwegs der Spatenstich für den neuen Trinkwasserbehälter der Netze BW. Das neue Gebäude soll das bisherige stark in die Jahre gekommene Bauwerk aus dem Jahr 1909 in der Hohe Halde ersetzen. Nach seiner Fertigstellung wird der moderne Speicher 3500 Bürgerinnen und Bürger in Rohracker mit frischem Trinkwasser versorgen. Die Erleichterung über den symbolischen Baustart in Corona-Zeiten war den Festgästen anzusehen. Die Planungen und Diskussionen hatten viel Zeit gekostet. Das Neubauprojekt hatte im Vorfeld für Furore gesorgt. 2016 wurden erste, vorläufige Pläne der Netze BW AG publik. Ein rund zehn Meter hohes Gebäude sollte im Landschaftsschutzgebiet errichtet werden. Die Anwohner und Spaziergänger liefen gegen den „Leuchtturm“ Sturm, die Bezirksbeiräte lehnten das Bauwerk ab. Die Netze BW-Verantwortlichen lenkten ein, gingen auf die Bedenken der Anwohner ein und planten die Bauart und das Volumen der Anlage neu. „Die Kooperationsbereitschaft und die Möglichkeit, dass sich die Anwohner am neuen Projekt beteiligen konnten, war beispielhaft“, dankte Hedelfingens Bezirksvorsteher Kai Freier den Verantwortlichen für das „tolle Neukonzept“.

Statt im Hochbehälter soll das Bodenseewasser nun in drei unterirdischen Röhren zwischengelagert werden. Der „erdangedeckte Röhrenbehälter“ wird insgesamt 500 Kubikmeter Wasser fassen und ragt zum Tal hin nur etwa vier Meter über das vorhandene Gelände hinaus. Das erste, sichtbare Gebäudeteil wird das Einstiegshaus sein. Es soll Ende dieses Jahr stehen. Die Verlegung der Behälter in den Boden bedeutet aber auch, dass viel Raum für die drei zwischen 25 und 27 Meter langen Röhren geschafft werden muss. Sie haben einen Durchmesser von drei Metern. 400 Kubikmeter Oberboden und 2000 Kubikmeter Baugrubenaushub müssen bewegt werden. Nur die Hälfte der Erde werde nach Fertigstellung des Bauwerks wieder zum Auffüllen benötigt, der Rest muss abgefahren und die Röhren mit großen Lastwagen hertransportiert werden.

„Die Bauzeit geht für die Anwohner natürlich mit Beeinträchtigungen einher“, bat Harald Hauser, der Geschäftsführer der Netze BW Wasser-Gesellschaft um Verständnis. „Aber zumindest danach dürfte für wiederum rund 100 Jahre Ruhe einkehren.“ Die Netze BW investiert rund zwei Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollen nach aktuellen Planungen im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein. Mit Rücksicht auf die Bevölkerung habe das Unternehmen sich für ein behutsames Verfahren mit zwei Bauabschnitten entschieden. Bis März 2021 werde die erste Röhre eingebaut, im April und Mai 2021 sollen dann die nächsten beiden folgen. „Bis Juni 2021 müsste dann der größte Spuk vorbei sein“, meinte Hauser in Richtung Anwohner. 2022 seien dann nur noch Rest- und Außenarbeiten vorgesehen.

Auf größere Beeinträchtigungen müssen sich in den kommenden zwei Monaten zudem Autofahrer einstellen, die den Speidelweg nutzen wollen. „Von Mittwoch an werden wir den Speidelweg vom Ortsende Rohracker bis Frauenkopf werktags von 7 bis 17 Uhr sperren. Am Wochenende ist die Strecke befahrbar“, sagt Jürgen Bäuerle vom ausführenden Bauunternehmen Wilhelm Keller.