Die Nachricht, dass der einzige Eisbär, der in der Wilhelma geboren wurde, nun gestorben ist, hat im Stuttgarter Zoo Trauer ausgelöst. Auch der ehemalige Direktor zeigt sich betroffen.
Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin hat Wilbär selbst nicht erlebt: „Wilbär war einer der großen Sympathieträger der Wilhelma. Viele Menschen, nicht nur in Stuttgart, hatten den im Dezember 2007 bei uns zur Welt gekommenen Eisbären in ihr Herz geschlossen.“ Obwohl er die Wilhelma schon 2009 verlassen habe, erinnern sich noch viele an diese Zeiten zurück. „Wir bedauern seinen Tod daher sehr.“
Früherer Wilhelma-Direktor Jauch erinnert sich
Mutter Corinna und Vater Anton haben zweifellos mit dem Kleinen für viel Freude gesorgt. Kaum ein Tier hatte so viel Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten in der Wilhelma bekommen, wie der kleine Wilbär. Das weiß auch Dieter Jauch, von 1989 bis 2013 ehemaliger Direktor der Wilhelma. „Wilbär war ein Teil meines Lebens“, sagt der 77-Jährige auf Nachfrage. Ihn hat die Nachricht getroffen. Auch wenn die Zeit mit dem Eisbären nur kurz gewesen sei, sei es eine aufregende und schöne Zeit gewesen. Die Geburt selbst habe er nicht erlebt, denn die Eisbären zögen sich ja zur Geburt zurück. „Uns war wichtig, dass Mutter Corinna ihn aufzieht und er in der Zeit, in der er bei uns ist, glücklich wird“, sagt Jauch. Und das sei auch gelungen, freut er sich noch heute.
Vier Monate blieb die Geburt geheim
Wilbär sei ja eigentlich ein Geheimbär gewesen. Denn: Rund vier Monate hatte die Öffentlichkeit nichts von der Geburt erfahren. „Die Mitarbeiter haben wunderbar dichtgehalten“, so Jauch. Mutter Corinna sollte ihren Sprößling zunächst ungestört versorgen. Auch als Wilbär 2009 die Wilhelma verließ, sei alles in Stille passiert. Er sei über den oberen Eingang der Wilhelma entschwunden, während er am Haupteingang vermutet wurde.
Wilbär ist auch zu Ehren von Wilbert Neugebauer
Dass Wilbär mit 17 Jahren gestorben sei, bedauert Jauch. Das sei ein bisschen jung. Seine Mutter Corinna ist 28 Jahre alt geworden. Und Vater Anton hatte einen Infekt und ist 2014 im Alter von 24 Jahren an einer Darmentzündung gestorben, nachdem er eine Jacke eines Besuchers gefressen hatte. Übrigens der Name Wilbär deutete nicht nur auf die Wilhelma hin, sondern auch auf den Vorgänger von Jauch, Wilbert Neugebauer. Er war von 1980 bis 1989 Zoo-Chef in Stuttgart.
Eisbär Anton sei aus dem Zoo Karlsruhe gekommen, wo erst kürzlich zwei Eisbärenbabys geboren wurden. Dort wurde er mit dem Namen Anton Kohm geehrt, der sich um die Eisbärenzucht verdient gemacht hatte. „Ein sehr netter Mensch“, so Jauch. Dass aus Wilbär keine Marke gemacht wurde, „da bin ich dran Schuld“, sagt der ehemalige Direktor. „Wir wollten kein Halligalli machen. Das ist uns gelungen.“ Das Interesse an Wilbär ging weltweit. Ab April 2008 konnte er im Freigehege bestaunt werden, als er das erste Mal ins Wasser baden ging. Lange Schlangen gab es um das Besuchergehege und auch vor dem Haupteingang damals im April 2008. Es gab Schilder, auf denen stand, wie lange es noch dauert, bis Wilbär angeschaut werden konnte, um die Besucher zu informieren. Zu seinem ersten Geburtstag am 10. Dezember 2008 bekam er Fischkuchen mit Gemüse-Obst-Beilage.
2009 zog Wilbär nach Schweden
Im Mai 2009 ist Wilbär nach Schweden in den Bärenpark Orsa Grönklitt etwa 300 Kilometer nördlich von Stockholm umgezogen. Dort wurde er von Eisbär-Weibchen Ewa erwartet. 2021 wurde der Stutttgarter Zuchterfolg Vater einer Tochter namens Miki. In Schweden hatte er den Angaben zufolge drei Nachkommen. Im Zoo Eindhoven kam Sohn Otis zur Welt. Wie berichtet ist Wilbär nun kürzlich in Eindhoven an den Folgen eines Nabelbruchs und einer Notoperation gestorben, von der er sich nicht mehr erholt hatte.
Zootiere im Stuttgarter Naturkundemuseum
Was mit dem verstorbenen Tier passiert, ist noch völlig unklar. Er kehrt nicht nach Stuttgart zurück, auch nicht präpariert: „Wilbär ist uns nicht angeboten worden, wir haben derzeit aber auch keinen Bedarf an einem weiteren Eisbären“, sagt Stefan Merker von der Abteilung Zoologie vom Naturkundemuseum auf Nachfrage. Das Stuttgarter Naturkundemuseum zeigt in der Schausammlung präparierte Zootiere wie Orang-Utan Buschi, die schwarze Jaguardame Petra oder ein Nasenbärbaby im Evolutionssaal des Museums Schloss Rosenstein. Zuletzt ist auch auch ein kleines Okapi aus der Wilhelma aufgenommen worden, so Merker.