Sepp Kuss fährt ins Ziel ein. Foto: AFP/PHILIPPE LOPEZ

Große Anstrengung und Freude beim Radprofi Sepp Kuss: Der 26-Jährige hat die zweite Pyrenäen-Etappe der 108. Tour de France gewonnen.

Ceret - Cool in der Hitze, hellwach in der Höhe: Titelverteidiger Tadej Pogacar hat die ersten Pyrenäen-Prüfungen mit Bravour bestanden und trägt das Gelbe Trikot mit großem Vorsprung in die Schlusswoche der 108. Frankreich-Rundfahrt. Der 22-Jährige hielt bei der Berg- und Talfahrt nach Andorra la Vella am Sonntag hohen Temperaturen, dünner Luft auf dem Dach der Tour sowie sämtlichen Attacken der verbissen kämpfenden Konkurrenz stand.

Nach dem Wochenende der Ausreißer-Siege führt der Kapitän des Teams UAE Emirates die Gesamtwertung mit 5:18 Minuten vor Rigoberto Uran (EF Education-Nippo) an. Jubeln durfte am Sonntag das Team Jumbo-Visma, das in den Alpen in Primoz Roglic den wohl schärfsten Pogacar-Herausforderer verloren hatte. Der US-Amerikaner Sepp Kuss bescherte der niederländischen Equipe nach 191,3 km den zweiten Etappensieg.

Deutsche Fahrer nur in der Nebenrolle

Pogacar, der vor zwei Jahren bei der Vuelta in Andorra seinen ersten Etappensieg bei einer großen Landesrundfahrt gefeiert hatte, agierte ähnlich souverän wie zuvor in den Alpen und am Mont Ventoux. Noch stärker gefordert wird Pogacar allerdings erst nach dem Ruhetag am Montag, wenn unter anderem der berüchtigte Col du Tourmalet befahren werden muss.

Wie schon am Samstag spielten die deutschen Fahrer nur eine Nebenrolle und verpassten den Sprung in die Fluchtgruppe. 32 Fahrer, darunter Prominenz wie Weltmeister Julian Alaphilippe, Ex-Tour-Champion Vincenzo Nibali und Ventoux-Sieger Wout Van Aert, setzten sich zu Beginn des Rennes in den Kleinstaat ab.

Das deutsche Team Bora-hansgrohe war mit dem Österreicher Lukas Pöstlberger vertreten. Der gesundheitlich angeschlagene Emanuel Buchmann (Ravensburg) diente dem niederländischen Podestkandidaten Wilco Kelderman im Hauptfeld als Helfer, musste in der Endphase aber abreißen lassen.

Der Vorsprung der Ausreißer wuchs schnell und pendelte sich zunächst bei rund zehn Minuten ein, schrumpfte dann aber drastisch, als die Gruppe die Grenze zu Andorra erreichte und den Port d’Envalira (2408 m) als höchsten Punkt der diesjährigen Tour in Angriff nahm.

Kampf um das Bergtrikot

An der Spitze entbrannte der Kampf um das Bergtrikot, den am Sonntag der Niederländer Wout Poels gewann. Im Hauptfeld belauerten sich Pogacar und seine Herausforderer. Der Jungstar agierte dabei sehr aufmerksam und ging jede Tempoverschärfung ohne Mühe mit, obwohl er isoliert und ohne Unterstützung eines Helfers im Nachteil war.

Am finalen Anstieg Col de Beixalis (1. Kategorie), an dem Kuss die entscheidende Attacke zum Tageserfolg gesetzt hatte, wurde Pogacar so entschieden wie bisher noch nie im Gelben Trikot gefordert. Der junge Däne Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma), Richard Carapaz (Ineos), Uran - sie alle zwangen Pogacar mit Attacken zur Reaktion. Abhängen ließ sich der Slowene nicht.

Schon der Pyrenäen-Auftakt am Samstag war durch einen Ausreißer entschieden worden. Der Niederländer Bauke Mollema (Trek-Segafredo) feierte in Quillan seinen zweiten Tour-Etappensieg nach 2017. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis), der als Teil der Fluchtgruppe auf Rang zwei der Gesamtwertung vorgefahren war, büßte am Sonntag wieder Zeit ein.