Der Fundort: Hier stand das Auto mit der toten Frau Foto: 7aktuell/Simon Adomat (Archiv)

Schon einmal sollte die Anklage gegen einen 33-jährigen Mann, der seine getrennt lebende Frau erschossen haben soll, verlesen werden. Dazu kam es nicht, weil ein Schöffe den Termin vergessen hatte.

Im zweiten Anlauf soll am Mittwoch (9 Uhr) das Verfahren gegen einen Mann beginnen, der im vergangenen Sommer in Stuttgart seine von ihm getrennt lebende Frau umgebracht haben soll. Am ersten Prozesstag musste der Vorsitzende Richter Joachim Holzhausen die Verhandlung gleich wieder unterbrechen. Der Grund: Die Kammer war nicht vorschriftsmäßig besetzt. Einer der Schöffen hatte den Termin vergessen und war in den Urlaub gefahren.

Der Tag, an dem die tote Frau gefunden wurde, war ein schrecklicher in Stuttgart: Innerhalb weniger Stunden waren Tag in der Landeshauptstadt drei tote Menschen entdeckt worden. Erst wurde bekannt, dass in einem italienischen Lokal in der Innenstadt zwei Gastwirte tot in einem Raum im Untergeschoss entdeckt worden waren. Wenig später kam die Nachricht von der getöteten Frau, die schon am Vormittag gefunden worden war. Sie lag in einem Auto. Der Wagen stand in einem Mitarbeiterparkplatz der Firma Mercedes Benz in Bad Cannstatt.

Die ersten Erkenntnisse legten nahe, dass es sich um einen Femizid handelte, der im Auto geschehen war. Die Frau wurde erschossen. Das Paar hatte sich zu einem Gespräch getroffen. Da die Frau nicht zurückkam, machten sich Angehörige Sorgen. Der Mann, der früh in den Verdacht geriet, die Frau getötet zu haben, flüchtete. Er setzte sich in die Türkei ab. Beide Ehepartner hatten dorthin familiäre Beziehungen. Knapp vier Wochen später kehrte er zurück und stellte sich am Stuttgarter Flughafen.

Beim geplanten Prozessauftakt vor einer Woche hatten Zeugen, Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und Anwälte sowie das Publikum im Saal gut eine halbe Stunde lang gewartet, bis der Beschuldigte hereingebracht wurde und die Kammer unter dem Vorsitz des Richters Joachim Holzhausen den Saal betrat. Dann gab Holzhausen bekannt, dass gleich wieder Schluss war. Er habe nach langem Hinterhertelefonieren den Schöffen erreicht. Der habe sich mit den Worten, er habe den Termin „total verschwitzt“ entschuldigt. Ohne eine vollständig besetzte Kammer konnte das Verfahren aber nicht beginnen. Daher wird die Anklage erst an diesem Mittwoch vorgetragen.