Großeinsatz im Zentrum von Kirchheim: Bei einem Einkaufszentrum fallen Schüsse. Foto: l/Simon Adomat

Hätte der Tod einer 58-jährigen Frau in Kirchheim verhindert werden können? Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun deswegen – auch im Kollegenkreis des Täters, der selbst Polizist war.

Stuttgart - Hat die Frau, die am Mittwoch in Kirchheim/Teck im Kreis Esslingen von ihrem Mann erschossen wurde, geahnt, in welch großer Gefahr sie schwebte? Und vor allem: Wusste jemand bei der Polizei, dass die Frau Angst vor ihrem Mann hatte – der selbst Polizist war? Damit befasst sich nun die Staatsanwaltschaft. Die Behörde teilte am Freitag mit, dass sie Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung „gegen Unbekannt“ eingeleitet habe. Auch im Kollegenkreis des Täters wird ermittelt.

Die 58-jährige Frau starb am Mittwoch vor dem Bioladen, in dem sie seit Jahresanfang arbeitete. Ihr Mann, von dem sie seit einiger Zeit getrennt gelebt hatte, fuhr mit dem Auto vor und feuerte vier Schüsse auf sie ab, ohne auch nur auszusteigen. Danach stellte er den Wagen wenige Meter weiter weg ab und richtete die Waffe auch gegen sich selbst. Die Frau war sofort tot, der Täter starb wenige Minuten später, als die Polizei schon am Tatort angekommen war.

Der Mann schoss mit seiner Dienstwaffe

Die Pistole, mit der der Mann schoss, war seine Dienstwaffe. Er war Polizeibeamter beim Landeskriminalamt. Nach Informationen unserer Zeitung soll er unter anderem V-Leute betreut haben. Am Tag nach der Tat sprach sich in Kirchheim herum, dass die Frau Angst vor ihrem 59-jährigen Mann gehabt haben soll – das Paar war noch nicht geschieden. Sie soll sich sogar schon in den wenigen Wochen, in denen sie in dem Lebensmittelgeschäft nahe dem Zentrum der Teckstadt gearbeitet hatte, Kollegen anvertraut haben. Dabei habe sie konkret die Befürchtung geäußert, ihr Mann würde sie erschießen.

Die Staatsanwaltschaft geht nun Hinweisen nach, ob „im dienstlichen Umfeld“ des LKA-Beamten jemand etwas davon gewusst hat. Wenn das so gewesen wäre und die Beamten, denen sich die Frau anvertraut haben könnte, nichts unternommen hätten, wäre das strafbar. Das gelte im übrigen nicht nur für Polizistinnen und Polizisten, betont Melanie Rischke, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Wer genau im Visier der Ermittlungen sei und ob die Frau auch eine offizielle Anzeige gegen ihren Mann erstattet hatte, dazu sagen Polizei und Staatsanwaltschaft nichts.