Im Totschlags-Prozess von Häfnerhaslach sind frühere Vorfälle mit dem Angeklagten zur Sprache gekommen. Unter anderem berichtete ein ehemaliger Mitbewohner der Sozialunterkunft davon, wie der 45-Jährige ihn aus dem Nichts mit einem Schuhlöffel und einem Messer attackiert habe.
Am mittlerweile fünften Verhandlungstag um den Tod eines 58-Jährigen in Häfnerhaslach haben die Richter der 1. Schwurgerichtskammer versucht, sich ein genaueres Gesamtbild des Angeklagten durch den Blick auf frühere Straftaten des 45-Jährigen zu machen. Fast eine Stunde lang wurde ein ehemaliger Nachbar in der Sozialunterkunft des Mannes befragt, der noch heute unter den Nachwirkungen eines Angriffs des 45-Jährigen zu leiden hat.
Schlag mit Schuhlöffel auf den Kopf
Der 56-Jährige, der als Metallschweißer gearbeitet hat, berichtete, der Angeklagte sei ein Freund von ihm gewesen. Sie hätten oft gemeinsam ferngesehen oder zu Abend gegessen. Umso überraschter sei er gewesen, dass er vor vier Jahren völlig aus dem Nichts von seinem Nachbarn angegriffen worden sei. Er habe seinen Container geputzt, da es in seiner Toilette zu einer Überschwemmung gekommen war. Als der Angeklagte vorbei kam, habe er ihm gesagt, er solle Abstand halten, sonst mache er ihn noch nass.
Kurz darauf sei der Angeklagte erneut vorbeigekommen und habe ihn mit einem Metallgegenstand, möglicherweise einem Schuhlöffel, fest auf den Kopf geschlagen. Wiederum einige Zeit später sei er mit einem Messer aufgetaucht und habe versucht, auf ihn einzustechen. Er habe den Stich zum Glück abwehren können, sich dabei aber eine schwere Handverletzung zugezogen, sodass er nicht mehr als Schweißer arbeiten könne. Danach habe er sich im Bad eingesperrt und die Feuerwehr gerufen, da deren Wache in der Nähe der Unterkunft liege. „Er war bei dem Angriff völlig rot im Gesicht und wollte mich umbringen“, erklärte der 56-Jährige. Verstanden habe er das nicht, man habe kurz vorher einen Western zusammen geschaut.
Eine 42-jährige Feuerwehrfrau, die den Mann ärztlich versorgt hatte, schilderte den Angeklagten vor Gericht als „aufbrausend und auf Krawall gebürstet“. Er habe sie öfters beleidigt, wenn sie bloß in seine Richtung geblickt habe. Die Frau hatte sich 2021 im September zudem einen Feuerlöscher aus dem Gerätehaus geschnappt, nachdem von den Containern massiver Qualm bis auf die Straße gezogen war. „Ich habe gesehen, dass er Plastikmüll verbrannt hat und habe ihn darauf hingewiesen, dass das neben einem Haselnussstrauch keine gute Idee ist“, so die Frau. Als sie das Feuer gelöscht hatte, sei sie „aufs Übelste beleidigt und bespuckt“ worden. Zudem habe ihr der 45-Jährige noch vorgeworfen, sie verwende Spiritus.
Der 58-Jährige starb noch am Tatort
In dem seit Mitte August laufenden Prozess muss sich der 45-Jährige wegen Totschlags verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seinen Nachbarn aus einem Streit um Ruhestörung heraus getötet zu haben. Er soll den 58-Jährigen mit einer Grabegabel erschlagen haben. Selbst ein Fahrradhelm sei unter der Wucht der Schläge zerborsten. Der 58-Jährige erlitt neben Rippenbrüchen ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und starb noch am Tatort. Die Tat hat der Angeklagte im Grundsatz eingeräumt.
Der Prozess wird am 30. September fortgesetzt, das Urteil soll am 14. Oktober fallen.