In der König-Karl-Straße hat sich das Verbrechen abgespielt. Foto: /Sebastian Steegmüller

Die Stuttgarter Kripo hat es mit einem neuen Tötungsdelikt zu tun. Das dürfte vor allem ältere Menschen beunruhigen. Eine 86-jährige Frau wurde in ihrer Wohnung umgebracht.

Gute Nachbarn spüren durchaus, wenn da irgendetwas nicht stimmen kann. Auch wenn sie die Mitbewohnerin im Mehrfamilienhaus nur zwei Tage nicht gesehen haben. Sicherheitshalber verständigen sie daher Angehörige der 86-Jährigen – und alle Befürchtungen bewahrheiten sich. Die Frau ist das Opfer eines Tötungsdelikts geworden. Seit dem Wochenende sucht die Kripo den unbekannten Täter.

Das für Gewaltdelikte zuständige Dezernat hat die Sonderkommission „Iovis“ gegründet – eine lateinische Anspielung auf den Donnerstag. An jenem Abend war die Seniorin zuletzt lebend in dem Haus an der König-Karl-Straße gesehen worden. „Die Tatzeit ist inzwischen genauer eingegrenzt“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn, „es muss am Freitag am Morgen oder Vormittag passiert sein.“

Am Dienstag findet eine Obduktion statt

Es ist Samstagabend, als die Nachbarn handeln. Die 86-Jährige, die einst Verkäuferin gewesen sein soll und wohl seit gut 28 Jahren im Haus lebt, ist nicht dafür bekannt, sich in ihrer Wohnung zurückzuziehen. Der von den Nachbarn verständigte Sohn schaut am Samstag gegen 21.30 Uhr nach dem Rechten. Und macht die grausame Entdeckung.

Polizeifahrzeuge und Rettungswagen rücken vor dem Gebäude zwischen der König-Karls-Brücke und der Bahnunterführung an. Doch jede ärztliche Hilfe kommt zu spät. Die „massiven Verletzungen durch äußere Gewalteinwirkung“, so die Polizei, sind tödlich. Die genauen Umstände sollen vorerst nicht bekannt werden – zum einen ist das noch Täterwissen, zum anderen hat es noch keine gerichtsmedizinische Obduktion gegeben. „Die wird im Laufe des Dienstags stattfinden“, sagt Polizeisprecherin Bonn. Zugleich hoffen die Ermittler auf Zeugenhinweise. Insbesondere zu auffälligen Personen, die sich am Freitagvormittag im Bereich zwischen Mercedes- und Kleemannstraße oder zwischen den Haltestellen Mercedesstraße und Cannstatter Wilhelmsplatz bewegt haben. Hinweise dazu werden von der Soko unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 erbeten.

Wenn die Wohnung zum Tatort wird

Immer wieder werden ältere Menschen in ihrer eigenen Wohnung das Opfer von Gewaltdelikten. So erwartet ein 35-Jähriger noch seinen Prozess, nachdem er im Januar dieses Jahres eine 89-Jährige in deren Haus an der Robert-Mayer-Straße im Stuttgarter Norden gefesselt und getötet haben soll. Die Tat flog auf, als der Täter die Wohnung in Brand zu setzen versuchte und ein Rauchmelder anschlug. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben, ließ aber auch ein Gutachten über eine eingeschränkte Schuldfähigkeit des Beschuldigten erstellen.

Spektakulär wurde der gewaltsame Tod einer 79-Jährigen im April in Waiblingen-Hohenacker geklärt. Ihr 48-jähriger Sohn verunglückte bei der Flucht vor der Polizei an der Autobahnraststätte Gruibingen (Kreis Göppingen). Nicht selten haben es die Täter aber schlicht auf die Vermögenswerte ihrer Opfer abgesehen, die sie aus verschiedenen Gründen bei ihnen vermuten. Eine 84-Jährige aus Neuhausen im Kreis Esslingen etwa wurde Opfer eines 30-Jährigen, der mal als Handwerker in ihrer Wohnung tätig war. Der Mann hatte sie im September 2018 mit Hammer und Messer getötet und später mit ihrer EC-Karte noch Geld abzuheben versucht.

Raubüberfälle sind noch ungeklärt

Dabei enden die Überfälle oft auch glimpflich – für den Körper, nicht für die Seele. So sind einige Raubüberfälle auf Senioren in Wohnungen in diesem Jahr noch immer ungeklärt. Etwa der Fall einer 85-Jährigen, die am 25. August in Möhringen von einem Einbrecher angegriffen wurde. Oder Überfälle in Korntal-Münchingen und Hemmingen (Kreis Ludwigsburg) sowie in Neckartailfingen (Kreis Esslingen) auf Menschen im Alter zwischen 62 und 89 Jahren. Da heißt es unisono: „Die Ermittlungen dauern an.“