In Stuttgart-Ost stirbt ein junger Mann durch die Kugel eines Polizisten. Zuvor soll das Todesopfer in einen Streit verwickelt gewesen sein, möglicherweise mit drei Männern?
Er muss wach bleiben, darf bloß nicht einschlafen. Diese Gedanken gingen in der Nacht zum Dienstag mehreren Gästen und Bedienungen einer Sportsbar an der Ostendstraße in Stuttgart-Ost durch den Kopf, als sie Erste Hilfe leisteten. Am Eingang der Raucherkneipe lag ein schwer verletzter Mann, der am Hals stark geblutet haben soll. Mit in Tüchern gepackten Eiswürfeln versorgten sie die Wunde des 29-Jährigen. Er soll nur wenige Minuten zuvor von einem 18-Jährigen im Streit mit einem scharfen Gegenstand attackiert worden sein – möglicherweise mit einer großen Scherbe, die am Tatort sichergestellt worden ist. Nach Polizeiangaben flüchtete der junge Tatverdächtige im Anschluss zu Fuß in einen benachbarten Hinterhof. Dort wurde er knapp eine Viertelstunde später von einem Polizisten gestellt und erschossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Beamten. Dies ist in Fällen wie diesen die übliche Vorgehensweise.
Offenbar keine Gäste der Sportsbar
Unklar ist, warum es zuvor zu der blutigen Auseinandersetzung am Eingang der Sportsbar gekommen ist. „Es waren keine Gäste von uns“, sagt die Inhaberin der Raucherkneipe, die nach der Tat zunächst von den Ermittlern versiegelt worden war, am Mittwoch aber wieder normal geöffnet hatte. Die beiden Männer seien in einer vierköpfigen Gruppe unterwegs gewesen und direkt vor der Tür untereinander in Streit geraten.
„Den Grund kennen wir nicht. Und wir wissen auch nicht, wohin sie unterwegs waren. Bei uns wollten sie nichts trinken“, so die Wirtin, die verwundert ist, dass der Rettungswagen gefühlt eine halbe Ewigkeit gebraucht habe. „Die Polizeibeamten, die nach ihrem Eintreffen die Erstversorgung des Verletzten übernommen haben, waren dagegen innerhalb weniger Minuten da, aber das Revier 5 ist ja auch nebenan.“
Noch immer laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, Anfragen zum Geschehen an der Bar und zum möglichen Quartett blockt die Polizei daher konsequent ab. Sie geben jedoch bekannt, dass der 18-Jährige aus Algerien stammt, erst Mitte vergangener Woche nach Deutschland eingereist war und Asyl beantragt hatte. Beim 29 Jahre alten, mutmaßlichen Kontrahenten handelt es sich um einen Landsmann.