Mehrfachsteckdosen mit Schalter können komplett vom Stromnetz genommen werden. Dies spart Energie, da viele Geräte im Standby-Modus laufen. Foto: /Caroline Holowiecki

In Filderstädter Haushalten wird auffallend viel Energie verbraucht, und entgegen dem Bundestrend steigen die Emissionen dort weiter. Was können Bürger tun? Die Klimaschutzmanagerin Renate Kostrewa gibt einfache Tipps, die wirklich jeder umsetzen kann.

Die städtische Klimaschutzmanagerin Renate Kostrewa hat jüngst einen CO₂- und Energiebericht für Filderstadt vorgelegt, und die Zahlen sind unrühmlich. Der Endenergieverbrauch ging zwischen 2016 und 2019 um sechs Prozent hoch, seit 2014 sogar um 20 Prozent. Die höchsten Steigerungen gab es demnach im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, gleich dahinter mit einem Anstieg von 8,7 Prozent kamen private Haushalte – bei einem Bevölkerungszuwachs von „nur“ etwa 2,3 Prozent. Privathaushalte sind im Ort einer der größten Verbrauchssektoren bei der Energie, und hier liegen die Emissionswerte auch deutlich über dem Bundesschnitt. Während die Ausstöße zwischen 2016 und 2019 in Deutschland durchschnittlich von 2,4 auf 2,2 Tonnen pro Einwohner im privaten Bereich gesunken sind, ging die Zahl in Filderstadt hoch: von 2,9 auf knapp drei Tonnen pro Kopf. Dabei gibt es einfache Energiespartipps, die wirklich jeder umsetzen kann.

Ein Grad weniger spart bis zu sechs Prozent Heizenergie

Heizen „Im Wärmebereich kann man sehr viel sparen“, betont Renate Kostrewa. Tatsächlich geht der Löwenanteil am Energieverbrauch im Haushalt fürs Heizen drauf. Am Temperaturregler zu drehen, kann da mitunter Wunder wirken. „Jedes Grad weniger Raumtemperatur spart sechs Prozent Heizenergie“, erklärt sie, außerdem müsse man auch nicht in jedem Zimmer die Heizung voll aufdrehen. Allgemeine Empfehlung: Flur 15 bis 16 Grad, Küche 18 Grad, Wohnzimmer 20 Grad, Bad 22 Grad. Die Nummern auf dem Thermostatventil geben Aufschluss. Die Zwei steht für 16 Grad, die Drei für 20. Wichtig ist auch: „Die Türen zu beheizten Räumen geschlossen halten.“ Weitere Tipps: Heizkörper regelmäßig entlüften, langfristig könne es sich zudem lohnen, die Heizungspumpe unter die Lupe zu nehmen. „Alte Pumpen verbrauchen deutlich mehr Energie“, sagt sie. Neuanschaffungen amortisierten sich nach ihrer Erfahrung im Schnitt binnen drei Jahren.

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Lüften Auch beim Lüften kann man Dinge falsch machen. Ganz schlecht: Fenster dauerhaft kippen und die Heizung anlassen, „das auf keinen Fall“. Stattdessen empfiehlt Renate Kostrewa Stoßlüften und währenddessen das Thermostatventil am Heizkörper kurzzeitig auf null zu drehen, bis das Lüften wieder beendet ist, weil sonst der Radiator unnötig hochheizt.

Der Standby-Modus verbraucht viel Strom

Elektronik Fernseher, DVD-Player und Co. nur auszuschalten, reicht in der Regel nicht. „In deutschen Haushalten werden 400 bis 500 Kilowattstunden nur für den Betrieb von Standby verbraucht“, sagt Renate Kostrewa. Je nach Strompreis könnten sich so Kosten in Höhe von 150 bis 200 Euro pro Jahr anhäufen. Wichtig sei daher, Geräte nicht nur auszuschalten, sondern den Strecker zu ziehen oder wahlweise am Verlängerungskabel den Kippschalter zu betätigen.

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Licht Lampe ist nicht gleich Lampe. Renate Kostrewa rät dazu, herkömmliche Leuchtmittel gegen LED-Lampen auszutauschen, „weil die so viel weniger Watt brauchen“. Tatsächlich ist in Online-Foren und auf Homepages von Herstellern von bis zu 86 Prozent Energieersparnis die Rede. Außerdem hielten LEDs deutlich länger als herkömmliche Glühbirnen. Und sowieso gilt: Licht aus, wenn sich keiner im Raum aufhält.

Auch in der Küche lauern Energiefresser

Küche In der Küche lässt sich laut Renate Kostrewa ebenso viel Energie sparen. Ihr Tipp: Nudelwasser beispielsweise nicht im Topf aufheizen, sondern im Wasserkocher und danach in den Topf umfüllen. „Das kostet weniger Energie als auf dem klassischen Herd“, sagt sie. Auch sei es wichtig, einen Topf zu wählen, der auch wirklich so groß sei wie die Herdplatte, und den Deckel aufzusetzen. Auch bei anderen Geräten lasse sich sparen. „Jedes Mal, wenn man den Kühlschrank aufmacht, kommt Wärme rein“, mahnt sie. Also: Tür zu. Wer einen sehr großen und halb leeren Kühlschrank habe, können den Raum etwa mit Tetra Paks belegen, „damit gibt es weniger Volumen für warme Luft“. Ebenfalls ein No-go sei, warme Speisen zum Abkühlen in den Kühlschrank stellen. Unnötig sei zudem, Öfen vorzuheizen, „das hat man im Gefühl“. Ebenso lohne es sich, Öfen und Herdplatten etwas früher abzudrehen und die Nachwärme zum Fertiggaren zu nutzen.

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Info Bei der VHS in Filderstadt läuft die Reihe „Klimakrise vor der Haustür! Was kann ich tun?“. Dort geht es um das Heizen der Zukunft, um E-Mobilität oder klimafreundliche Finanzanlagen. Alle Angebote sind gebührenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich. Mehr dazu auf www.vhs-filderstadt.de unter dem Suchbegriff „Klima“ oder auf der Stadt-Homepage unter „Klimareihe“.