Aisata Blackman (li.), Stuttgarts Tina Turner, bei den Proben mit einer Kollegin. Foto: Lg//Piechowski

Die Stage Entertainment hat das Musical „Tina“ an etlichen Stellen überarbeitet. Die Show sei nun in Stuttgart „besser und flüssiger“, sagt das Kreativteam. Am 16. März wird Premiere gefeiert.

Noch trägt Hauptdarstellerin Aisata Blackman keine Tina-Turner-Perücke, ihr Kopf ist fast kahl rasiert. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen probt Stuttgarts neue Queen of Rock noch nicht in Kostümen im Keller des Apollo-Theaters. Die meisten tragen an diesem Vormittag Sportdress – passend für eine Show, die bei 24 getanzten Hits purer Hochleistungssport ist.

Das Schlagzeug ist live dabei und feuert aus der Ecke das zur Ekstase wild entschlossene Ensemble noch weiter an, das, so scheint es, bis in die Haarspitzen mit Energie aufgeladen ist und sichtbar Bock hat, richtig Gas zu geben. Aus acht Nationen stammen die Tänzerinnen und Tänzer, die englische Kommandos etwa von Musikdirektor Sebastian de Domenico empfangen, der für die Stage Entertainment schon etliche Inszenierungen auf die Bühne gebracht hat.

Das Jukebox-Musical über das Leben der heute 83-jährigen Tina Turner, das einer Achterbahnfahrt gleicht zwischen häuslicher Gewalt, Drogen und Mega-Erfolgen noch im Rentenalter, gehöre zu den Shows, die am schwierigsten zu spielen seien, weil die intensiven Tanzszenen so kraftvoll alles abverlangten, sagt de Domenico, vor allem für die Titelheldin, für Stuttgarts Tina Turner. Aisata Blackman muss daher „nur“ sechsmal in der Woche ran, alle anderen sind bei acht Shows dabei.

In Londoner Westend wird die Show seit 2018 gespielt

Weltpremiere hat die Eigenproduktion der Stage Entertainment im April 2018 im Londoner Westend gefeiert, wo die Show noch immer gespielt wird– dort ist kein Ende abzusehen. Im März 2019 folgte die Deutschland-Premiere in Hamburg, wo das Musical – nach längerer Coronapause – bis November 2022 geblieben ist. An den Broadway schaffte es „Tina“ von November 2019 bis August 2022. Was in Stuttgart am 16. März Premiere feiert, ist für Musikdirektor Sebastian de Domenico, für den Associate Musical Supervisor, Simply The Best. „Wir haben die Inszenierung noch mal kräftig überarbeitet und deutlich verbessert“, sagt er unserer Zeitung, „sie ist nun schneller, flüssiger, intensiver, auch ein bisschen kürzer geworden.“ Wieder einmal zeige sich, dass es sich oft lohne, wenn ein Musical erst später in die Stadt komme, weil es dann reifer und quasi an den Fehlern in anderen Städten gewachsen sei.

Maximilian Mann ist vom Dschinni zum „Prakti“ geworden

Am Rande der Tina-Proben fällt ein bekannter Kopf auf, auf dem wieder Haare sprießen und der selbst ein Star der Bühne ist: Maximilian Mann, der den Dschinni mit glatt rasiertem Schädel in der Disney-Show „Aladdin“, im Vorgängerstück im Apollo-Theater, bis Januar gespielt hat, ist mit einem Block unterwegs. Was macht er hier? „Ich bin jetzt Praktikant“, antwortet er. Der „schöne Max“ hat die Seiten gewechselt und ist sozusagen im Backoffice einer Musicalproduktion tätig, um zu sehen und zu lernen, was ein künstlerischer Leiter leisten muss.

Auf der Probebühne, dessen Boden mit verschiedenen Farben bemalt ist, die etwa die Kante der Hauptbühne signalisieren, wird es nach bombastischem Sound und temperamentvollen Tanzszenen etwa beim voll zündenden Hit „Proud Mary“ etwas ruhiger. Eine Schlüsselszene für das Ende der ersten Hälfte wird einstudiert, das Finale des ersten Akts. Gerade hat sich Tina Turner von ihrem Mann Ike endgültig getrennt, der sie mit 17 Jahren erst entdeckt und dann ihr Leben zur Hölle gemacht hat. In dem Song „Ich kann einfach nicht mehr streiten“ (I Don’t Wanna Fight) entwickelt sie nun Hoffnung, es künftig allein zu schaffen und spürt, dass es für sie jetzt richtig losgeht. Auf Liebe habe sie gebaut, doch dieser Versuch sei misslungen, singt Aisata Blackman als Tina Turner zutiefst emotional und stellt trotzdem nicht leidend fest: „Herzen brechen leise.“ Na und? Aus Enttäuschungen und Verletzungen kann neue Kraft entstehen, die einen stärker macht als je zuvor.

Den Erfolg des Musicals erklärt Sebastian de Domenico, vor allem damit, dass die Geschichte „so viel Mut und Zuversicht“ verbreite. Jede und jeder könne es schaffen, laute die Botschaft, seinen Träumen zu folgen. Die Show ist ein Plädoyer für Diversität und dafür, immer an sich selbst zu glauben. Simone Mistry-Palmer vom Kreativteam erklärt ihre Intention: „Wir alle kennen Tina Turners einzigartigen Tanzstil. Wir wollen ihrer Choreografie Respekt zollen und sie so realistisch wie möglich darstellen.“

Und Hauptdarstellerin Aisata Blackman, eine Niederländerin mit karibischen Wurzeln, deren Wahlheimat seit 2015 Stuttgart ist, seit sie bei „Rocky“ engagiert war, schwärmt: „Bei ‚Tina’ rockt der ganze Saal, das gesamte Publikum geht mit unglaublich guter Laune nach Hause – bei mir ist das auch immer so.“ Die 43-Jährige hat die Rolle ihres Lebens bereits in Hamburg gespielt.

Stuttgarts Tina Turner war einst beim Bodenpersonal eines Flughafens tätig

In Amsterdam hat die Tochter einer Mutter von der karibischen Insel Saba und eines Vaters aus Suriname 13 Jahre lang beim Bodenpersonal für KLM auf dem Flughafen gearbeitet. Schon früh hat sie damit begonnen, als Sängerin aufzutreten, auch in holländischen Talentshows im Fernsehen. Es lief immer besser, doch ihren festen Job, die sichere Bank, wollte sie behalten. Längst kann sie von der Musik, ihrer Leidenschaft, leben und glaubt fest daran, dass auch für das Publikum in Stuttgart die Show „Simply The Best“ ist.

Vorverkauf Premiere des Musicals „Tina“ ist am 16. März im Apollo-Theater in Stuttgart. Die Previews starten am 7. März. Karten gibt es unter www.stage-entertainment.de.