Timo Kumpf bei der Arbeit. Foto: privat

Timo Kumpf veranstaltet vom 9. bis 12. Juni zum elften Mal das großartig kuratierte Maifeld Derby Festival in Mannheim. Doch dieses Jahr sind die Herausforderungen vielfältig.

Timo Kumpf (41) veranstaltet vom 9. bis 12. Juni zum elften Mal das großartig kuratierte Maifeld Derby Festival in Mannheim. Warum es dieses Jahr schwieriger als bisher ist und welche Überraschungen es gibt, hat er im Interview erzählt.

Herr Kumpf, 2020 hatten Sie selbst eine Pause mit dem Maifeld Derby angekündigt. Dann kam die Pandemieausgabe 2021. Warum ist dieses Jahr alles noch schwieriger als sonst?

Es ist schlichtweg sehr mühsam. Die Welt hat sich krass verwandelt. Wir sind immer noch in einer Pandemie. Es gab eine starke gesellschaftliche Veränderung. Ich unterstütze alles, aber oft wird der Bogen überspannt. Der Anspruch an Veranstalterinnen und Veranstalter ist extrem gestiegen. Ich habe beim Maifeld Derby beispielsweise ein sehr diverses Line-Up, bei kommerzielleren Konzerten sieht das schon anders aus, was mir nicht lieb ist. Die Erwartungshaltungen sind in vielen Punkten gestiegen, was man oft nicht leisten kann. Und intern fehlt es an Personal, viele haben sich umorientiert. Während dieser Pandemie habe ich vier Team-Neuanläufe versucht. Diese Anforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt, will gerade niemand so richtig bringen. Es ist sehr schwierig, Leute zu finden, die bereit sind mit dem Druck umzugehen.

Und Sie arbeiten auch etwas ins Ungewisse derzeit.

Die Situation ist belastend. Der Druck ist heute ein anderer. Als ich Anfang März die Gewissheit hatte, dass das Festival stattfinden kann, kam der Krieg in der Ukraine. Es hat unser aller Welt verändert, und alles in Frage gestellt. Das wirkt sich natürlich auf alles aus. Nach der anfänglichen Schockstarre haben wir weitergemacht, weil es doch die Kultur unbedingt braucht. Es ist nun aber alles noch schwieriger. Mir sind beispielsweise 50 Toiletten abgesagt worden, weil die für Flüchtlingsunterkünfte gebraucht werden. Da kommt derzeit viel zusammen, was es nicht einfach macht.

Sie wirken dennoch entspannt.

Ich möchte nicht jammern. Es gibt Absagen und wird pandemiebedingt wahrscheinlich auch weitere geben. Bands verschieben ihre Tourpläne, weil für sie schlichtweg das finanzielle Risiko zu hoch ist. Es ist wahnsinnig schwer, aber ich möchte es positiv angehen. Ich bin Feuer und Flamme. Es ist das beste Line-Up überhaupt.

Ist es nicht schwierig neue, spannende Acts zu finden, wenn die Kultur eine pandemiebedingte Pause macht?

Es war vielleicht sogar einfacher, weil viele Tourneen verschoben worden. Caribou hatte ich schon für 2020 gebucht. Manche Sachen habe ich mitgenommen. Aber es stimmt, es gibt viele Künstlerinnen und Künstler, die Alben veröffentlicht haben und komplett untergegangen sind. Es hat Karrieren zerstört, neue Bands sind auf der Strecke geblieben.

Welche Überraschung gibt es dieses Jahr beim Line-Up?

Eine schöne Geschichte ist natürlich jene von Arooj Aftab, einer pakistanischen Sängerin, die in Amerika lebt. Ich fand die sofort sehr spannend, habe sie gebucht, obwohl sie noch keine Veröffentlichung hatte. Sie spielt ihr einziges Festival in Deutschland – und hat einen Grammy im Gepäck. Mein Anspruch ist, dass jedes nächste Festival das Beste sein soll. Und ich glaube, dass diese Ausgabe die Vorjahre toppen wird.

Info

Das Maifeld Derby Festival
Das Maifeld Derby ist ein Festival, das vom 9. Juni bis 12. Juni auf dem Maimarktgelände in Mannheim stattfindet.

Termine und Bands
Do, 9.6.22 Opening Party mit Genesis Owusu, Kid Simius, Levin Goes Lightly, Fr, 10.6.22: Bonobo, Caribou, Arlo Parks, Easy Life, Weval, Sa, 11.6.22: King Gizzard and the Lizard Wizard, Bilderbuch, Sampa the Great, Diiv., So, 12.6.22: Kings of Convenience, Die Nerven, Kettcar, Chet Faker, Amyl and the Sniffers...

Tickets
Es werden täglich circa 5000 Fans erwartet. Alle Tickets exklusiv auf www.maifeld-derby.de/shop