Alpakas auf der eingezäunten Weide. Die Tiere sollten weder gestreichelt noch gefüttert werden. Es drohen Krankheiten und Fehlprägungen. Foto: Württemberg Alpakas (z)

Jungtiere sind total verstört. Eine hochträchtige Stute erleidet eine Fehlgeburt.

Untertürkheim - Einen Lausbubenstreich hat wohl jeder in seiner Kindheit schon einmal begangen. Was jedoch eine Gruppe von Heranwachsenenden im Gehege der „Württemberg Alpakas“ in Untertürkheim derzeit treibt, geht weit darüber hinaus. Mehrere Kinder sind trotz Verbotsschildern auf eine umzäunte Weide eingedrungen und haben dort Tiere gequält.

„Sie haben sie mit Stöcken gejagt und misshandelt“, sagt Gabriele Stiepel, die die Ranch an der Württembergstraße leitet. Außerdem würden sie Schubkarren umschmeißen, Heu verstreuen und andere Gegenstände durch die Gegend werfen. „Die Tiere sind total verstört.“ Besonders bitter: „Auf der Weide waren Jungtiere und eine hochträchtige Stute. Durch den Stress wurde das Fohlen tot geboren. Die Mutter leidet sehr. Doch auch für die Jungtiere sind die Folgen noch nicht absehbar“, so Stiepel. „Alpakas müssen im jungen Alter richtig sozialisiert werden. Durch die Kinder haben sie falsches Verhalten erlernt.“ Sie dürfen den Menschen nicht als Artgenossen wahrnehmen. Durch diese Fehlprägung könnten vor allem Hengste ausgewachsen eine Gefahr darstellen. Im schlimmsten Fall müsse man sie einschläfern lassen.

Wildkameras aufgehängt

Kinder, die Stiepel und ihr Team auf der Weide angetroffen und zur Rede gestellt haben, meinten, dass sie mit den Tieren „nur kämpfen“ wollten. „Ich weiß, dass es viele Kinder aufgrund der Corona-Pandemie gerade auch nicht leicht haben. Einige haben jedoch kein Unrechtsbewusstsein. Da stimmt doch etwas in der Erziehung nicht“, sagt die 50-Jährige, die auf die Übergriffe mittlerweile reagiert hat. Unter anderem hat sie zahlreiche Wildkameras aufgehängt, die die Eindringlinge aufzeichnen sollen. Außerdem hat sie zwei ältere Alpakas zu den Jungtieren ins Gehege gestellt. „Sie können sich im Zweifel wehren.“

Ziel der Maßnahmen ist in erster Linie die Abschreckung. Gabriele Stiepel, ihre Familie und ihr Team wollen, dass „diese Tierquälerei endlich aufhört“. Da sie von dem einen oder anderen Kind die Eltern kennen würden, hätten sie bereits das Gespräch mit ihnen gesucht. „Einige wussten, dass ihre Kinder zu den Alpakas gehen, aber nicht, was sie dort machen.“ Ebenso sei die Polizei eingeschaltet worden, die ebenfalls bei den Erziehungsberechtigten vorstellig wurde.

Täter nicht strafmündig

Meist blieb es wohl jedoch bei einer ordentlichen Standpauke, denn von rechtlicher Seite haben die Kinder nicht viel zu befürchten. Zum einen sind die meisten Täter offenbar unter 14 Jahre alt und somit noch nicht strafmündig, zum anderen handelt es sich aus gesetzlicher Sicht „leider nur um eine Sachbeschädigung“, sagt Stiepel, die darauf hinweist, dass selbst das Streicheln und Füttern der Tiere untersagt ist. „Es ist vielleicht gut gemeint, wenn Spaziergänger ihnen Äpfel oder Brot hinwerfen, davon können sie aber Koliken bekommen.“ Außerdem könnte ein Tier Allergien haben. Gespritztes Heu sei ebenso tabu wie Wildkräuter von einer Wiese. „Davon können die Alpakas sterben und auch im Gras gibt es giftige Pflanzen, bei manchen reicht schon ein Blatt zum Tod. Wir bitten Spaziergänger, egal ob jung oder alt, daher eindringlich darum, die Finger wegzulassen.“ Wie man den Paarhufern richtig begegnet, würde das Team der „Württemberg Alpakas“ regelmäßig bei Wanderungen zeigen. „Es sind wirklich faszinierende Tiere.“

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