Bei der Entwicklung von von sozialer Interaktion sind beim Menschen und Schimpansen wohl ähnliche evolutionäre Mechanismen am Werk gewesen. Foto: Catherine Hobaiter/dpa

Menschliche Kommunikation ist womöglich weniger einzigartig als wir denken – zumindest, was das Tempo unserer Unterhaltungen angeht. Eine Studie zeigt: Schimpansen quatschen genauso schnell wie wir.

In unserer Kommunikation sind wir Menschen wahre Reaktionskünstler: Sprechen wir miteinander, vergeht zwischen den Wortwechseln nur ein Sekundenbruchteil. Dennoch ist die Geschwindigkeit unserer Unterhaltungen wohl gar nicht so besonders.

Ein Team von Forschern fand heraus, dass auch Schimpansen in einem ähnlich hohen Tempo miteinander kommunizieren. Nur verwenden die Menschenaffen dabei keine verbale Sprache, sondern Gestik.

Menschen können Affengesten verstehen

„Menschliche Sprachen sind unglaublich vielfältig, aber ein gemeinsames Merkmal ist die Strukturierung unserer Gespräche mit rasanten Wortwechseln von durchschnittlich nur 200 Millisekunden“, sagt Cathrine Hobaiter von der schottischen Universität St. Andrews über die Gesprächspausen in menschlichen Unterhaltungen.

„Es war aber noch eine ungeklärte Frage, ob das einzigartig für den Menschen ist oder ob andere Tiere diese Struktur auch haben.“ Die im Fachblatt „Current Biology“ veröffentlichte Studie zeigt nun, dass das zumindest bei Schimpansen ebenso der Fall zu sein scheint.

Austausch von tierischen Gesten

Die Forscher analysierten insgesamt 8500 Gesten von 252 Schimpansen aus fünf wild lebenden Schimpansengruppen Ostafrikas und stoppten die Zeit, die zwischen den einzelnen Gesten in einer „Unterhaltung“ verging. „Wir haben herausgefunden, dass das Timing der Gesten von Schimpansen und den Wortwechseln von Menschen ähnlich schnell ist“, erläutert Erstautorin Gal Badihi.

Dies deute darauf hin, dass bei der Entwicklung beider Arten von sozialer Interaktion ähnliche evolutionäre Mechanismen am Werk gewesen seien. Eine andere Theorie des Teams ist die Möglichkeit, dass sich die hohe Geschwindigkeit als Kommunikationsstrategie bei Menschen und Affen unabhängig voneinander durchgesetzt haben könnte.

Haben Schimpansen doch eine Art Sprache?

In der Fähigkeit zu schnellen Gesprächen sieht die Forschungsgruppe in erster Linie einen Weg zu mehr Effizienz im Zusammenleben. Denn für einen schnellen Austausch brauche man weniger Zeit und Energie. Eigene und gemeinsame Ziele könnten dadurch schneller und mit weniger Aufwand erreicht werden, vermuten die Autoren.

Sogar kulturelle Abweichungen machten die Forscher aus. So wie Menschen in verschiedenen Ländern unterschiedlich lange Pausen zwischen Wortwechseln lassen, hätte sich auch die Reaktionsgeschwindigkeit der Schimpansen beim Gestikulieren je nach Gruppe minimal unterschieden.

Schimpansen aus Uganda gestikulieren am langsamsten

„Faszinierender Weise scheinen sie mit uns sowohl unser einheitliches Timing als auch die feinen kulturellen Unterschiede zu teilen“, erklärt Hobaiter. „Bei den Menschen sind es die Dänen, die ‚langsamer‘ im Antworten sind, und bei den Ostafrikanischen Schimpansen ist es die Sonso-Gruppe in Uganda.“

Immerhin inhaltlich unterscheiden sich die Gespräche von Menschen und Schimpansen laut den Forschenden übrigens deutlich. Ihre Gesten setzen Schimpansen demnach hauptsächlich zu Handlungsaufforderungen ein, während uns Menschen in unseren Unterhaltungen ein deutlich komplexeres Bedeutungssortiment zur Verfügung stehe.

Info: Können Menschenaffen lachen?

Menschlicher Humor
Das Lachen ist dem Menschen in die Wiege gelegt. Es lacht wegen einer heiteren Situation, um sich bei Stress und Anspannung zu entlasten oder um drohende Konflikte mit anderen abzuwenden. Der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles (384-322 v. Chr.) folgerte daraus: „Von den Lebewesen lacht allein der Mensch.“ Doch er irrte. Denn auch Tiere können lachen, wenn auch ganz anders als der Mensch.

Schimpansen und Bonobos
Wie beim Homo sapiens ist das Lachen auch bei ihnen eine Reflexbewegung. Ein durch die Empfindungsnerven an das Gehirn weitergeleiteter Reiz wird in eine Muskelbewegung übertragen. Vor allem Schimpansen und Bonobos lachen ähnlich wie wir, was nicht verwundert, da sie evolutionsgeschichtlich unsere nächsten Verwandten sind.

Forschung
Die Schimpansenforscherin Jane Goodall hat bei ihren Studien über wild lebende Menschenaffen in den 1970er Jahren herausgefunden, dass Schimpansenbabys, die von ihren Müttern gekitzelt werden, glucksende Laute ausstoßen.„Bei allen Menschenaffenarten kann man mit einer Kitzelattacke ein fröhliches Lachen auslösen“, sagt der Karlsruher Biologe und Tierbuchautor Mario Ludwig. Je näher die Affen mit uns verwandt seien, desto menschlicher sei ihr Lachen. Gorillas und Orang-Utans drückten ihre Freude eher mit stimmlosen Kicher- und Keckerlauten aus.

Melodische Laute
Das Besondere am menschlichen Lachen ist, dass es vorwiegend aus stimmhaften und melodischen Lauten besteht. Dabei wird die Luft in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen ausgeatmet. Gleichzeitig ziehen sich die mimischen Gesichtsmuskel zusammen und die Mundwinkel heben sich. Häufig wird die Mimik noch durch Gesten unterstrichen.

Evolution
Das Lachen ist in der Entwicklungsgeschichte des Menschen tief verwurzelt. Forscher gehen davon aus, dass es in Grundzügen schon vor zehn bis 16 Millionen Jahren zum Verhalten der gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch gehörte. Auch wenn das Lachen im eigentlichen physiognomischen Sinne dem Menschen und Hominiden vorbehalten ist, gibt es noch andere tierische Vertreter, die gerne feixen. „Wir wissen zwar nicht mit Bestimmtheit, ob Tiere über Humor verfügen. Aber wenn wir Lachen als Ausdruck von Lust und Lebensfreude interpretieren, gibt es mit Sicherheit Tiere, die zu dieser Gefühlsregung in der Lage sind“, betont Ludwig.