Lena Lassak, Patrizia Birkenberg und Afina Albrecht (von links) haben bis zur Premiere am 18. März 2023 noch viel zu tun. Foto: LG/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Das Labyrinth Kulturcafé startet im Rahmen der Aktion „Gemeinsam! Gute Orte stärken“ der Bürgerstiftung Stuttgart ein Bühnenprojekt mit geflüchteten Jugendlichen aus der Ukraine und vielen anderen Ländern

Noch 100 Tage bis zur Premiere. Hört sich nach ganz viel Zeit an. Als ob man sich stressfrei der kreativen Entfaltung widmen könne. Dieser Illusion gibt sich im Labyrinth Kulturcafé niemand hin. Hier startet gerade ein Bühnenprojekt, bei dem Jugendliche aus der Ukraine und vielen anderen Ländern mitwirken, und das pünktlich am 18. März 2023 seine Premiere erleben wird. Um 19 Uhr muss der Lappen, Theaterjargon für den Vorhang, im Kinder- und Jugendtheater Jes in Stuttgart hochgehen. Und die Zeit bis dahin, weiß die theatererfahrene Labyrinth-Geschäftsführerin und Künstlerische Projektleiterin Patrizia Birkenberg, wird verdammt kurz.

Kleine, aber wichtige Bausteine

Das Kulturzentrum in der Urbanstraße ist einer der guten Orte aus dem Förderprogramm „Gemeinsam! Gute Orte stärken!“, mit dem die Bürgerstiftung Stuttgart Räume schafft, in denen sich Geflüchtete und Einheimische begegnen, lernen, kochen, zu Ruhe und Zuversicht kommen. Ein Konzept mit mehr als zwanzig Projekten wie Sprachkurse, Sport, Sommerfreizeiten oder Kultur, das von der Mercedes-Benz Mobility AG gefördert und von Afina Albrecht koordiniert wird. Die gebürtige Ukrainerin aus Mariupol ist schon 2016 nach Stuttgart gekommen. Seit Russland ihre Heimat überfallen und mit Krieg überzogen hat, engagiert sie sich unermüdlich in Initiativen und Aktionen für ihre geflüchteten Landsleute, von denen etwa 7000 in Stuttgart gelandet sind.

„Unter den tausenden Geflüchteten aus der Ukraine gibt es so viele Bedürfnisse“, sagt sie. Da seien die vielen Mütter, die allein mit ihren Kindern flüchten mussten. Da seien auch Kinder mit Behinderung. Die Sprache sei ein großes Thema, der Sport, und auch die Kultur. „Diese Menschen bringen so viel Potenzial mit, sie wollen sich einbringen, Kontinuität und gelebte Integration erfahren, und dafür hat die Bürgerstiftung das nötige Netzwerk“, stellt Afina Albrecht fest und erinnert an großartige Beispiele wie das Straßenkunstfestival, Quartierskonzerte oder die Ausstellung „Volkskunst trifft Moderne“ im Labyrinth: „Lauter kleine, aber wichtige Bausteine.“

Die Zuschauer erwartet neue Welten

Und nun die Zusammenarbeit mit Patrizia Birkenberg und der dicke Brocken des Bühnenprojekts, an dem schon jetzt mehr Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 26 Jahren mitwirken wollen, als zu schaffen ist. Aus dem Irak, Afghanistan, Syrien, Libanon, Äthiopien, der Slowakei, Griechenland, Marokko, Kamerun und – neben der Ukraine – auch aus Russland. Was erwartet die Zuschauer? „Neue Welten, auch Unterwasserwelten“, macht es Patrizia Birkenberg spannend.

Ach ja, einfach mal abtauchen in eine Welt ohne Krieg und Zerstörung. Aber alles werde erst entwickelt und vom Text über Bühnenbild, Maske und Kostüm selbst erarbeitet. Als freie Szene und work in progress, an dem Schauspiel, Musik, das Figurentheater und Ballett in der Person des ukrainischen Tänzers und Choreografen Mark Gappel beteiligt sind.

Eine Woche lang im Schwarzwald proben

Geprobt werden soll einmal in der Woche und auch mal ein Wochenende lang im Schwarzwald. „Der Entstehungsprozess ist so wichtig wie die Premiere, denn er schafft Gemeinschaft und ist gelebte Integration“, betonen Afina und Patrizia. Einen Vorgeschmack kann man am 20. und 22. Dezember im Labyrinth Kulturcafé erleben: Dann öffnet sich das Türchen im Adventskalender, in den das Schaufenster verwandelt wird, für eine Werkstattpräsentation mit Musik.