Die Schorndorfer-, Wilhelm-, und Myliusstraße mussten am Sonntag geschützt werden. Foto: Simon Granville

Die Stadt Ludwigsburg hat zehntausende Euro extra für die Sicherheit auf dem Pferdemarkt ausgegeben. Ein notwendiges Übel, das aber Folgen für das beliebte Fest haben könnte.

Der diesjährige Pferdemarkt war ein voller Erfolg, tausende Besucherinnen und Besucher tummelten sich auf der Bärenwiese, in der Innenstadt und entlang der Umzugsstrecke. Ein Spaß für die Einheimischen und eine gelungene Werbung für die Urlaubsdestination Ludwigsburg. Doch das Fest hat auch eine Schattenseite: Nach erfolgversprechenden Sparmaßnahmen ist der Pferdemarkt wieder teurer geworden, auf Dauer kann sich Ludwigsburg das nicht leisten. Die Stadt müsse sich mit der Frage beschäftigen, welche Veranstaltungen in welchem Rhythmus stattfinden könne, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht.

Auslöser der Mehrkosten war ein neues Sicherheitskonzept. Nach mehreren Auto-Angriffen auf Menschenmengen in Mannheim, München und Magdeburg hatten die Stadtverwaltung und die städtische Tochter Tourismus und Events Ludwigsburg (Telb) beschlossen, die Schutzmaßnahmen deutlich zu verstärken. In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Wirtschaftsausschusses Anfang Mai stellten die Verantwortlichen ein neues Konzept vor – samt mobiler Poller und schwerem Gerät, die Bärenwiese und Umzugsroute gegen potenzielle Angriffe mit Fahrzeugen sichern sollen.

Gemeinderat steht hinter Kurs

Die Umsetzung hatte ihren Preis: Die mobilen Poller sowie das dafür nötige Sicherheitspersonal schlugen mit einem mittleren fünfstelligen Betrag zu Buche. Ein Teil der Ausstattung wurde gekauft, um künftig flexibel einsetzbar zu sein. Der Großteil wurde für das Pferdemarkt-Wochenende geliehen. Zusätzlich prüft die Stadt aktuell an mehreren zentralen Stellen fest installierte, versenkbare Poller – diese würde noch einmal deutlich teurer werden. Damit sind die Einsparungen am Pferdemarkt der vergangenen Jahre wieder aufgefressen.

Der Festumzug begeisterte wieder einmal tausende Besucher. Foto: Simon Granville

Der Gemeinderat steht hinter dem Sicherheitskurs der Stadt: Laut Stadtrat Daniel O’Sullivan (SPD) habe die Stadt einen „Mittelweg zwischen Sicherheitsgewinn und zusätzlichen Kosten“ gefunden. Allen sei bewusst, dass die Poller nur Schutz vor Fahrzeugen bieten, dennoch sei die Maßnahme „angemessen“, sagt Jochen Zeltwanger von den Freien Wählern. Die Grünen begrüßen die Investition in flexibel einsetzbare Sicherheitsmittel, warnen aber vor den Folgen.

Grünen-Fraktionsvorsitzende Verena Alexander befürchtet, dass durch höhere Ansprüche an die Sicherheitskonzepte die Veranstaltungen der Stadt so teuer werden, dass in Zukunft noch strenger priorisiert werden muss. Sie glaubt, dass der Veranstaltungskalender wegen der angespannten Haushaltslage der Stadt angepasst werden muss – weniger Events, dafür richtig und sicher.

Keine hundertprozentige Sicherheit

„Wir sollten uns von Spinnern nicht bestimmen lassen, wie wir unsere Feste feiern“, sagt Jochen Zeltwanger. Ja, es brauche angepasste Sicherheitskonzepte, gleichzeitig warnt er davor, die Vorkehrungen irrational in die Höhe zu schrauben und damit die Finanzierung der Veranstaltungen unmöglich zu machen. „Wir sollten stattdessen den Menschen klarmachen, dass wir sorgfältig sind – aber auch keine hundertprozentige Sicherheit bieten können.“

Ähnlich sieht das Oberbürgermeister Matthias Knecht. „Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben, dass wir nach den Anschlägen gar nichts tun, kam aber nicht infrage“, sagt Knecht. „Das macht unsere Finanzsorgen nun aber noch einmal etwas größer.“ Noch sei nichts entschieden, aber ja – die Stadtverwaltung wolle noch in diesem Jahr mit den Gemeinderäten und Vereinen diskutieren, ob der Pferdemarkt künftig nur alle zwei Jahre stattfinden könnte. Im Wechsel mit der Venezianischen Messe. „Mir blutet das Herz, wenn ich das ausspreche, aber wir müssen darüber sprechen“, sagt Knecht.