Die Mehrwertsteuer sinkt nur vorübergehend – deshalb droht 2021 ein Preisanstieg. Foto: dpa/Sven Hoppe

Nach einem Rückgang im zweiten Halbjahr könnte der Preisauftrieb nächstes Jahr deutlich stärker werden, prognostiziert der Chefvolkswirt der Landesbank, Uwe Burkert.

Frankfurt - Der Chefvolkswirt der LBBW, Uwe Burkert, erwartet nach negativen Inflationsraten im zweiten Halbjahr einen deutlichen Anstieg ab 2021. Wenn die Mehrwertsteuer wie geplant wieder auf 19 Prozent steige und sich das erhoffte Wirtschaftswachstum einstelle, könnte die Inflationsrate für Deutschland 2021 im Mittel 1,1 Prozent erreichen, sagte Burkert am Dienstag bei der Vorstellung der LBBW-Kapitalmarktprognose. In den Folgejahren hält er einen Anstieg auf bis zu 2,9 Prozent für möglich, ohne dass die Europäische Zentralbank (EZB) eingreift.

Zur Begründung verwies der LBBW-Chefvolkswirt darauf, dass die Teuerungsrate seit Jahren deutlich unter dem von der Notenbank angestrebten Niveau von knapp zwei Prozent liegt. Da dieses Niveau „über einen mittelfristigen Zeitraum“ erreicht werden soll, könnte die EZB für eine Weile auch Inflationsraten über zwei Prozent akzeptieren.

Kritik an Inflationsmessung

Burkert sprach sich dafür aus, die Messung der Inflation stärker den „Lebenshaltungskosten“ anzupassen. Im für die EZB maßgeblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex sind die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum nicht erfasst. Sollte die EZB im Zuge der für 2021 angekündigten Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie einen Weg zur Erfassung dieser Kosten finden, „würde die Inflationsrate allein dadurch schon steigen“, sagte Burkert. Eine Zinswende wäre dann früher möglich als bei Fortführung der bisherigen Messmethode. Der Blick auf Japan zeige, dass dauerhaft niedrige Zinsen ihr Ziel verfehlten, warnte der LBBW-Chefvolkswirt. Denn aus Angst um ihre Altersvorsorge sparten die Japaner, statt mehr zu konsumieren.

Der Südwesten werde durch die Corona-Krise hart getroffen, sagte Burkert weiter. 2020 werde die Wirtschaftsleistung hier voraussichtlich um 7,5 Prozent einbrechen, bundesweit um sieben Prozent. Dafür rechnet er 2021 in Baden-Württemberg mit einem Plus von „mindestens fünf Prozent“ gegenüber vier Prozent im Bund. Schon in den nächsten Monaten könnte das Land vom Verzicht auf Auslandsreisen profitieren, sagte Burkert. (bsa)