Pöbelt auf Twitter: Elon Musk. Foto: AFP/Frederic J. Brown

Was steckt hinter dem Tweet auf Twitter, in dem der E-Auto-Pionier den US-Regierungschef mit einer Marionette aus stinkenden Socken vergleicht?

Stuttgart - Elon Musk hat sich zum prominentesten Rüpel auf Twitter entwickelt, seitdem der Kurznachrichtendienst Ex-Präsident Donald Trump in die Verbannung geschickt hat. Jetzt hat Musk den amtierenden Präsidenten Joe Biden als menschliche Marionette aus stinkenden Socken bezeichnet.

Aus unerfindlichen Gründen, so lautet ein weiterer Tweet Musks, sei der Präsident der Vereinigten Staaten nicht dazu in der Lage, das Wort Tesla auszusprechen. Der derzeit reichste Mensch der Welt, E-Auto-Pionier und Gründer der Raketen-Fabrik Space-X ruft über seinen Kanal seine gut 70 Millionen Follower weltweit zudem dazu auf, eine Petition im Internet bei Change.org zu unterzeichnen, mit der der Präsident dazu aufgefordert wird, die Führerschaft Teslas im Bereich der batterieelektrischen Autos anzuerkennen.

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Biden wollte Musk nicht dabei haben

Doch was steht hinter der bizarren Aktion? Musk ist sauer, weil Biden ihn nicht zu einem Treffen mit mehreren Konzernchefs ins Weiße Haus eingeladen hatte, bei dem es um den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes nach der Pandemie unter dem Motto „Build Back Better“ ging. Musk durfte nicht dabei sein, dafür aber die Chefs der etablierten Autohersteller GM und Ford. Anschließend lobte der US-Präsident: „Firmen wie GM und Ford bauen derzeit mehr batterieelektrische Fahrzeuge hier bei uns als jemals zuvor.“ Mit keiner Silbe erwähnte er Tesla oder Musk, der gerade einen Rekordabsatz von 936 200 E-Fahrzeugen vermeldet hatte, dessen Unternehmen die größte Marktkapitalisierung aller E-Autobauer auf die Beine bringt und der jetzt nicht nur mit Verschmutzungsrechten, sondern auch mit der Produktion von E-Autos Milliarden verdient.

„Unkluger Schachzug“

Tatsächlich mutet es seltsam an, dass Musk nicht mit von der Partie ist, wenn Biden mit Konzernlenkern über den Wiederaufbau nach Covid spricht, meint Auto-Experte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. „Es ist schon fraglich, den wichtigsten Spieler der E-Mobilität außen vor zu lassen, wenn man ein Treffen zu so wichtigen Zukunftsthemen ansetzt.“ Auch Stefan Reindl vom Nürtinger Institut für Automobilwirtschaft (IFA) hält das Vorgehen von Biden für „keinen politisch klugen Schachzug“. Negative Gefühle gegenüber einem Regierungschef dürften auch deutsche Konzernlenker schon gehabt haben. Doch Ola Källenius und selbst Herbert Diess würden wohl nie auf diesem Niveau agieren wie Musk. „Das kann man nicht bringen“, mein Reindl. Und Bratzel warnt Musk vor „Hybris“: „Auch der Tesla-Chef kann sich nicht alles erlauben.“

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Zwischen der Biden-Regierung und Musk scheint das Verhältnis mittlerweile zerrüttet. Schon im Herbst hatte es Hinweise auf Probleme gegeben. Musk hatte die neue US-Regierung als „ein bisschen voreingenommen“ bezeichnet, sie scheine von den Gewerkschaften kontrolliert zu werden.

In der Petition im Netz heißt es jetzt: „Biden ignoriert absichtlich Teslas harte Arbeit. Dies ist eine Beleidigung für alle Amerikaner, die für Tesla arbeiten.“ Musk zeigt sich unterdessen mit diesem Ton sichtlich zufrieden. Er twittert: „Kampagne ist gut“.