Rund um die Mercedes-Benz-Arena werden an 13 neuralgischen Punkten 104 feste und 43 automatische Poller installiert. Die Arbeiten sollen bis zu Beginn der Fußball-EM 2024 abgeschlossen sein, die von 14. Juni bis 14. Juli stattfinden wird. Foto: Werner Kuhnle

Für fast 6,5 Millionen Euro werden bis zur Fußball-Europameisterschaft 2024 im Neckarpark 13 neuralgische Stellen gesichert. Sie sollen dann 40 Tonnen schweren und bis zu 80 Stundenkilometer schnellen Lastwagen standhalten.

Es liegt zwar einige Jahre zurück, doch die fürchterlichen Bilder aus Berlin und Nizza sind vielen Menschen auch heute noch vor Augen, als Terroristen mit Lastwagen in Menschenmengen gerast sind. Damals hat sich Stuttgart entschlossen, seinen Terrorschutz neu zu gestalten. Mit den nun geplanten Maßnahmen soll verhindert werden, dass es während der Europameisterschaft 2024 in der Landeshauptstadt zu solchen Anschlägen und Amokfahrten kommt.

Projekt muss bis zur EM 2024 fertig sein

Während das Sicherungskonzept in der Innenstadt, das unter anderem mit versenkbaren Pollern wie in der Bolzstraße beim Schlossplatz arbeitet, weitestgehend umgesetzt wurde, steht jetzt der Neckarpark auf der Agenda des Tiefbauamts. „Ein Großprojekt, das es in sich hat und bis zur Fußball-EM 2024 abgeschlossen sein muss“, sagt Roland Kurz, beim Tiefbauamt für die Umsetzung der Maßnahme zuständig.

In der Mercedes-Benz-Arena finden während der Meisterschaft fünf Spiele statt. Der Gemeinderat hat deshalb bereits 2021 dem Bau von baulichen und technischen Sicherungseinrichtungen für Großveranstaltungen im Neckarpark zugestimmt. Aktuell rechnet Bürgermeister Dirk Thürnau mit Gesamtkosten in Höhe von 6,42 Millionen Euro.

Schwerpunkte in der Mercedesstraße

Die zentrale Schutzzone befindet sich unmittelbar vor dem Stadion. Allein in diesem Bereich sollen sieben „Abwehrpunkte“ installiert werden. Unter anderem sollen in der Mercedesstraße die Zufahrten direkt an der Einmündung der Talstraße und aus Richtung Untertürkheim zwischen der Mercedes-Jelinek-Straße und dem Fritz-Walter-Weg unterbrochen werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt beim Haus des Sports, wobei der Fritz-Walter-Weg zur Schutzzone wird. „Mit der Umsetzung des Konzepts wollen wir in diesem Bereich loslegen“, sagt Roland Kurz. Im gesamten Gebiet rund um die Arena werden dann nach und nach 104 feste und 43 automatische Hubpoller sowie weitere Sicherheitsvorkehrungen wie Leitplanken und Erdwälle installiert.

Insgesamt 13 Abwehrpunkte

In der Summe ist ein Schutzkonzept mit 13 Abwehrpunkten entstanden, das natürlich dem neuesten Stand der Technik sowie den internationalen hohe Ansprüchen – beispielsweise der FIFA und der UEFA – gerecht wird. Teurer wird das Projekt, da gegenüber dem ersten Konzept von 2019 fünf weitere Schutzzonen hinzugekommen sind. Vor allem im Bereich des Carl-Benz-Centers musste nachgebessert werden. Auch die Zahl der Poller hat sich erhöht, da die Abstände zwischen ihnen aufgrund neuer Anforderungen von 1,50 Meter auf 1,20 Meter reduziert wurden. Allein das Einbauen eines festen Pollers schlägt mit 22 000 Euro zu Buche, ein Hubpoller kostet 45 000 Euro. „Sicherheit hat ihren Preis“, so Roland Kurz. Immerhin müssen die Spezialpoller einem 40-Tonner, der mit Tempo 80 unterwegs ist, standhalten. Die zunächst vorgesehenen Abwehrpunkte in der Alten Untertürkheimer Straße sollen vorerst nicht umgesetzt werden, da sie nicht Teil der unmittelbaren Schutzzone um die Mercedes-Benz-Arena sind.

Neue Zufahrt ins VIP-Parkhaus P 1 nötig

Doch auch die Verantwortlichen des VfB Stuttgart müssen sich in den kommenden Monaten Gedanken machen. Durch die Absperrung im Bereich Fritz-Walter-Weg/Mercedesstraße ist keine Zufahrt für die Ehrengäste in das Parkhaus P1 über die Mercedesstraße mehr möglich. Die Verantwortlichen des Bundesligisten werden sich wohl oder übel nach einer alternativen Zufahrt für ihre VIPs umschauen müssen. Möglichkeiten bieten nach Meinung der Verwaltung die Mercedes-Jelinek-Straße oder einer Verbesserung der Zufahrtssituation von der Talstraße her über den Parkplatz P 9. Von VfB-Seite war zu vernehmen, dass man sich über eine Alternativzufahrt schon die ersten Gedanken gemacht hat, es aber zu dem Terrorkonzept generell einige offene Fragen zu klären gilt. Zum Beispiel wie viele Stunden vor Spielbeginn das Sicherheitskonzept „hochgefahren“ wird. Auch herrscht noch Unklarheit, wie mit den TV-Sendern verfahren wird. Deren Fahrzeuge parken im Bereich der Untertürkheimer Kurve und damit hinter der Absperrung beim Fritz-Walter-Weg.

80 Parkplätze fallen weg

Zu guter Letzt entfallen dadurch 80 Parkplätze auf der Mercedesstraße und auf dem Parkplatz P3 nördlich der Mercedsstraße, die bisher im Veranstaltungsfall dem VfB Stuttgart und dem Scharrena-Betrieb zur Verfügung standen. Laut VfB gebe es auch dazu noch Klärungsbedarf. „Polizei, Rettungsdienste, Vereine – alle Betroffenen im Neckarpark waren in der Ausarbeitung des Sicherheitskonzepts involviert“, betont Roland Kurz. Wie viele Stunden vor Beginn einer Großveranstaltung die „Schotten dicht“ gemacht werden, sei allerdings noch in Arbeit.

Trassenverlängerung berücksichtigt

Ebenfalls Bestandteil der Überlegungen war die künftige Trasse der Stadtbahn U 19. Die Verlängerung bis zu den Daimler-Werktoren will die Stadt zusammen mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG nach der Fußball-EM ernsthaft angehen. Durchaus möglich, dass für den Gleisbau dann Poller wieder geopfert werden müssen. „Doch der Trassenverlauf wurde natürlich berücksichtigt“, sagte Kurz zur vorausschauenden Planung des Sicherheitskonzeptes.

Personal und Schwerpunkte

Technik
Die Technik der Poller wird so geplant, dass eine spätere zentrale Überwachung der Anlagen möglich ist. Insgesamt ein komplexes, aufwendiges und teures Schutzkonzept, das auch nach seiner Inbetriebnahme mit jährlich 190 000 Euro noch viel Geld kostet.

Personal
Die Stadt schätzt, dass die Poller und Absperrungen bei etwa 40 Veranstaltungen benötigt werden, natürlich vor allem bei den Fußballspielen des VfB Stuttgart und bei Großkonzerten. Der Personalbedarf wird hierfür auf rund 20 Personen geschätzt, was für jährliche Kosten in Höhe von 160 000 Euro sorgen wird.

Schwerpunkte
Drei Stellen im Konzept haben höchste Priorität: Die Zufahrt Mercedesstraße/Talstraße mit 13 mobilen und 23 festen Pollern, der Bereich Fritz-Walter-Weg/Mercedesstraße mit insgesamt 39 Fix- und 12 Hubpollern sowie einer 22 Meter langen Leitplanke und zu guter Letzt der Bereich Fritz-Walter-Weg/Martin-Schrenk-Weg (Haus des Sports). Hier werden 4 mobile und 18 fixe Poller eingebaut.