Dem Taxifahrer gelang es den Alarm auszulösen und die Tür zu öffnen. Durch diese stieß ihn der Angeklagte später auf die Straße. Foto: dpa/Christophe Gateau

Ein 36-jähriger Fahrgast hat einen Taxifahrer in Ludwigsburg während der Fahrt angegriffen. Der Fall wird derzeit am Landgericht in Stuttgart verhandelt.

Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts mit dem Trikot der New York Islanders spricht leise, aber sehr bedacht. Er erzählt in sehr gutem Deutsch von seiner Zeit im Iran, wo er in gut situierten Verhältnissen aufwuchs und ein IT-Studium in Kuala Lumpur sowie ein Buchhaltungsstudium in Teheran abschloss. Er lässt aber auch die Schattenseiten nicht aus: Eine von den Eltern arrangierte Ehe wurde nach einem Jahr wieder geschieden, er rauchte Cannabis, Kokain und Heroin, das im Iran billig zu kriegen sei. Und er erzählt von seiner Flucht im Jahr 2017, nachdem er eine religiöse Karikatur gepostet und daraufhin Angst vor religiöser Verfolgung hatte.

Das Taxi prallte an einen Baum

Auch in Deutschland kam er auf Partys in Kontakt mit Drogen, vor allem Kokain. „Ich habe mein Leben selbst vernichtet“, sagt der 36-Jährige. Am 13. September 2022 ging es ihm schlecht, er hatte Schlafstörungen. Gegen 20.30 Uhr rauchte er Kokain, zwei Stunden später nahm er Schlaftabletten – ohne dass es besser wurde. Gegen 23 Uhr stieg er am Bahnhof in Ludwigsburg in ein Taxi und ließ sich zu einer Tankstelle fahren. Nach wenigen Minuten stieg er wieder ein und sagte, er wolle zurück zum Bahnhof.

In der Richard-Wagner-Straße rückte er dann auf der Rückbank hinter den Fahrer, umklammerte den 65-Jährigen an Hals und Oberkörper, sodass dieser nur schlecht Luft bekam und forderte Geld. Dem Fahrer gelang es, den Alarm auszulösen und seine Tür zu öffnen. Nachdem der Fahrgast nach vorne geklettert war, kam es zu einem Gerangel, bei dem der Fahrer aus dem Taxi gestoßen wurde. Der Angeklagte versuchte, dieses in den Griff zu bekommen, prallte an der Kreuzung zur Hohenzollernstraße aber gegen einen Baum. Der 36-Jährige flüchtete ohne Beute, der Taxifahrer blieb mit einer Schürfwunde und Prellungen zurück.

Die Anklage, die auf räuberischen Angriff auf Kraftfahrer und Körperverletzung lautet, räumte der Angeklagte ein. Allerdings könne er sich nicht erinnern, so fest zugedrückt zu haben, dass der Taxifahrer kaum noch Luft bekommen habe. Auch habe er ihm nach dessen Sturz wieder auf die Beine geholfen.

Ein Hund führt die Polizei zum Täter

Dem Geständnis war eine Unterredung von Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidiger vorausgegangen. Richter Ulrich Tormählen hatte angemerkt, dass der Angriff auf Kraftfahrer – aus seiner historischen Entwicklung heraus – mit einer Strafe von bis zu 15 Jahren bedroht sei. Bei einem minderschweren Fall betrage die Strafe nur ein bis zehn Jahre. Ein solcher liege vor, wenn der Angeklagte in einem sehr frühen Stadium des Prozesses gesteht. Verteidiger Hans Bense wies zudem darauf hin, dass die Folgen für den Taxifahrer gering gewesen seien und zudem der Drogenhintergrund zu berücksichtigen sei.

Eine Kriminalbeamtin sagte später aus, der Angeklagte sei dank den Kameras an der Tankstelle schnell gefunden worden. Zudem habe der Angeklagte einen Hund, worauf eine andere Taxifahrerin hingewiesen hatte. In der städtischen Unterkunft sei er auch der einzige Bewohner mit Hund. Der 65-jährige Taxifahrer berichtete, dass der Angeklagte ihm gleich komisch vorgekommen sei, weil er ihn um Geld angepumpt habe und aus der Tankstelle trotz einer langen Schlange schnell wieder zurückgekommen sei. „Ich war nur froh, dass er keine Waffe dabei hatte.“

Der Prozess wird am 18. April fortgesetzt, das Urteil soll am 27. April verkündet werden.