Der Taubenturm ist mehr als voll. Foto:  

Die Stadt sucht noch immer nach Lösungen für das Taubenproblem in Bad Cannstatt. Einen Standort beim Mühlgrün am Neckarufer lehnt sie ab, hat aber noch keine weiteren Orte gefunden.

Bad Cannstatt - Die Verwaltung sucht immer noch Standorte für Taubenschläge oder Taubentürme in Bad Cannstatt. Bislang hat sie noch keine weiteren gefunden, wie Pressesprecherin Nora Lenz-Gaspary auf Nachfrage mitteilt. Im Raum steht ein fraktionsübergreifender Antrag vom Oktober 2020, der die Verwaltung auffordert, hier tätig zu werden, um dem Taubenproblem Herr zu werden. Die Fraktion aus Linken, SÖS, Tierschutzpartei, Piraten sowie die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatten beantragt, das Taubenprojekt weiterzuführen. Vorschläge gibt es für die Marktstraße, den Marktplatz und beim Mühlgrün.

Nach Rücksprache mit dem Amt für öffentliche Ordnung erklärt Lenz-Gaspary, dass beim Standort Mühlgrün ein Taubenobjekt baulich schwer realisierbar sei. Auf dem Parkdeck könne kein Turm errichtet werden. Am Neckarufer seien schwierige Genehmigungsverfahren zu durchlaufen. Auch in Bezug auf den Schiffsverkehr und die Uferbefestigung, so die Sprecherin der Stadt. „Aufgrund der Lärmemissionen würde es sich um eine reine Futterstelle handeln können. Das Brüten der Tauben wäre hier aufgrund des vorherrschenden Lärms gar nicht möglich.“

Die Taubenbeauftragte der Stadt, Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer, widerspricht dem Lärm-Argument. „Krach ist für Tauben nicht das Thema. Sie leben in der Stadt und sind daran gewöhnt.“ Sie könnte es sich gut vorstellen, einen Taubenturm am Neckarufer unweit des Parkhauses Mühlgrün zu errichten. Gerade weil sich dort sehr viele Tauben aufhalten und auch auf dem Dach der Stadtteilbibliothek sitzen würden. Auch für den Marktplatz sieht die Taubenfachfrau großen Handlungsbedarf. „Bezüglich der Marktstraße wurden von Seiten des Amts für öffentliche Ordnung zahlreiche Hauseigentümer angeschrieben und auch die Stadtkirche wurde kontaktiert – leider erhielten wir bislang nur Absagen“, so Lenz-Gaspary. Die Aufgabe zur Schaffung neuer Taubenorte sei beim Amt für öffentliche Ordnung angesiedelt. Auf die Frage, was mit den bereitgestellten Geldern passiert, erklärt die Sprecherin: „Können in einem Haushaltsjahr aufgrund verschiedener Faktoren, die vom Gemeinderat genehmigten Haushaltsmittel nicht verbraucht werden, so werden sie mittels Übertragungsantrag der Verwaltung in das neue Haushaltsjahr übertragen und stehen dann nach wie vor zur Realisierung von neuen Taubenobjekten wie etwa Turm, Brutwand oder Taubenschlag zur Verfügung.“

Seit langem hoffen Bürger und Anwohner, dass das Problem verbessert wird. Seit 13 Jahren beschäftigt sich Taubenbeauftragte Brucklacher-Gunzenhäußer mit dem Thema. Zuletzt waren am Seilerwasen ein neuer Taubenturm errichtet und das Taubenhaus auf dem Mühlgrün abgebaut worden. Der Taubenturm ist längst voll. Viele der Vögel halten sich dieser Tage im Gras am Fuße des Turms auf und fliegen immer wieder in Scharen hoch. Auch sitzen Dutzende in den umliegenden Bäumen. Deshalb fordert auch die Taubenbeauftragte immer wieder, weitere Orte für die Vögel zu finden. „Wir brauchen mehr Taubenschläge und mehr Mitarbeiter“, sagt Brucklacher-Gunzenhäußer und machte bereits im vergangenen Jahr auf das Problem am Seilerwasen aufmerksam. Sie könne sich daneben durchaus einen weiteren Taubenturm vorstellen.

Zu den im fraktionsübergreifenden Antrag geforderten Standorten erklärte Brucklacher-Gunzenhäußer: Den Bereich des Parkhauses Mühlgrün sowie in der Marktstraße und am Rathaus fände sie wichtig. Sie befürwortete den von der Fraktion vorgeschlagenen Ort, neben dem Mühlgrün einen Taubenturm in Richtung Stadtbibliothek am Neckarufer aufzustellen. Auch baulich sah sie keine Probleme: Mit einem höheren Betonsockel könne sie sich das gut vorstellen. Noch immer sind am Neckarufer verstärkt Tauben zu finden. Auch auf dem Radschnellweg am Neckar, wie die Hinterlassenschaften der Vögel zeigen. Zuletzt hatte Brucklacher-Gunzenhäußer ihre Hoffnung auch in die neue Stadtspitze gesetzt, dass sie sich für das Thema stark macht.