Die Internationale Tattoo Show kehrt nach Stuttgart zurück – größer denn je in der Phoenixhalle. Wir sprachen mit Mitveranstalter Danny Schelhorn über Trends und Sorgen der Branche.
An seinem Hinterkopf prangt ein Teufel. Der Stuttgarter Tätowierer Danny Schelhorn hat ihn bei einem Kollegen in Barcelona stechen lassen. „Das waren fünf Stunde Hölle, aber es hat sich gelohnt“, berichtet der 38-Jährige. Als der Sohn des Fotografen und Künstlers Lutz Schelhorn kürzlich in der Stadt unterwegs war, kam eine ältere Frau auf ihn zu, blickt auf seinen Nacken und sagte nur: „Hoffentlich trägt Ihr Gehirn keinen Schaden davon.“
Menschen mit auffälligen Tattoos sind es gewohnt, dass Blicke sie treffen, bewundernde ebenso wie ablehnende. Auch wenn mittlerweile gefühlt alle Fußballprofis tätowiert sind, die Vorbilder einer ganzen Generation, gibt es noch genügend Zeitgenossen, die es nicht verstehen, dass man seiner Haut eine so tief sitzende Veränderung zumutet. Wenn es stimmt, was der Psychologe Dirk Hofmeister aus seinen Beobachtungen erkennt, sind Menschen mit Tattoos „eher extrovertiert, eher offen für neue Erfahrungen, eher abenteuerlustig, und sie empfinden sich als etwas Besonderes“.
Gut 100 Tattoo-Künstler werden im Römerkastell erwartet
Stuttgart wird am 24. und 25. Mai demnach zum Schauplatz der Extrovertierten, der Abenteuerlustigen und der Besonderen. Erstmals findet die Internationale Tattoo-Show in der Phoenixhalle im Römerkastell statt. Mitveranstalter Danny Schelhorn, der auch Präsident der Hells Angels ist, freut sich, dass die 21. Ausgabe dieses Treffens nach einjähriger Pause „in diese tolle Location“ nach Stuttgart zurückkehrt. Mehr als 100 Artists aus vielen Ländern werden erwartet, die die Trends vorführen, ihre Kunst für die Haut.
Zu den Trends, sagt Schelhorn, zählt „Blackwork“. Dabei handelt es sich um einen Tattoo-Stil, für den ausschließlich mit schwarzer Tinte gearbeitet wird, ohne Verwendung von Grautönen oder anderen Farben. Es kann sich um großflächige, komplett schwarze Bereiche oder aber auch um komplexere Designs mit Linien, Punkten und Flächen handeln, die durch die Variation von Linien dreidimensionale Effekte erhalten. Der Wunsch nach Buntheit habe in Stuttgart nachgelassen.
Groß ist die Nachfrage auch bei Anime- und Manga-Motiven. Das sind kunstvolle Tätowierungen im japanischen Stil. Was Danny Schelhorn von seiner Kundschaft sagen kann: „Die meisten haben ganz klare Vorstellungen, was sie wollen.“ Früher hätten ihn viele gebeten, Motive vorzuschlagen. Das sei vorbei.
Früher hat er Partner-Tattoos grundsätzlich abgelehnt
Patchwork gilt als weiterer Trend, bei dem verschiedene, oft kleine Tattoos zu einer Collage auf dem Körper kombiniert werden. Damit ist man flexibel, da eine Sammlung individueller Motive möglich wird, die man über die Jahre an verschiedenen Stellen platziert
Als Schelhorn vor 16 Jahren als Tätowierer angefangen hat, habe er Partner-Tattoos grundsätzlich abgelehnt. Der Name der Freundin kann irgendwann der falsche sein. Inzwischen geht das Geschäft vor – jeder ist für sich selbst verantwortlich. Jungen Menschen rät er, die ersten Tattoos nicht auf Hände und Hals stechen zu lassen. „Es gibt noch immer viele Berufe, in denen man damit schlechte Karten hat.“
Auch wenn immer mehr Menschen Tattoos tragen, seien die Umsätze für jeden einzelnen nicht besser geworden, denn die Konkurrenz werde größer – auch von denen, die zu wenig darüber wüssten.
„Gesundheit muss an erster Stelle stehen“
„Bei Ebay kaufen sich die Hinterhof-Tätowierer ein nicht immer gutes Handwerkszeug“ berichtet Schelhorn, „und werden damit zur Gefahr der Gesundheit ihrer Kunden.“ Mit der Haut als „größtes Organ des Menschen“ müsse man sehr sorgfältig umgehen, findet der Veranstalter der Tattoo-Show. Deshalb rät Schelhorn, sich genau umzuschauen, bei wem man sich stechen lasse. Hygiene, Sicherheit und Qualität müssten an erster Stelle stehen, findet er.
Neben 100 Artists gibt es bei der Messe in der Phoenixhalle ein Showprogramm mit Live-Musik, Speisen aus fünf Food-Trucks sowie einen kleinen Markt. Geöffnet ist die Tattoo-Show am Samstag, 24. Mai, von 11 bis 23 Uhr, am Sonntag, 25. Mai, von 10 bis 21 Uhr. Karten gibt es vor Ort.