Er kommt einfach durch die Wand: Der psychopathische Intensivtäter Kai Korthals (Lars Eidinger) ist zurück und taucht in der Wohnung von Kommissar Borowski (Axel Milberg) auf. Foto: NDR/T/horsten Jander

Alarm in Kiel! Der Serientäter Kai Korthals ist ausgebrochen. Wird er sich in „Borowski und der gute Mensch“ wieder bei Frauen einschleichen und Leichen hinterlassen?

Eigentlich will er nur Gutes tun: das Kind der drogensüchtigen Prostituierten betreuen, die Tabletteneinnahme der Kommissarin überwachen. Dass dem Stalker Kai Korthals dabei der ein oder andere Mord passiert, macht ihn zur tragischen Figur. Lars Eidinger hat in der Rolle dieses Intensivtäters „Tatort“-Geschichte geschrieben: Sein erster Auftritt als „Stiller Gast“ 2012 in Kiel bot so feinen Horror, dass der Mörder entkommen durfte, um 2015 eine Fortsetzung drehen zu können. Nun macht die Folge „Borowski und der gute Mensch“ eine Trilogie daraus.

Bei einer Probe zu Schillers „Räubern“ kommt es zum Aufstand

Wieder sorgt das Drehbuch von Sascha Arango für Nervenkitzel und Nachdenken, wieder schauen wir dem Täter in die offenen Karten – und dank Eidingers Kunst in die malträtierte, kranke Seele. Im Maßregelvollzug, in dem Korthals verwahrt wird, kommt es ausgerechnet bei einer Probe zu Schillers „Räubern“ zum Aufstand. „Es gibt keinen Platz für mich auf dieser Welt“, deklamiert Korthals als Räuberhauptmann. Kurz darauf ist er draußen unterwegs, um vielleicht doch noch eine Nische aufzutun, wo er Normalität, Liebe und Vertrauen findet.

Tolle Schauspieler, starke Dialoge

Weil er die Gefängnispsychologin vor Vergewaltigern retten, sich eine Tarnung besorgen und einen gequälten Hund befreien muss, wächst sein Leichen-Konto. Sogar Kommissar Klaus (extrem abgeklärt: Axel Milberg), inzwischen mit Kai per Du, ist nicht sicher. Und die Mütter, die dem Serienmörder Liebesbriefe in die Zelle schrieben, fliehen mit ihren Töchtern aufs Land. „Borowski und der gute Mensch“ bietet bis in die putzenden Nebenfiguren hinein tolle Schauspielkunst, starke Dialoge und blickt in die Abgründe einer überreizten Gesellschaft.

Tatort – Borowski und der gute Mensch. ARD
So, 3. Oktober, 20.15 Uhr