Im Bereich der Stiftskirche und der Kirchstraße soll sich die Tat ereignet haben. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Eine 15-Jährige ist in der Nacht auf den 1. April in Stuttgart vergewaltigt worden. Das zumindest hält die Polizei für gesichert. Darüber hinaus bleibt aber vieles offen.

Ein halbes Jahr ist es her, dass eine Meldung viele in der Stadt erschüttert hat: Die Polizei gab bekannt, sie suche den mutmaßlichen Vergewaltiger einer Jugendlichen. Auf offener Straße soll sich die Tat in der Stuttgarter Innenstadt ereignet haben – zwar nachts, aber an einer Stelle, in der normalerweise auch zu diesem Zeitpunkt Menschen unterwegs sind. Und auch zahlreiche andere Umstände warfen viele Fragen auf.

Sechs Monate später ist klar: Die Polizei tappt noch immer im Dunkeln. „Es gibt keine nennenswerten neuen Erkenntnisse“, sagt eine Sprecherin. Die Ermittlungen liefen weiter. Und: Man gehe nach wie vor davon aus, dass sich die Tat so abgespielt hat, wie vom Opfer und einer Begleiterin geschildert. Man habe „keine Hinweise darauf, dass die Aussagen nicht stimmen“.

Die Stiftskirche in Stuttgart. Foto: IMAGO/imagebroker

Vergewaltigung in der Innenstadt: Keine Zweifel an Darstellung der 15-Jährigen

Dieser Punkt ist wichtig. Nicht nur, weil es nach wie vor einige offene Fragen gibt, sondern weil im Sommer 2023 ein ähnlicher Fall große Aufregung verursacht hatte. Damals hatte eine junge Frau angegeben, in einem Hauseingang auf der Königstraße vergewaltigt worden zu sein. Das hatte eine öffentliche Debatte über die Sicherheit in der Innenstadt ausgelöst, die Polizei verstärkte ihre Präsenz, die Politik rief nach Konsequenzen. Bis die Frau nach zehn Tagen intensiver Fahndung nach dem detailliert beschriebenen angeblichen Täter zugab, die Geschichte erfunden zu haben.

Dieser Verdacht besteht im aktuellen Fall offenbar nicht. Wegen des Alters der 15-Jährige halten sich die Ermittler dennoch mit Details zurück. Der Ablauf steht jedoch weit gehend fest. Demnach ist die Jugendliche in der Nacht auf den 1. April mit einer ebenfalls minderjährigen Freundin in der Innenstadt, wo sie auch wohnte, unterwegs gewesen. Die Begleiterin bestätigt offenbar die Aussagen.

Im Falle der Vergewaltigung sucht die Polizei zwei deutlich ältere Männer

Nach Mitternacht haben sich die beiden in einem Schnellrestaurant an der Königstraße aufgehalten. Dort lernten sie offenbar zwei ihnen zuvor unbekannte, deutlich ältere Männer kennen. Gemeinsam sollen die vier den Imbiss verlassen haben und Richtung Stiftskirche gegangen sein. Im Bereich der Kirchstraße haben sich die vier offenbar aufgeteilt. Während die Freundin des Opfers wohl mit einem der Männer weitergegangen ist, blieb die 15-Jährige mit dem anderen ein Stück zurück. Er soll sie daraufhin auf offener Straße vergewaltigt haben.

Die Jugendliche begab sich nach der Tat in eine Jugendschutzeinrichtung in der Nähe und vertraute sich einer Mitarbeiterin an. Die rief die Polizei. Warum die beiden Mädchen mit den Männern mitgegangen sind, ob der zweite womöglich als Mitwisser oder Mittäter gilt, sagen die Ermittler nicht. Sie hoffen aber weiterhin auf Zeugenhinweise. Die Tat soll sich am 1. April gegen 1 Uhr in der Kirchstraße ereignet haben. Der Täter war laut Beschreibung zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß und zwischen 20 und 28 Jahre alt. Er hatte einen dunklen Teint und trug einen Vollbart. Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 bei der Kriminalpolizei zu melden.