Das Kita-Personal soll bessere Arbeitsbedingungen erhalten. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Für Erzieherinnen und Erzieher sowie Beschäftigte im Sozialdienst geht es von diesem Freitag an um bessere Eingruppierungen und den Rechtsanspruch auf Qualifizierung. Am Verhandlungstisch sitzen Kommunale Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften.

Stuttgart - Diesen Freitag beginnen die bundesweiten Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst zwischen den Gewerkschaften und der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Die Gewerkschaft Verdi fordert bessere Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und auch eine finanzielle Aufwertung der Arbeit durch eine bessere Eingruppierung.

Der Stuttgarter Gesamtelternbeirat (GEB) der städtischen Kindertageseinrichtungen appelliert in einem offenen Brief an die Tarifparteien, von Freitag an „konstruktiv eine Lösung zu erarbeiten“. Man erwarte einen Tarifabschluss, von dem die Beschäftigten, aber auch die Gesellschaft profitieren würden, heißt es in dem Schreiben des Gesamtelternbeirats.

Eltern kritisieren Überlastung

Die Elternvertretung der Stuttgarter Kitas, Horte und Schülerhäuser erinnert daran, dass der Fachkräftemangel im Lauf der Pandemie allen bewusst geworden sei und das Personal durch das Coronamanagement überlastet sei. „Das muss in den Verhandlungen und im Abschluss Ausdruck finden! Daher befürworten wir Maßnahmen, die zu einer Steigerung der Attraktivität dieses Berufsfeldes führen und eine faire Eingruppierung der Berufsgruppen vorsehen“, so der GEB. Dass der Gemeindetag vor einem wachsenden Defizit an Fachkräften im Erziehungsdienst warnt, ist für Verdi Bestätigung, die Gewerkschaft warnt aber vor einer Verschlechterung des Fachkräfte-Schlüssels: „Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen sind ein Abschreckungsprogramm für potenzielle Bewerberinnen und werden keine einzige Erzieherin aus der Teilzeit zurückholen.“ Die Tarifverhandlungen werden für landesweit rund 45 000 Beschäftigte in kommunalen Tageseinrichtungen für Kinder geführt, knapp 60 000 Beschäftigte sind bei Kitas von freien Trägern direkt oder indirekt berührt. Zusammen betreuen sie nach Angaben von Verdi 473 000 Kinder.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Was den Erzieherinnenberuf attraktiv macht

Wunsch nach geregeltem Alltag

Im März 2020 sind die Tarifverhandlungen über Eingruppierungs- und Gesundheitsfragen in den Sozial- und Erziehungsberufen pandemiebedingt auf Eis gelegt worden. Verdi fordert auch einen Rechtsanspruch auf Qualifizierung.

In zurückliegenden Tarifkonflikten war die Streikbereitschaft der Beschäftigten in der Regel groß. Warnstreiks oder Streiks in der jetzigen Situation könnten sich Kinder und Eltern nicht mehr leisten, geben die Eltern in ihrem offenen Brief zu bedenken und verweisen auf die pandemiebedingten Schließungen in den zurückliegenden zwei Jahren. „Unsere Kinder haben große soziale Opfer gebracht und verdienen wieder einen geregelten Alltag.“