Mathias Edenborn, der in Stuttgart den Krolock 2002 zum ersten Mal gespielt hat, kehrt ins Palladium-Theater zurück. Foto: Stage Entertainment

In Hamburg ist der Broadway-Hit „Hamilton“ gefloppt, weshalb dort die Vampire zur Rettung dringend benötigt werden. Bis September tanzen sie in Stuttgart – vor dem Abschied dreht das Meisterwerk noch mal auf: Frühere Krolock-Stars spielen, einen Tag der offenen Tür gibt’s.

Hochgelobt, aber in Deutschland durchgefallen: Kaum ein anderes Musical hat die Stage Entertainment mit so hohen Erwartungen vom Broadway nach Hamburg geholt. Als „innovativ“ ist die Show „Hamilton“ angepriesen worden, weil sie mit Rap und Hip-Hop ganz neue Töne im Entertainment auf die Bühne bringt. Viel Geld gab der Musicalmarktführer für die deutsche Übersetzung aus – am Ende war’s wohl Lehrgeld.

Die Geschichte über Alexander Hamilton, einem Gründervater der USA, sorgt zwar in New York Abend für Abend für ein ausverkauftes Theater. Aber im Operettenhaus der Hansestadt sind zu wenig Besucherinnen und Besucher gekommen. Es müssen also Retter her! Und wie das oft so ist: Vampire, bitte übernehmen!

Die Experimentierfreude der Stage wird nicht belohnt

Wenn „Tanz der Vampire“ im September zum vorerst letzten Mal im Stuttgarter Palladium-Theater gespielt wird, dürfen sich die Nachtgestalten danach keineswegs in ihren Särgen ausruhen. Im Herbst ersetzen sie „Hamilton“, eben jenes Stück, das noch länger in Hamburg hätte laufen sollen. Später sollte der Broadway-Hit auch nach Möhringen kommen. Nun also wird die Experimentierfreude der Stage, aus dem Gewohnten auszubrechen, nicht belohnt – erneut muss das Bewährte ran.

Kein anderes Musical bewährt sich in Stuttgart so gut wie Polanskis „Tanz der Vampire“, das 1997 Weltpremiere in Wien und 2000 Deutschland-Premiere auf den Fildern gefeiert hat. Die Gier ist unstillbar. Über 2500 Vorstellungen gab es bisher in den drei Stuttgarter Spielzeiten eines Meisterwerk, das nach all den Jahren immer noch besser wird. Bevor der Abschied im Sommer ansteht (die letzte Show ist am 10. September), der bestimmt kein Abschied für immer sein wird, will die Stage Entertainment mit mehreren Attraktionen noch mal die Fans erfreuen.

Im Gewand des Krolocks präsentieren sich die Publikumslieblinge der früheren Spielzeiten. Der Schwede Mathias Edenborn ist gerade an Reihe. 2002 und 2017 hat er bereits den Chefvampir mit seiner unstillbaren Gier gespielt. „Es ist ein großartiges Erlebnis, wieder hier zu sein“, sagt der 47-Jährige, „das Musical hat in Stuttgart Kultstatus.“ Was ihn an dieser Rolle so reizt? Edenborn: „Eigentlich ist Krolock tot, hat kein Herz und keine Gefühle – aber in Wirklichkeit ist er sehr emotional und kann wahrhaftig lieben – diesen Spagat authentisch darzustellen und ihm die Wandelbarkeit zu verleihen macht unglaublich viel Spaß.“

Nach seiner 900. Vorstellung als Krolock hat Kevin Tarte, der die Rolle seines Lebens außer in Stuttgart auch in Hamburg und Berlin spielte, aufgehört mit dem Zählen. Warum die Vampire so erfolgreich seien? Tarte erklärt dies so: „Es geht um Sex, um dunkle Seiten, aber auch Witz und überraschende Effekte stecken drin.“

Mathias Edenborn und Kevin Tarte beim Tag der offenen Tür am 18. Mai

Die jeweiligen Fans der verschiedenen Publikumslieblinge strömen nun. Thomas Borchert war schon da, jetzt ist Edenborn der Schlossherr, der mit seinem Popbariton Gänsehautmomente auslöst. Am 20. Mai feiert Musicalstar Kevin Tarte mit 66 Jahren seine Rückkehr zu den Vampiren. Wer Edenborn und Tarte abseits einer normalen Vorstellung erleben will, kann zum Tag der offenen Tür des Palladium-Theaters am 18. Mai kommen. Der Blick hinter die Kulissen sieht ein umfangreiches Programm von 12 bis 19 Uhr vor – samt Meet & Greet mit den Darstellern und zahlreichen Selfie-Möglichkeiten. Mathias Edenborn tritt um 12.15 und 13.30 Uhr, Kevin Tarte um 16.45 und 18 Uhr auf. Beide präsentieren zugleich eine Technikshow. Der Eintritt dafür beträgt sieben Euro. Die Karten müssen vorab gekauft werden. Es gibt keine Tageskasse.

Nach den Vampiren kommt erneut ein Musical nach Stuttgart, das hier ein Kassenerfolg war: Disneys „Tarzan“ mit der Musik von Phil Collins feiert am 8. November im Palladium-Theater seine zweite Stuttgart-Premiere.